Franzosen wollen wieder gegen Rentenreform auf die Straße gehen
Seit knapp zwei Wochen wird in Frankreich massiv gegen die geplante Rentenreform von Präsident Macron protestiert. Die Regierung gerät wegen eines Rücktritts noch stärker in die Bredouille.
Paris – Im Konflikt um die Rentenreform wollen in Frankreich wieder zehntausende Menschen auf die Straße gehen. Mehrere Gewerkschaften, unter ihnen auch die gemäßigte CFDT, riefen zu Demonstrationen auf.
In Paris wurde ein großer Protestzug angekündigt, der von der Place de la République im Osten der Stadt starten soll. Auch in Lyon und Nantes sind Demonstrationen angekündigt.
Neben Behinderungen im öffentlichen Nah- und Fernverkehr wurde auch erneut mit Ausfällen in Schulen gerechnet. Einschränkungen werden auch auf dem internationalen Flughafen Orly im Süden von Paris erwartet.
Über 800.000 Menschen demonstrierten am ersten Tag
Die Proteste hatten vor knapp zwei Wochen begonnen. Am Dienstag vor einer Woche beteiligten sich laut Innenministerium rund 340.000 Menschen an den Demonstrationen. Am ersten Tag der Massenproteste am 5. Dezember gingen nach Regierungsangaben über 800.000 Menschen im ganzen Land auf die Straßen. Die Hardliner-Gewerkschaft CGT sprach sogar von über 1,5 Millionen Menschen.
Mit der Reform will die Mitte-Regierung von Präsident Emmanuel Macron die Zersplitterung in 42 Renten-Einzelsysteme, von denen einige zahlreiche Sonderrechte und Privilegien mit sich bringen, beenden und Menschen auch dazu bringen, länger zu arbeiten.
Macron und seine Regierung müssen mitten in dem krisenhaften Konflikt einen schweren Rückschlag hinnehmen. Denn der 72 Jahre alte Hochkommissar für die Rentenreform, Jean-Paul Delevoye, trat am Montag überraschend zurück. Er reagierte damit auf Enthüllungen über zahlreiche Nebenjobs. Sein Fehler sei von „schuldhafter Leichtigkeit“, räumte der aus Nordfrankreich stammende Delevoye in einer Erklärung ein.
Delevoye hatte die Rentenreform, ein soziales Vorzeigevorhaben Macrons, seit über zwei Jahren vorbereitet. Die Regierung kündigte in der vergangenen Woche Zugeständnisse an, die den Gewerkschaften aber nicht ausreichen. (dpa)