Anti-Regierungsproteste in Algerien trotz Staatstrauer
Trotz der dreitägigen Staatstrauer wegen des Todes des langjährigen Generalstabschefs Ahmed Gaid Salah haben am Dienstag erneut hunderte Algerier gegen die politische Führung des Landes demonstriert. Die Menschen, darunter viele Studenten, versammelten sich wie jeden Dienstag seit Februar in der Hauptstadt Algier und forderten Reformen.
Der 79-jährige Gaid Salah war am Montag einem Herzinfarkt erlegen. Er stand nach dem Rücktritt des langjährigen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika im April faktisch an der Spitze des Staates, bis Abdelmadjid Tebboune am vergangenen Donnerstag als neuer Staatschef vereidigt wurde.
Tebboune ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Am Mittwoch soll Gaid Salah beigesetzt werden. Zuvor wird seine Leiche im Volkspalast aufgebahrt. Offiziell gehörte Gaid Salah der Regierung nur als stellvertretender Verteidigungsminister an, sein Einfluss als Generalstabschef reichte jedoch weit über dieses Amt hinaus.
Der 2004 zum Generalstabschef ernannte Gaid Salah spielte eine Schlüsselrolle bei der Durchsetzung der höchst umstrittenen Präsidentschaftswahl in diesem Jahr. Die Protestbewegung „Hirak“, die weitreichende Reformen in Algerien verlangt, boykottierte den Urnengang. Die Demonstranten forderten eine Neuwahl ohne Beteiligung Gaid Salahs und dass vor einem Wahlgang neue demokratische Institutionen geschaffen werden müssten.