Mit Schirm und Charme zur Schamparade: Das war die erste „Bachelor“-Folge
Die Warm-up-Folge der zehnten „Bachelor“-Staffel changiert zwischen Traummann und Traumata, Fiderallala und Trallala. TV-Hengst Sebastian Preuss träumt vom Galopp ins große Liebesglück. Ob das gut gehen kann? Was es über das erste Rosenrittern der (un-)edlen Rösserschar zu sagen gibt. Eine TV-Kritik.
Von Tamara Stocker
Innsbruck – Wie schnell so ein Jahr doch vergehen kann. Und nach der ganzen Feiertags-Völlerei serviert uns RTL zur Krönung auch noch sein traditionelles Trash-Menü – der Dschungel wedelt bereits mit seinen Buschblättern; vorher aber noch wird sich beim „Bachleor“ entblättert. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht.
„Bachelor im Brennpunkt“
Und weil ich nicht fürs Wegschauen bezahlt werde, habe ich direkt ein argwöhnisches Auge auf die Auftaktfolge geworfen. Da legt der neue Rosenchef Sebastian Preuss (29) nämlich gleich mal einen Seelenstriptease aufs Parkett, äh Pardon, den Sandstrand, den RTL gekonnt als dramatisches Epos inszeniert. „Bachelor im Brennpunkt“ sozusagen. Denn der blonde Hüne mit den eisblauen Augen ließ früher gern die Fäuste sprechen, saß wegen Körperverletzung im Jugendknast und ist jetzt aber gaaanz ein Lieber. „Ich wollte nicht mehr der sein, wo ich mal war“, stellt er sogleich seine verbale Weiterentwicklung unter Beweis.
Um die Bordstein-zur-Skyline-Bio zu veranschaulichen, posiert der Knackilor gedankenverloren vor einem Gefängnis, zwischendurch erhascht frau einen Blick auf den aufwändig zurechtgeformten Oberkörper von Pitsch-Patsch-Basti, der noch dazu Kickbox-Weltmeister ist.
Hochgeboxt: Vom Ghetto zum Get-Together
Puh. Damit wäre die im Zeitlupentempo inszenierte Metamorphose „vom Knasti zum Basti“ also endlich vollzogen und wir wissen jetzt: RTLs neuer Super-Hecht ist nicht ganz so aalglatt wie seine Vorgänger. Viel wichtiger: Er ist breit und bereit, den 22 Zitteraalen ihre frisch manikürten Flossen zu streicheln.
Und da werden die schnittblumenhungrigen Schwarmfische auch schon angeschwemmt. Wie jedes Jahr werden die „Ladies“ vom Limousinen-Luis direkt vor die pompöse Bachelor-Bude chauffiert. Der Rosenreigen ist hiermit eröffnet!
Die erste, die die Autotürschwelle ohne Höschen-Fauxpas überschreitet, ist Wioleta im Lametta-Fummel. Weniger glänzt die goldige Gestalt dann mit ihren Smalltalk-Künsten: Weil sie aus Münster und er aus München kommt, ortet Wiowio nämlich verzückt grinsend gleich die erste Gemeinsamkeit: „Hey cool, MM.“ Das muss Schicksal sein.
Nach Wio kam der Wolkenbruch
Tennisloverin Denise-Jessica hingegen will nichts dem Zufall überlassen. Im rosa Dirndl und einem rosafarbenen Rosenbouqet-Haarreif versucht sie dem „Bachelor“ auf möglichst subtile Art und Weise zu befehlen: HER MIT DER ROSE! Als Präsent überreicht sie dem Ex-Schläger einen selbst bemalten Tennisschläger. Und auch andere Kandidaten schrecken vor mühevollen Mitbringseln nicht zurück: vom abgeranzten Lebkuchenherz bis zur Wegwerfkamera. Zum „Momente festhalten“.
Letztere gibt es von Diana, der wohl noch nicht ganz klar ist, dass jede noch so kleine Bewegung in dieser Sendung gefilmt wird. Aber gut, mit Bewegung hat es die 22-Jährige ohnehin hin nicht – denn auf ihre sportliche Vita angesprochen, stirbt sie vor dem „Bachelor“ fast den Prosecco-Verschluck-Tod.
