Premier League

„Noch nichts entschieden“: Leader Liverpool bleibt noch vorsichtig

Für den FC Liverpool hieß es kräftig Feiern nach dem Spiel gegen Verfolger Leicester. Noch will man die Kirche jedoch im Dorf lassen.
© AFP/Scarff

Der FC Liverpool hat 20 Spiele vor Schluss einen Polster von 13 Punkten – und ein Spiel weniger ausgetragen. In England werden bereits die größten Selbstfaller der Geschichte herausgekramt, um ein Horrorszenario für das Klopp-Team zu beschreiben. Damit das nicht passiert, bleibt man in Liverpool noch vorsichtig.

Leicester, Liverpool – 30 Jahre des Schmerzes in der englischen Fußball-Meisterschaft dürften für Liverpool 2020 ein Ende haben. Die „Reds“ befinden sich nach einem 4:0-Sieg beim ersten Verfolger Leicester City klar auf Titelkurs. In England werden bereits die größten Selbstfaller der Sportgeschichte hervorgekramt – für den Fall, dass das Team von Jürgen Klopp seinen aktuellen 13-Punkte-Polster noch verspielen sollte.

Die Akteure selbst wollten nach der vielleicht besten Saisonleistung des Champions-League-Siegers noch nichts von einer vorzeitigen Titelentscheidung wissen. „Für mich klingt es, als wäre noch nichts entschieden“, betonte Erfolgscoach Klopp. „Wir versuchen einfach alles, um für unsere nächsten Spiele bereit zu sein.“ Das nächste steigt bereits am Sonntag (17.30 Uhr MEZ/live Sky) zu Hause gegen Wolverhampton.

Die einzigen verbliebenen Herausforderer Leicester und ManCity haben im dichten Weihnachts- und Neujahrsprogramm einen Tag weniger Zeit zur Regeneration. Leicester muss weniger als 48 Stunden nach der Heimpleite gegen den Tabellenführer am Samstagabend (18.30 Uhr) bei West Ham antreten, ManCity (Freitagabend in Wolverhampton im Einsatz) empfängt am Sonntag (19 Uhr) Sheffield United.

Verfolger müssen auf etliche Umfaller hoffen

13 Punkte sind der größte Premier-League-Vorsprung am traditionellen „Boxing Day“ (26. Dezember) seit Manchester United 1993. Mit einem ausgetragenen Spiel weniger scheint der Weg zum ersten Meistertitel seit 1990 für Liverpool frei. In den ausständigen 20 Ligaspielen müssten die „Reds“ 14 Punkte abgeben, um den Verfolgern zumindest eine mathematische Chance zu geben. In ihren jüngsten 45 Premier-League-Partien waren es allerdings nur deren 13.

Die bisher letzte Liganiederlage setzte es am 3. Jänner 2019 gegen ManCity (1:2). Seither ist Liverpool 35 Premier-League-Spiele ungeschlagen. „Die einzige Sache, die sich ändert, sind die Zahlen“, erklärte Klopp. „Es waren zehn, elf, und jetzt sind es 13 Punkte. Aber wir denken nicht daran. Wir haben es nicht einmal thematisiert. Es ist einfach nicht interessant.“

Zu oft hat Liverpool in den vergangenen drei Dekaden gute Gelegenheiten verspielt – etwa im April 2014, als der damalige Kapitän Steven Gerrard beim Titel-Showdown gegen Chelsea in der entscheidenden Szene ausrutschte. 2020 soll das alles nicht passieren. Zu überzeugend war der Auftritt in Leicester, angeführt von einem überragenden Rechtsverteidiger Trent Alexander-Arnold (ein Tor, zwei Assists).

Klopp: „Kann Geschichten selbst schreiben“

In Sicherheit will sich Liverpool dennoch nicht wiegen. „Ich kann die Geschichten selbst schreiben“, sagte Klopp über mögliche Medienreaktionen auf einen Selbstfaller. „Nie zuvor in der Geschichte des britischen Fußballs hat ein Team einen größeren Vorsprung verspielt. Das klingt sehr negativ für mich, also sind wir nur darauf konzentriert, was wir zu tun haben.“

Für Ralph Hasenhüttl geht es mit Southampton in der zweiten Saisonhälfte vor allem um den Klassenerhalt. Mit einem 2:0-Sieg beim Tabellenvierten Chelsea gaben die „Saints“ ein kräftiges Lebenszeichen ab. Sein Team stürmte auf den 14. Tabellenplatz, Trainer Hasenhüttl nach Spielende auf den Platz. Von den mitgereisten Fans wurde der Steirer noch lange danach frenetisch gefeiert – dabei hatte er im Oktober mit einem 0:9 gegen Leicester noch die höchste Niederlage der Premier-League-Geschichte zu verantworten.

Hasenhüttl sieht sein Team auf richtigem Weg

„Man kann einen taktischen Plan haben, aber ohne Leidenschaft funktioniert es nicht“, erklärte Hasenhüttl seinen emotionalen Ausbruch. „Wir sind mutig geblieben. Es war mit Abstand unsere beste Leistung dieser Saison.“ Es sei immer noch ein langer Weg zu gehen. „Aber in den ersten zwei, drei Monaten haben wir wie ein Absteiger gespielt. Jetzt spielen wir wie ein Premier-League-Team.“

Am Samstag (16.00 Uhr) wartet ein Heimspiel gegen Mittelständler Crystal Palace. Chelsea bekommt es am Sonntag (15.00 Uhr) im Londoner Stadtduell auswärts mit Arsenal zu tun. Arsenal hat nur eines der vergangenen 14 Pflichtspiele gewonnen. Auf Neo-Trainer Mikel Arteta warten nach der verpatzten Premiere in Bournemouth (1:1) mit Chelsea und drei Tage später Manchester United die nächsten schweren Prüfsteine. (APA, Reuters)

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