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Tour zur Enzianhütte am Brenner: Kurz über die Grenze

Kurz vor der Enzianhütte ist die Rodelbahn einmal so flach, dass man bei der Abfahrt absteigen muss.
© Irene Rapp

Der Schnee könnte mehr sein, und doch finden sich noch Rodelbahnen, wo der Fahrspaß nicht unter der mangelnden Unterlage leidet. So wie auf die Enzianhütte am Brenner, ein Ort in wunderschöner Kulisse.

Von Irene Rapp

Brenner –Stell dir vor, es ist Hochwinter – doch es mangelt an Schnee. Tourengeher können derzeit ein Lied davon singen, doch zum Glück sind für dieses Wochenende Schneefälle prognostiziert. Ein wenig Neuschnee könnte auch die Rodelbahn zur Enzianhütte am Brenner vertragen. Wobei man wirklich nicht klagen kann: Die rund sechs Kilometer lange Strecke ist nahezu perfekt, erst auf den letzten Metern wird es eisig und glatt – bitte unbedingt einen Helm aufsetzen!

So kommt man hin: Man fährt vom Brenner auf der Staatsstraße südwärts bis Brennerbad und dann noch einmal rund 1,6 Kilometer, bis sich linkerhand eine Unterführung auftut (Schild Enzianhütte). Unter der Autobahn durch und so lange bergauf, bis man auf einen kleinen Parkplatz beim Weiler Kreith kommt (allerdings mit wenig Abstellmöglichkeiten, weswegen Autos auch häufig entlang der Straße geparkt werden).

Die Enzianhütte.
© Irene Rapp

Gleich dahinter geht die Rodelbahn los, jetzt heißt es Kondition beweisen. Denn die Strecke ist relativ lang und zieht sich in überraschend wenig Kehren zur auf 1894 Metern gelegenen Hütte hinauf. Lange Zeit geht es durch den Wald – diese Lage und die nordseitige Ausrichtung der Bahn hat sicherlich zum bislang guten Zustand der Unterlage beigetragen. Wenn es lichter wird, tut sich dann eine traumhafte Szenerie auf: weite Almflächen, dahinter u. a. Kalkwandstange (2388 m) und Flatschspitze (2566 m). Letzere ist ein beliebtes Ziel für Tourengeher.

Wenn man die Ziroger-Alm erreicht, sollte man dann kurz seinen Kontostand checken. Denn hier werden Chalets gebaut, die käuflich zu erwerben sind. Offensichtlich herrscht also nicht nur in Nordtirol ein wahrer Chalet-Bauboom.

Zum Glück stehen neben den in Bau befindlichen neuen Hütten auch noch ein paar alte Almgebäude, auf dass die Stimmung erhalten bleibt, und dann hat man die Enzianhütte schon bald erreicht. Hier herrscht derzeit Hochbetrieb, Chefin Hildegard Wierer, die an diesem schönen Platzl ganzjährig wohnt, und ihr Team haben alle Hände voll zu tun.

Auch Skitourengeher steuern die Einkehr an.
© Rapp Irene

Die Enzianhütte befindet sich übrigens in Privatbesitz: „Vor 20 Jahren habe ich das Haus gekauft und ausgebaut, davor hat es einem Italiener gehört“, erzählt Wierer. Die Einkehr hat jeden Tag geöffnet, wer am Abend länger bleiben will, soll vorher anrufen (Tel. 0039/0472/631224).

Bei der Abfahrt dann – präpariert wird die Strecke von Wierers Sohn – haben vor allem ein wenig furchtsame Rodler Freude: Die Strecke ist flach – im oberen Teil muss man sogar einmal absteigen und die Rodel kurz ziehen.

Dafür gleitet man auf der Strecke mit ihren wenigen Kehren scheinbar ewig ins Tal – und wie gesagt, erst auf den letzten Metern wird es eisig und sehr schnell. Wer eher kein Rodel-Fan ist, kann die Enzianhütte auch mit Ski ansteuern: Ausgangspunkt ist die in die Jahre gekommene Talstation des ehemaligen Skigebiets Zirog (zu erreichen ebenfalls durch eine Unterführung unter der Autobahn hindurch, welche vor der Unterführung zur Rodelbahn auf die Enzianhütte liegt). Dann geht es auf der alten Piste ziemlich steil und zackig zur Einkehr hinauf. Am vergangenen Sonntag waren auf dieser Variante Tourengeher, Schneeschuhwanderer und am Rand hinaufsteigende Winterwanderer unterwegs.

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