Österreich will um hohe Forschungsmittel bei EU kämpfen

Österreich will bei den Verhandlungen zum nächsten EU-Finanzrahmen um hohe Mittel für die Forschung kämpfen. „Für uns ist klar: Wir sind einerseits Nettozahler, wünschen uns aber andererseits Rückflüsse dort, wo wir besonders profitieren, und das sind die Forschungs- und Innovationsprogramme“, so Bildungsministerin Iris Rauskala am Dienstag im Vorfeld der Europatagung des Ministeriums zur APA.

Die Tagung steht heuer unter dem Motto „Turning the Page“: „Vieles ist dabei, sich zu verändern“, so Rauskala. Derzeit wird über den neuen EU-Finanzrahmen ab 2021 bzw. damit verbunden das neue Forschungsrahmenprogramm „Horizon Europe“ verhandelt. Letzteres soll nach Plänen der EU-Kommission mit 100 Mrd. Euro von 2021 bis 2027 doatiert sein (zum Vergleich: das derzeitige Rahmenprogramm „Horizon 2020“ ist 77 Mrd. Euro schwer). „Wenns ums Budget geht, kämpft man mit harten Bandagen“, betonte Rauskala.

Derzeit trägt Österreich zu „Horizon 2020“ 2,36 Prozent der Mittel bei - über diverse Ausschreibungen fließen allerdings 2,8 Prozent des Budgets wieder zurück. „In diesem Bereich sind wir also Nettoempfänger“, so Rauskala - als zweiter großer Bereich neben der ländlichen Entwicklung. Bisher konnten österreichische Teilnehmer 1,31 Mrd. Euro aus dem Programm einwerben. Bleibt es bei diesem Trend, stehen bis zum Ende des Programms 2020 1,85 Mrd. Euro auf der Haben-Seite. Als ursprüngliches Ziel waren rund 1,5 Mrd. Euro angepeilt.

Knapp 60 Prozent der von Österreich eingeworbenen Mittel bei „Horizon 2020“ gingen an Hochschulen oder Forschungseinrichtungen, ein Drittel an Unternehmen (allein 29 Prozent an KMU). Erfolgreichste Einzel-Teilnehmer sind die Uni Wien (83 Mio. Euro), gefolgt vom Austrian Institute of Technology (AIT) mit 71 Mio. Euro und der Technischen Universität (TU) Wien mit 69 Mio. Euro.

Schlussfolgerung: „Wir hätten im Finanzrahmen gerne viel in den Forschungsbereich investiert“, so Rauskala. Dazu komme noch, dass im neuen Rahmenprogramm erstmals fünf sogenannte Missionen definiert wurden: In den Bereichen Krebs, Klimawandel, gesunde Ozeane, klimaneutrale Städte sowie Bodengesundheit und Lebensmittel sollen sowohl Grundlagenforschung betrieben als auch konkrete Umsetzungen vorangetrieben werden. „Das ist eine neue Art der Politikgestaltung. Wie können Gesetze und Regulative Hand in Hand gehen mit Forschungsleistungen?“

Bis Mitte 2020 soll nun breit diskutiert werden, was in diesen fünf Bereichen genau erreicht werden soll, betonte der Generaldirektor für Forschung und Innovation in der EU-Kommission, Jean-Eric Paquet. Das könne im Bereich Krebs etwa sein, bis 2030 Krebs bei Kindern auszumerzen oder bis zu diesem Zeitpunkt 50 Prozent der Krebsfälle zu verhindern. „Wenn wir uns darüber einig sind, müssen wir an der Forschungsagenda arbeiten.“

Im Rahmen der Europatagung verabschiedet wurde mit dem ERA Council Forum Austria eines der Forschungs-Beratungsgremien der Bundesregierung. Die Amtszeit des von Helga Nowotny geleiteten Rats war nach sechs Jahren abgelaufen. Die diversen Beratungseinrichtungen der Regierung im Forschungs- und Wissenschaftsbereich sollen demnächst neu aufgestellt werden.