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Spektakulärer Raub in Dresden: Neue Details zu Juwelendiebstahl

Spurensicherung vor Ort: Die Täter haben vor dem Einbruch die Straßenbeleuchtung außer Gefecht gesetzt.
© APA/dpa-Zentralbild/Sebastian Ka

Zwei Tage nach dem spektakulären Juwelendiebstahl öffnet das Residenzschloss in Dresden wieder für Besucher – nur nicht das betroffene barocke Schatzkammermuseum. Indes gibt es neue Erkenntnisse zur Tat. So geht der Ausfall der Straßenbeleuchtung auf das Konto der Einbrecher. Ein Video zeigt die Einbrecher bei der Tat.

Dresden – Zwei Tage nach dem Aufsehen erregenden Einbruch ins Historische Grüne Gewölbe in Dresden öffnen die Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) das Residenzschloss wieder für Besucher. Ab Mittwoch sind alle Museen wieder normal geöffnet – mit Ausnahme des barocken Schatzkammermuseums. „Das bleibt vorerst geschlossen“, sagte Generaldirektorin Marion Ackermann.

Die Spurensicherung dort wird nach Angaben der Polizei fortgesetzt. SKD-Experten machen unterdessen eine Bestandsaufnahme der Verluste und Schäden, die die Juwelendiebe am Montagmorgen verursachten. Im Schloss befinden sich auch das Münzkabinett, die Rüstkammer und das Kupferstichkabinett.

Unbekannte waren in das berühmte Museum eingedrungen und hatten zahlreiche Schmuckstücke mit Diamanten und Brillanten gestohlen. Sie stiegen über eines der vergitterten Fenster in den Pretiosensaal ein und liefen dann gezielt ins Juwelenzimmer, den prächtigsten Raum des vom sächsischen Kurfürsten und polnischen König August der Starke (1670-1733) eingerichteten Schatzkammermuseums.

Video zeigt Täter beim Einbruch

Auf einem von der Polizei veröffentlichten Überwachungsvideo sind zwei Einbrecher mit Taschenlampen zu sehen, wie sie den dunklen Raum betreten und einer von ihnen mit einer Axt auf die Vitrine einschlägt.

Die Ermittler gehen von vier Tätern aus, hieß es am Mittwoch. Wie die Polizei in der sächsischen Hauptstadt mitteilte, „verdichten sich die Hinweise, dass vier Täter am Einbruch beteiligt waren“. Dies gehe aus der Auswertung von vorliegendem Videomaterial hervor.

Wertvolle Stücke wie dieses wurden von den Tätern gestohlen.
© AFP

Demnach sollen neben den zwei Tätern, die im Inneren des Residenzschlosses auf einem Überwachungsvideo zu sehen sind, noch zwei weitere Verdächtige außerhalb des Gebäudes gewesen sein. Die Tatortarbeit gestalte sich „sehr aufwändig“, erklärten die Beamten weiter. Dies liege auch daran, dass die Einbrecher am Tatort einen Pulverfeuerlöscher entleert hätten, um Spuren zu verwischen. Bisher seien bei der Sonderkommission „Epaulette“ insgesamt 205 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Diese würden ausgewertet und „priorisiert abgearbeitet“. Zudem würden weiter Aufnahmen verschiedenerer Überwachungskameras ausgewertet.

Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, sieht eine neue Bedrohung für die Sicherheit von Museen. Ermittlungsbehörden wie Bundeskriminalamt, Landeskriminalämter und Sicherheitsfachleute der Museen sollten sich zusammensetzen und beraten, wie darauf reagiert werden könne, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Wir sollten eine kleine Taskforce einsetzen, die sich genau darüber Gedanken macht aufgrund dieser ganz spezifischen neuen Gefährdungslage.“

Einzelne Stücke könnten für Verkauf zerstört werden

Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) will Experten zusammenrufen. „In unseren Museen lagern Kunstschätze, die die kulturelle Identität unseres Landes ausmachen und deren Wert in die Milliarden geht“, sagte sie der Düsseldorfer Rheinischen Post (Mittwoch). Die Sicherheitskonferenz müsse sich mit der Frage auseinandersetzen, „wie Museen ihre Objekte künftig gegen ein derart brutales Vorgehen schützen können und gleichzeitig in gewohnter Weise für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben“.

Für Parzinger ist es eine neue Dimension, Kunst „von höchst symbolischem Wert“ wegen ihres Materialwertes zu zerstören. Es werde „auf barbarische Weise“ geplündert, wie das Geschehen in der sächsischen Schatzkammer zeige. „Die Gefahr ist sehr groß, dass die einzelnen Pretiosen dann zerlegt werden, die Diamanten und andere Edelsteine herausgelöst und möglicherweise geschliffen werden, damit man nicht erkennt, dass es alte Stücke sind, und sie weiterverkauft.“

Die SKD verteidigten das Vorgehen der beiden Wachleute in der Sicherheitszentrale nach dem dreifachen Alarm. Sie hätten wegen der auf den Videobildern sichtbaren brutalen Gewalt der Diebe auf die Polizei gewartet und nicht selbst eingegriffen.

Straßenbeleuchtung von Tätern attackiert

Die Ermittler fahnden weiter nach den Tätern, nur das von ihnen in Brand gesteckte Fluchtauto wurde bislang gefunden. Der Ausfall der Straßenbeleuchtung am Schloss während des Einbruchs geht ebenfalls auf ihr Konto.

Die Polizei sprach von einer „zielgerichteten und geplanten Tat“, SKD-Sicherheitschef Michael John von „hoher krimineller Energie und Vorsatz“. Der Angriff sei außergewöhnlich gut vorbereitet und ausgeführt worden, daher werde von Insiderwissen ausgegangen. Es sei mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass die Einbrecher detaillierte Kenntnis hatten. „Das wäre eine schreckliche Vorstellung“, sagte SKD-Generaldirektorin Ackermann.

Die Täter schlugen mit Werkzeugen auf die Vitrine ein und konnten das Glas so zerstören.
© Polizei Dresden/YouTube

Im Schloss gibt es laut SKD mehrere Sicherheitszentralen, die mit je zwei Personen rund um die Uhr besetzt sind. Jährlich würden acht Millionen Euro für Sicherheit ausgegeben. Auch sei die Ausbildung der Wachleute privater Sicherheitsfirmen intensiviert worden.

Weniger Beute als befürchtet

Bis Mittwochmittag will der Direktor des Grünen Gewölbes, Dirk Syndram, den Schaden beziffern und der Polizei möglichst genaue Beschreibungen der Verluste übergeben, „auf dass diese dann erkannt werden“. Er durfte am Dienstag erstmals an den Tatort und selbst Fotos machen. Nach einer ersten Einschätzung ist von den drei kostbarsten Juwelengarnituren weniger gestohlen worden als befürchtet. Einige sehr wichtige Objekte seien weg, aber andere verlorengeglaubte nicht, hieß es. (dpa)

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