Nelsons setzt auf „positiven Start ins Jahr“

Für den lettischen Dirigenten Andris Nelsons ist sein erstmaliger Auftritt als Dirigent des Wiener Neujahrskonzert eine Kombination aus „extremer Freude“ und „großer Ehre und Verantwortung“. Das sagte er am Freitag bei der Pressekonferenz im Vorfeld des Klassik-Großereignisses am 1. Jänner im Musikverein.

„Es ist wunderbar, das neue Jahr mit so etwas Positivem zu beginnen“, so der 41-Jährige. „Damit geben wir dem neuen Jahr eine Chance, besser als das alte zu werden“, zeigte er sich beseelt vom Gedanken, über die Sprache der Musik mit der ganzen Welt in Kontakt zu treten. Seine Rolle spielte Nelsons, der seit 2010 regelmäßig mit den Wiener Philharmonikern zusammenarbeitet und die familiäre Atmosphäre hervorhob, demütig herunter: „Am Ende weiß das Orchester besser als jeder Dirigent, wie man das Neujahrskonzert spielt.“ Er sei zwar nervös, aber am Ende stehe die Freude über allem.

Daniel Froschauer, Vorstand der Wiener Philharmoniker, hob die Aufnahme von neun neuen Werken hervor, die 2020 beim Neujahrskonzert erklingen würden. Bei der Abstimmung mit Nelsons sei es ihm wichtig gewesen, „nicht alles über Whatsapp zu klären. Bei manchen Entscheidungen musste ich ihm in die Augen schauen, um zu wissen, was er davon hält“, sagte er. Bei der Zusammenstellung sei es jedenfalls wichtig gewesen, sowohl Johann Strauß Vater als auch alle drei Söhne vertreten zu wissen. Im Zuge dessen begrüßte er mit Eduard Strauß auch den Urenkel Eduard Strauß‘, der sich für die Strauß-Forschung äußerst stark mache.

Ein weiterer Aspekt sei es gewesen, die drei Jahresregenten - neben Ludwig van Beethoven auch der Musikerverein mit 150 Jahren und die Salzburger Festspiele mit 100 Jahren - zu würdigen. Beethoven sei „schuld“ an der Gründung des Orchesters der Wiener Philharmoniker gewesen. „Für seine zukunftsweisende Musik brauchte es schon ein Spitzenorchester. Und das waren dann wir“, so Froschauer, der auch die langjährige Verbindung zum Musikverein („Er ist ein wichtiges Zuhause für uns“) und den Salzburger Festspielen hervorhob. Allein das Betreten des Musikvereins bringe ihn dazu, „dass ich mein Bestes gebe“. Mit dem Walzer „Liebesgrüße“ von Josef Strauß grüße man unterdessen die Festspiele und vor allem deren Präsidentin Helga Rabl-Stadler.

„Das Besondere am Neujahrskonzert ist: jeder denkt, es ist das seine“, leitete er zur Rolle des ORF über, lobte aber auch die Arbeit der Wiener Stadtgärten, die wieder den Blumenschmuck bereitstellen. „Wenn man den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zuschaut, merkt man: Das ist kein Job, sondern eine Mission. Das gilt für uns alle.“

Bereits zum 62. Mal überträgt der ORF das Neujahrskonzert live in die Welt, wobei diesmal insgesamt 14 Kameras zum Einsatz kommen. Für die Bildregie der Live-Übertragung zeichnet Neujahrskonzert-Routinier Michael Beyer verantwortlich, der auch die beiden bereits vorab gedrehten Balletteinlagen des Wiener Staatsballetts verantwortet hat. Moderiert wird die Übertragung auch heuer von Barbara Rett, die das Ereignis auf ORF 2 ab 11.15 Uhr begleitet.

Der Pausenfilm, den Millionen Menschen in mehr als 90 Ländern auf allen Kontinenten sehen werden, widmet sich heuer - wenig überraschend - dem Jahresregenten Beethoven zum 250. Geburtstag. Regisseur Georg Riha drehte für „Beethovens Blätterwirbel“ an diversen Wiener und niederösterreichischen Originalschauplätzen, wo ausgewählte Ensembles der Wiener Philharmoniker spielen.

Die Choreografie der zwei bereits im Sommer gefilmten Balletteinlagen des Wiener Staatsballetts stammt vom Spanier José Carlos Martínez, der damit sein Neujahrskonzert-Debüt gibt. Die Balletteinlage zum Walzer „Seid umschlungen, Millionen“ von Johann Strauß Sohn wurde im Winterpalais des Prinzen Eugen gedreht. Dazu meinte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz: „Das ist ein Palais, das selbst vielen Österreichern nicht so bekannt war. Seit ein paar Wochen ist es nun aber Schauplatz der Koalitionsverhandlungen gewesen - dort umschlingen sich die Grünen und die Türkisen“, spielte er auf die bald erwartete Einigung der beiden Parteien zur Bildung einer Regierung an.

Die zwei Paare Ketevan Papava und Roman Lazik sowie Olga Esina und Jakob Feyferlik tanzen unterdessen in der zweiten Balletteinlage zu den „Contretänzen“ auf Beethovens Spuren am Nussdorfer Pfarrplatz sowie im Beethoven-Museum in Wien-Döbling. Die Ballettkostüme kreierte zum zweiten Mal die britische Designerin Emma Ryott.

Wer die Live-Übertragung des Neujahrskonzerts am Vormittag des 1. Jänners verpasst, hat drei weitere Gelegenheiten, es nachzuholen: So bringt ORF III ab 20.15 Uhr ein Dacapo, ORF 2 zeigt den Event nochmals in der „matinee“ am Dreikönigstag (6. Jänner, 10.05 Uhr). Auf 3sat ist das Neujahrskonzert am 4. Jänner (20.15 Uhr) zu erleben. Darüber hinaus überträgt Ö1 das Konzert im Radio live - ebenso wie rund 40 Radiostationen weltweit.