Proteste in Kolumbien gehen in mehr als einem Dutzend Städten weiter
Gewerkschaften und soziale Bewegungen hatten nach Verhandlungen mit der konservativen Regierung von Präsident Iván Duque zu landesweiten Demonstrationen aufgerufen.
Bogota – Erneut sind in vielen Städten Kolumbiens Menschen gegen die Regierung auf die Straße gegangen. In der Hauptstadt Bogotá und mehr als einem Dutzend weiterer Städte fanden am Mittwoch Demonstrationen statt. Seit einer Woche protestieren Zehntausende Kolumbianer in dem südamerikanischen Land gegen geplante Arbeitsmarkt- und Pensionsreformen sowie zunehmende Gewalt gegen soziale Aktivisten.
Gewerkschaften und soziale Bewegungen hatten nach Verhandlungen mit der konservativen Regierung von Präsident Iván Duque zu landesweiten Demonstrationen aufgerufen. Die Gewerkschaften werfen der Regierung vor, Reformen zu Lasten von Arbeitern, Rentnern und Berufsanfängern durchsetzen zu wollen.
Präsident kündigte Maßnahmen an
Berichte über Gewalt gab es zunächst nicht. Zuvor war es am Rande der Proteste zu gewalttätigen Ausschreitungen und Plünderungen gekommen. Vier Menschen kamen dabei ums Leben, darunter der 18-jährige Schüler Dilan Cruz, der bei einer Demonstration am Samstag offensichtlich von einem von der Polizei abgefeuerten Gummigeschoss am Kopf getroffen wurde und drei Tage später starb.
Präsident Duque hatte nach den Verhandlungen mit den Gewerkschaften eine Reihe von Maßnahmen angekündigt: So sollen die ärmsten 20 Prozent der Kolumbianer von der Mehrwertsteuer befreit, die Krankenversicherungsbeiträge der Rentner gesenkt und Anreize für die Schaffung neuer Arbeitsplätze gesetzt werden.
Zuletzt wurden zahlreiche Länder in Südamerika von heftigen Protesten erschüttert. In Bolivien trat Präsident Evo Morales nach Wahlfälschungsvorwürfen zurück und floh ins Exil nach Mexiko. In Chile einigten sich die Regierung und die Opposition nach wochenlangen Demonstrationen darauf, eine neue Verfassung auszuarbeiten. In Ecuador musste die Regierung wegen heftiger Proteste die Streichung von Benzin-Subventionen wieder zurücknehmen. (APA/dpa)