Kurzerhand scheint Petrus auf die possierlich-peinliche Phrasen-Parade zu pfeifen und sorgt für ein pritschnasses Intermezzo. Ganz zum Vorteil von Langhaarmähnen-Leah, für die Charmebolzen-Sebi keine Kräfte scheut und den Schirm aufspannt, um sie höchstpersönlich bei der Limo abzuholen. Diese Zuvorkommenheit löst jedoch Verwirrung aus: „Bist du der Abholer?“, entkommt es ihr leicht betreten und der Katalog-Beau kontert mit geschwellter Brust: „Nein, ich bin der Bachelor.“ (und der, der dich gleich asapissimo mit seinem linken Zeh nach Hause kickt, wenn du mir nochmal so blöd kommst.)
Jennys from the Bachelorblocks
Was oder wer dann jedenfalls kommt, lässt sich ziemlich leicht zusammenfassen: Jennifer, Jenny-Fleur, Jenny-Jasmin, Jenny S., Jenny T., Jessi und Jessica haben ihren großen Auftritt. Dass die letztjährige Siegerin Jenny heißt, sei hier nur mal am Rande erwähnt. I see what you did there, RTL!
Die Jennys from the Bachelorblocks beschreiben sich alle als „ein bisschen crazy“, was gemeinhin als Arschgeweih für den Charakter gesehen werden kann. Und apropos Tattoos: Ins Auge sticht die vollgepinselte vegane Tapete Jenny S. (S wie die Sneakers, die sie zum Abendkleid trägt), die den Rosen-Boss später als „schön, aber nicht geil“ bezeichnet. (Verhaltens-)Auffällig kommt auch Jenny-Jasmin daher, deren offenherziges Dekolleté sogleich das Niveau dieser Sendung versinnbildlicht. Tief blicken lässt sie auch in ihr Seelenleben, als sie dem Junggesellen wörtlich genommen einen Monolog für die Ewigkeit in die Gehörgänge presst. Als Dank dafür darf er sie dann nichtmal „Jenny“ nennen; für diese große Ehre müsse er sich erst das „Go“ einholen. Alles klar.
Ein No-Go hingegen sind für No-More-Bad-Boy-Basti die Zwillinge Laureen und Isabelle. Ja, richtig, gelesen: Als wäre diese Jenny-Orgie nicht schon genug, schickt RTL auch noch ein doppeltes Lottchen ins Rosenrennen. Im nächsten Jahr gibt es dann wahrscheinlich Drillinge, die alle Jenny heißen.
Der Balzelor richtet sich sein Nest zurecht
Aber genug des Defilees – das Buffet ist eröffnet! Die Damen reißen sich um den „Bachelor“ wie um das letzte Stück Sahnetorte. Im Smalltalk mit den Ladies outet sich Basti-Fantasti als Mann mit Prinzipien: „Ich bin kein Typ für Fiderallala“. Dass dieser Ausdruck einem fidelen Kinderlied mit der Textzeile „Ein Vogel wollte Hochzeit machen“ entspringt, sei hier nur am Rande erwähnt. Oh, the irony!
Das Fiderallala-Diplom hingegen besitzt Bachelor-Babe Jessi seit ihrer Teilnahme bei „Love Island“. Dort raste sie nicht nur auf der Niveau-Rutsche nach unten, sondern ihr rutschte gleich auch noch der Rest raus und landete auf den Muskelbergen ihres Bettgespielen. Seither spielt sie das Insta-Game strong und ihr ist es auch wirklich ernst mit der Suche nach Fame. Aber sich verlieben, so Jessi, wär „natürlich auch nett“. Vanessa hingegen macht sich nicht einmal mehr die Mühe, noch den Plan von der großen Liebe vorzugaukeln: „Ich hoffe, der will gar kein Date mit mir und ich kann hier einfach chillen für ein zwei Wochen und mich fame machen und dann adios muchachos. Ich will einfach nur in der Villa bleiben für Einschaltquoten, das wär‘ genau mein Ding“ – sprach sie, und zog nicht von dannen. Für sie gab es nämlich eine Rose, auch Ex-DSDS-Nervnatter Natali mit ohne E hat sich mit einem Peinlich-Ständchen in den Rosen-Recall gekräht.
Dort will der „Vogelor“ nächste Woche mit den 19 Verbliebenen hoffentlich noch keine Hochzeit machen. Die Vögel-Balz ist aber hiermit feierlich eröffnet!