Zillertalbahn: Wasserstoffzug unterschriftsreif
Vertragswerk für Lieferung und Instandhaltung der Zillertalbahn-Wasserstoffzüge steht. Gemeinde Aschau fasst Grundsatzbeschluss zur Gleisverlegung Richtung Zeller Bergbahn.
Von Angela Dähling
Jenbach –Über 100 Seiten dick ist er und nach vielen Gesprächen und Verhandlungen nun unterschriftsreif: der Liefer- und Instandhaltungsvertrag zwischen der Schweizer Firma Stadler Rail und den Zillertaler Verkehrsbetrieben (ZVG). „Darin festgehalten ist unter anderem, dass der erste von fünf Wasserstoffzügen im Dezember 2022 an uns ausgeliefert wird. Der Rest folgt ab Mai 2023“, informiert Helmut Schreiner, technischer Vorstand der Zillertaler Verkehrsbetriebe. Auf zirka 70 Millionen Euro belaufen sich laut ihm die Fahrzeuginvestitionskosten, weitere 85 Millionen entfallen auf Infrastruktur.
Es ist viel passiert in den letzten Monaten, um die erste mit Wasserstoff betriebene Schmalspurbahn der Welt auf Schiene bringen zu können. Bei Verhandlungen rund um den künftigen Fahrdienstvertrag mit dem Verkehrsverbund Tirol (VVT) und dem Bund (Schieneninfrastrukturgesellschaft) wurde auch die Zillertal Tourismus GmbH (ZTG) ins Boot geholt. „Denn über die Ortstaxe sollen Teile des Zugs und dessen Betrieb finanziert werden“, lässt Schreiner wissen. Genauer gesagt: Die Tourismusverbände im Tal werden die Ortstaxen erhöhen. Mit den zusätzlichen Euros soll den Gästen die Gratis-Nutzung der regulären öffentlichen Verkehrsmittel von Jenbach bis ins Zillertal ermöglicht werden.
Schreiner möchte die eisenbahnrechtliche Planung im ersten Quartal 2020 abschließen. Frühestmöglicher Baustart wäre dann im Frühjahr 2021. Wie berichtet, soll mit der neuen Wasserstoffbahn auch die Talstation der Zillertal Arena in Rohrberg angefahren werden. Dafür wäre eine Trassenverlegung ab Aschau nötig.
Der Aschauer Gemeinderat hat unlängst mit großer Mehrheit (eine Enthaltung, eine Gegenstimme) einen positiven Grundsatzbeschluss hinsichtlich der Trassenverlegung gefasst. „Denn die Vorteile überwiegen“, sagt Bürgermeister Andreas Egger. „Laut Behörde müssen aus Sicherheitsgründen die meisten unserer Bahnübergänge geschlossen werden“, erklärt BM Egger. Die Bahntrasse verläuft in Aschau großteils zwischen Gemeinde- bzw. Landesstraße und Zillertalradweg.
Helmut Schreiner erklärt: „Bei einer technischen Sicherung der Bahnkreuzungen fehlt die nötige Aufstellfläche. Also jene Fläche, auf der etwa ein Lkw vor der Bahnkreuzung nach dem Abbiegen warten kann, ohne den nachfolgenden Verkehr zu behindern.“ Daher müssten die meisten Bahnübergänge geschlossen werden und stattdessen eine große Bahnkreuzung samt neuer Straße errichtet werden, sagt Schreiner.
Das würde die Gemeinde teuer kommen: „Wenn es innerhalb von drei Kilometern weitere Bahnkreuzungen gibt, müsste die Gemeinde dafür aufkommen“, ergänzt BM Egger. Kreuzungsweichen sind dort laut Schreiner ebenfalls nötig und würden Grund verbrauchen. Die neue Trasse indes würde taleinwärts gesehen hinter dem Bahnhof Aschau und der großen Kreuzung zur Zillertalstraße in Richtung des Zillers verlegt werden. Laut Schreiner hat man die Pläne weiter optimiert und damit den privaten Grundverbrauch verringert, indem die Trasse so nah wie möglich an den Ziller gelegt wird. „Ein vier Meter breiter Grundstreifen, der benötigt wird, gehört dort dem Wasserbauamt. Bewirtschaftet wird er von den angrenzenden Bauern“, sagt der Bürgermeister. Dass der geplante Bahndamm am Ziller einen Hochwasserschutz bieten wird, wertet er als Doppelnutzen. Auch dass die bestehende Trasse aufgelassen wird, aber die Zufahrten erhalten bleiben, sieht er als großen Vorteil für die Anrainer. „Und die Bauern, die am Ziller Grund abtreten müssen, bekommen direkt an ihrem Feld welchen von uns bzw. der Bahn dazu“, erklärt er.
Zu den Bauern, die dennoch gegen die Trassenverlegung sind, zählt Thomas Haas. Man sei mit der im August präsentierten Trassenverlegung nicht einverstanden und habe einen Rechtsanwalt mit der Sache betraut. „Unser Wunsch ist es, neue Lösungen für die bestehende Trasse zu erarbeiten“, sagt Haas. Die Verhandlungen gehen also weiter, aber Helmut Schreiner bleibt zuversichtlich.