Tirol

Expertengipfel zu UVP für Gletscherehe Pitztal/Ötztal

Zu den Sprengungen betonen der Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden, Jakob Falkner, und sein Kollege von den Pitztaler Gletscherbahnen, Eberhard Schultes, dass eine Gratspitze begradigt und somit Fels um zirka 36 Meter abgetragen werden müsse.
© Vincent Sufiyan/WWF

Eine Gratspitze wird abgetragen, 64 Hektar Pisten werden errichtet. Der Zusammenschluss der Skigebiete am Pitztaler und Ötztaler Gletscher ist bereits vor der Umweltprüfung eine Gratwanderung.

Innsbruck — Die Eingriffe für den Zusammenschluss der Skigebiete am Pitztaler und Ötztaler Gletscher sind massiv. 64 Hektar Pisten, eine neue Mittelstation, für die eine Berggratspitze abgetragen werden muss, drei Seilbahnen, ein Skitunnel und ein Speicherteich sind im Gletschergebiet geplant. Die Auswirkungen auf den Natur- und Lebensraum sind naturgemäß die zentralen Problemstellungen in der mündlichen Verhandlung für die Umweltverträglichkeitsprüfung.

Ob die für mehrere Tage anberaumte Erörterung plangemäß ab 9. Dezember stattfindet, ist nach wie vor mehr als ungewiss. Laut TT-Informationen soll es deshalb heute zu einem Expertengipfel mit allen Beteiligten kommen. Zu viele Fragen sind noch offen. Offenbar rückt auch der Verkehr in den Mittelpunkt, denn die neue Skiarena würde noch mehr Individualverkehr anziehen.

Sie wird für eine Seilbahnstation (Visualisierung: ILF) abgetragen
© Visualisierung: ILF

Unabhängig davon erfolgte in den vergangenen Tagen eine ebenso massive Zuspitzung: „Tirol will Berggipfel für Skigebiet sprengen", titelte etwa die auflagenstärkste deutsche Tageszeitung Bild. Dazu haben bereits mehr als 75.000 Menschen die Online-Petition des Tiroler Umweltschützers Gerd Estermann gegen die Skigebietsfusion am Gletscher unterzeichnet. Alpenverein, WWF und die Naturfreunde unterstützen ihn tatkräftig. Seit die überdimensioniert dargestellten Bilder vom abgetragenen „Gipfel" durch die sozialen Medien gejagt wurden, vervielfachte sich die Zahl jener, die sich online gegen das 130-Millionen-Euro-Projekt aussprechen.

Bei einem Lokalaugeschein am Gletscher wollen der Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden, Jakob Falkner, und sein Kollege von den Pitztaler Gletscherbahnen, Eberhard Schultes, heute aus ihrer Sicht die Dimensionen richtigstellen. Zu den Sprengungen wird betont, dass eine Gratspitze begradigt und somit Fels um zirka 36 Meter abgetragen werden müsse. „Keinesfalls kann hier von der 'Sprengung eines Berges' — sowie nun behauptet — die Rede sein. Die in den Bildmontagen von Umweltorganisationen verwendeten Motive kolportieren den Abtrag von 55 Metern Gestein — das würde ein Vielfaches der tatsächlichen Kubatur darstellen."

Das lässt wiederum der WWF nicht gelten: „Ein derart überdimensioniertes Mega-Projekt in einer hochsensiblen Gletscherlandschaft muss bei der Umweltverträglichkeitsprüfung durchfallen", fordert Landschaftsökologe Josef Schrank. Fakt sei, dass 120.000 Kubikmeter Felsen abgetragen werden müssten. (pn)

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