„Es sind schon Leute beim Tätowieren eingeschlafen“
Ein Unterarm statt eines Blatts Papier: Der Beruf als Tätowiererin kombiniert für Vanessa Schrott viel Kreativität mit Nähe zum Menschen.
Von Nina Zacke
Telfs –Von Kunden, die einschlafen und erst mit der Vollendung des Tattoos nach über vier Stunden wieder aufwachen, über solche, die vor Schmerzen schreien, bis hin zu jenen, die die Sitzung nützen, um ihre gesamte Lebensgeschichte loszuwerden: „Den klassischen Tattookunden gibt es nicht“, sagt die Tätowiererin Vanessa Schrott. Schrott arbeitet seit drei Jahren im Studio Body Art in Telfs.
Meist beginnt ihre Arbeit als Tätowiererin mit einer Skizze auf einem Blatt Papier, die sie nach den Wünschen des Kunden zeichnet. Sobald dieser mit dem Rohentwurf zufrieden ist, unterzeichnet der zukünftig Tätowierte eine Einverständnisverklärung. Das sei deshalb wichtig, um anschließend beispielsweise im Fall einer allergischen Reaktion rechtlich abgesichert zu sein, sagt die junge Frau. Dann überträgt Schrott die Skizze auf ein Transferpapier und drückt dieses auf die jeweilige Körperstelle, die sie vorher rasiert und desinfiziert hat. Das dient der Tätowiererin als Vorlage, um die Nadel später richtig setzen zu können.
Und dann geht es los: Mit der Tätowiernadel und entsprechender Tinte sticht sie Symbole, Ornamente, Namen oder ganze Kunstwerke in die Haut. Das Tattoo wird von ihr anschließend noch mit einer speziellen Salbe eingecremt und mit Folie umwickelt. Das diene als „Schutz für die offene Wunde“, erklärt Schrott.
Wer glaubt, dass die Arbeit eines Tätowierers nach dem Stechen beendet ist, täuscht sich. „Nachdem ich das Tattoo gestochen habe, muss ich alles nachdokumentieren“, berichtet die Oberländerin. Das bedeutet, dass sie im Detail notiert, welche Farbe, welche Nadel und welche Desinfektionsmittel während der Sitzung verwendet wurden. Auch die Nachkontrolle der Tattoos nach ca. einem Monat fällt in ihr Aufgabengebiet.
Beim Tätowieren ist es nicht nur notwendig, auf äußerste Sauberkeit und Hygiene zu achten, auch die Arbeit selbst erfordert viel Präzision und vollen Körpereinsatz. So muss die Tätowiererin beim Stechen nämlich mit einer Hand die Haut spannen und mit der anderen die Nadel führen. Geübt hat sie vor drei Jahren auf Schweinehaut und bei Freunden und Familie, „denn irgendwo muss man sich ja ausprobieren“, sagt sie. Dass Schrott heute als Tätowiererin arbeitet, hat nicht nur sie selbst, sondern auch ihr Umfeld überrascht: „Ich habe die HTL Bau und Design absolviert und wollte danach unbedingt in einem kreativen Beruf arbeiten.“ Und das ist der Job allemal: Tätowierer sind nämlich in erster Linie Künstler.