Zu Weihnachten in Frankreich keine Streikpause in Sicht
Die Streiks in Frankreich gehen zu Weihnachten weiter: Ein Appell von Präsident Emmanuel Macron an die Gewerkschaften für eine Pause an den Feiertagen ist ungehört verhallt. Der Bahnverkehr war am Montag landesweit erneut massiv gestört, auch für die Weihnachtstage war keine entscheidende Besserung zu erwarten.
In Paris bleibt der Nahverkehr auch an Heiligen Abend „stark eingeschränkt“, wie die Gesellschaft RATP mitteilte. Am 19. Protesttag gegen die Pensionsreform fielen nach Angaben der Bahngesellschaft SNCF 60 Prozent der TGV-Schnellzüge und der Regionalzüge sowie 75 Prozent der Intercity-Züge aus.
Besonders schwierig war die Lage wieder im Pariser Umland, wo viele Menschen mangels Vorortzügen auf das eigene Auto oder Taxis ausweichen mussten. In der Hauptstadt gingen viele Einwohner und Touristen zu Fuß oder bewegten sich mit Leihrädern oder E-Scootern fort, da die meisten Metros und Busse nicht fahren.
Gegen die Pensionsreform opponierende Demonstranten legten am Montag vorübergehend die Pariser Metro 1 lahm - eine der beiden vollautomatischen Linien, die als einzige regulär fahren. Durch die Blockadeaktion am Bahnhof Gare de Lyon östlich des Zentrums sei die Linie rund 20 Minuten unterbrochen gewesen, so ein RATP-Sprecher. Verkehrsministerin Elisabeth Borne kritisierte die Aktion scharf. Das Streikrecht dürfe nicht dazu missbraucht werden, „Reisende zu behindern und einzuschüchtern“, sagte sie.
Trotz eines Appells von Präsident Macron wollen die meisten Gewerkschaften die Streikaktionen im Schienenverkehr vorerst bis Ende Dezember fortsetzen. Die Beteiligung ist allerdings rückläufig: Am Montag legte weniger als die Hälfte der Lokführer die Arbeit nieder und knapp jeder dritte Schaffner. Insgesamt streikten gut neun Prozent der Bahnmitarbeiter, zu Beginn der Streikwelle waren es noch fast 56 gewesen.
Auch die Zustimmung zu den Protesten sinkt: Nach einer aktuellen Umfrage unterstützen rund 51 Prozent der Franzosen die Streiks, wie eine Befragung des Instituts Ifop ergab. Das waren drei Prozentpunkte weniger als bei einer Umfrage desselben Instituts eine Woche zuvor. Mehr als zwei Drittel der Franzosen - 69 Prozent - glauben demnach, dass die Regierung die Pensionsreform in jedem Fall durchzieht.
In mehreren Landesteilen Frankreichs wurden auch erneut Raffinerien bestreikt. Ein Werk des Ölkonzerns Total bei Marseille liegt seit Beginn der Protestwelle am 5. Dezember still. Betroffen von den Streiks ist auch die Pariser Oper, deren Mitarbeiter damit gegen die Abschaffung ihrer Sonderpension protestieren. Durch ausgefallene Vorstellungen seien den beiden Opernhäusern bereits rund acht Millionen Euro an Einnahmen entgangen, erklärte die Institution.
Die Pensionsreform ist das zentrale Reformversprechen Macrons. Er will das komplizierte System mit 42 verschiedenen Regelungen in Frankreich vereinheitlichen und das Milliarden-Defizit der Pensionskassen abbauen. Besonders umstritten ist die faktische Anhebung des Antrittsalters von derzeit 62 auf künftig 64 Jahre.