Übergriffe 1996: Drei Jahre Haft für 79-Jährigen
Sexualdelikte gegenüber sechsjähriger Nichte holten Rentner ein. Prozess nach 23 Jahren endete am Landesgericht mit teilbedingter Gefängnisstrafe.
Über die Justiz gibt es viele Redensarten – zwei von ihnen sollten Gesetzesbrechern besonders zu denken geben: So reicht der Arm der Justiz bekanntlich weit, zugleich mahlen die Mühlen der Justiz manchmal zwar langsam, aber dafür eben stetig. Dies verspürte gestern am Landesgericht ein 79-Jähriger, der 23 Jahre nach den Übergriffen an seiner Nichte wegen etlicher Sexualdelikte angeklagt war.
Laut Staatsanwältin Karin Draschl hatte sich der Tiroler seit 1996 bei verschiedensten Gelegenheiten an das damals sechsjährige Mädchen herangemacht. Sogar im Urlaub in Bibione hatte der Mann die kleine Nichte nicht verschont. Dass das Kind zum Lohn dafür einmal ein Meerschweinchen bekommen hätte, wurde von der Verteidigung beim Eröffnungsplädoyer bestritten. Schon zur Tatzeit habe der Tiroler das Kind zudem zum Schweigen genötigt, indem er gedroht hatte, dass es ins Heim oder ins Gefängnis komme, wenn es das Geheimnis nicht für sich behalten würde.
Erst über eine spätere Erkrankung des Opfers war das schlimme Geheimnis dann doch noch zum Vorschein und zur Anzeige gebracht worden. Bei Ersteinvernahmen hatte der Beschuldigte die Vorwürfe teils zugestanden.
Der weitere Prozess war gestern unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt worden. Am Ende verkündete Richterin Sandra Presslaber als Vorsitzende des Schöffensenats – nun wieder öffentlich – das Urteil: drei Jahre Haft, zwei davon bedingt. „Aufgrund des sehr hohen Alters und weil alles schon sehr lange her ist, besteht wohl auch eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass Sie nicht mehr straffällig werden. Ein Jahr Haft müssen Sie aber unbedingt verbüßen!“ An das Opfer ergingen dazu 1000 Euro Schmerzensgeld.
Wegen angeklagter Untreue an einer 83-Jährigen geht es für einen 27 Jahre alten Mann um bis zu zehn Jahre Haft. Der Oberländer war der Rentnerin immer wieder behilflich, zuletzt war er allerdings von einer Bankbeamtin bei der Überweisung von 170.000 Euro auf sein Konto gestoppt worden. Laut 83 Jahre alter Frau ohne jegliche Zustimmung. Für Zeugen wurde vertagt. (fell)