„Enormer sozialer Sprengstoff“: Warnung vor Überforderung bei Klimaschutz
Der Präsident des EU-Parlaments, David Sassoli, mahnt dazu, den Übergang hin zur Klimaneutralität möglichst „gerecht zu gestalten“. Eine Überforderung der Bürger wäre „ebenso fatal wie nichts zu tun“.
Berlin – EU-Parlamentspräsident David Sassoli hat vor einer Überforderung der Bürger beim Klimaschutz gewarnt. Dies wäre „ebenso fatal wie nichts zu tun“, sagte Sassoli den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitagsausgaben). Ein Klimaschutz, der beispielsweise die Menschen in den von Kohle abhängigen Regionen allein lasse, berge „enormen sozialen Sprengstoff“ und werde nicht wirklich erfolgreich sein.
Der Erfolg des sogenannten Green Deal für die EU werde auch davon abhängen, dass es gelinge, den Übergang hin zur Klimaneutralität „gerecht zu gestalten“, hob der Italiener hervor. Er begrüßte, dass die EU-Kommission beim Klimaschutz „einen Fonds für den gerechten Übergang“ plane. Jetzt müssten im Haushalt auch die Mittel dafür bereitgestellt werden.
Tiefgreifender Umbau der EU-Volkswirtschaften
Der Green Deal der neuen EU-Kommission unter Ursula von der Leyen sieht vor, dass die Europäische Union bis zum Jahr 2050 klimaneutral ist. Dies bedeutet, dass ab dann der verbleibende Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase komplett kompensiert wird. Geplant ist dafür ein tiefgreifender Umbau der EU-Volkswirtschaften in allen Bereichen, für den jährlich viele Milliarden Euro an Investitionen nötig sind.
Sassoli sagte, der europäische Green Deal werde nur gelingen, wenn das Ziel der Klimaneutralität als Chance begriffen werde - „für Innovation und Wachstum, neue Jobs, ein gesünderes Leben“. Die EU müsse anderen Staaten vorleben, dass „der europäische Weg nicht nur zu mehr Klimaschutz führt, sondern viele weitere Vorteile bringt, etwa in Sachen Innovation oder Energieunabhängigkeit“. China beispielsweise beobachte die Entwicklungen beim Klimaschutz in der EU „sehr interessiert“. (APA/AFP)