Neue Proteste überschatten Heiligen Abend in Hongkong
Neue Proteste und Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizei haben den Heiligen Abend in Hongkong überschattet. Die Einsatzkräfte gingen mit Tränengas, Wasserwerfer und Schlagstöcken gegen Aktivisten vor. Die Regierung der chinesischen Sonderverwaltungsregion verurteilte am Mittwoch die Gewalt.
Unruhestifter hätten Straßen blockiert, Geschäfte in Einkaufszentren beschädigt, Brände gelegt und Polizeibeamte angegriffen. Die soziale Ordnung und auch die Feiertagsstimmung seien „ernsthaft gestört“ worden, hieß es weiter.
Die Ausschreitungen dauerten bis in die Morgenstunden des Christtages an. Aktionen gab es in mehreren Stadtteilen wie in den populären Einkaufs- und Touristenzielen Tsim Sha Tsui und Mong Kok. Augenzeugen berichteten, Demonstranten seien singend durch Einkaufsplazas gezogen und hätten gezielt Läden attackiert, die geschäftliche Beziehungen zur Volksrepublik unterhalten. Die Proteste weiteten sich auf die Straßen aus. Die Polizei ging mit einem Großaufgebot vor.
Trotz mehrfacher Aufforderungen der Einsatzkräfte lösten sich die Menschenmengen nicht auf. Gegen Mitternacht wünschten die Demonstranten der Polizei sogar ein lautstarkes „Frohe Weihnachten“, ehe kurz darauf Brandsätze geworfen wurden. Auf der Straße vor dem historischen Peninsula-Hotel ging die Polizei mit Tränengas gegen Demonstranten vor. Auch wurde Pfefferspray eingesetzt. Mehrere U-Bahn-Stationen mussten aus Sicherheitsgründen geschlossen werden.
Die Demonstrationen in Hongkong waren vor einem halben Jahr ursprünglich aus Ärger über ein geplantes Gesetz für Auslieferungen von Verdächtigen an China entbrannt. Danach entwickelte sich der Protest zu einer breiteren Bewegung gegen die Hongkonger Regierung und den zunehmenden Einfluss der kommunistischen Pekinger Führung. In den vergangenen Wochen waren die Proteste etwas abgeflaut. Doch gibt es im Internet Aufrufe zu weiteren Aktionen über die Feiertage.
Seit der Rückgabe 1997 an China wird die frühere britische Kronkolonie nach dem Grundsatz „ein Land, zwei Systeme“ autonom regiert. Die sieben Millionen Hongkonger genießen - anders als die Menschen in der Volksrepublik - viele Rechte wie Versammlungs- und Meinungsfreiheit. Die Hongkonger fürchten aber zunehmend um ihre Freiheiten. Auch fordern sie echte Demokratie, wie es ihnen beim Souveränitätswechsel auch in Aussicht gestellt worden war.