Sölden hängt jetzt auch am Gas
Das Netz der Tigas versorgt bereits die ersten Gebäude im hinteren Ötztal. Die Einspeisung von Biogas wird immer häufiger zum Thema. Roppen soll noch heuer ein Lieferant werden, für Sölden ist es denkbar.
Von Agnes Dorn
Sölden, Ötztal –„Die Vorstellung, dass Gas bis ins hinterste Tal kommt, hatte ich damals noch nicht verinnerlicht“, erinnert sich der Sölder Bürgermeister Ernst Schöpf an den Baubeginn des Ötztaler Gasnetzes vor zwölf Jahren. Damals wurden bei Straßensanierungen in Oetz bereits Leerrohre „auf Verdacht hin“ mitverlegt, die erst später im Zuge der Landesstraßensanierung ihren Anschluss an die Ötztaler Höhe bekamen. Seit 2008 wird das Gasnetz der Tigas auch im Ötztal kontinuierlich ausgebaut und je nach Vorhandensein bestehender Synergien – sprich, wenn die Straße sowieso aufgerissen wird – wurden auch Gasleitungen gleich mitverlegt.
Nach Sautens, Oetz, Umhausen und Längenfeld (dort soll ehestmöglich der Bedarf an Heizöl beim Fernheizwerk durch Gas ersetzt werden) wurde nun auch die hinterste Gemeinde des Ötztals erreicht: Bereits vor fünf Jahren war die Gasleitung in Zwieselstein und Sölden Zentrum verlegt worden, doch das „Missing Link“ zwischen Huben und Sölden fehlte bis dato. „In diesem Bereich war die Geologie eine Herausforderung. Die Verlegung der Gasleitung wurde dann mit dem Bau des Radwegs koordiniert“, skizziert GF Philipp Hiltpolt von der Tigas die Bewältigung der letzten Wegstrecke. Im Dezember 2019 konnte nun der erste Bauabschnitt für die geplante flächendeckende Erschließung von Sölden abgeschlossen und die ersten 20 Objekte angeschlossen werden. Den großen Andrang auf Anschlüsse erwarte man dagegen heuer, hofft BM Schöpf auf großes Interesse der Sölder. Heuer ist außerdem geplant, die Leitung der Landesstraße entlang weiter talauswärts zu verlegen. Generell sollen für die Zukunft möglichst Synergien beim Ausbau des Gasnetzes genutzt werden.
Derzeit ist der Anteil an erneuerbarem Gas im Versorgungsnetz der Tigas äußerst gering, wie Hiltpolt eingesteht, doch das soll sich zukünftig ändern. Zwar sei auch Erdgas zumindest der „umweltfreundlichste fossile Energieträger“, doch wolle man verstärkt auf „grünes Gas“ aus der Biotonne oder der Kläranlage setzen. So werden derzeit in Strass im Zillertal die Klärgase der Abwasserverbandsanlage Achental-Inntal-Zillertal sowie die Biogase der Bioabfall-Aufbereitungsanlage in Schlitters ins Tiroler Netz eingespeist. „Das wäre recht cool, wenn man auch unsere Kläranlage anschließen könnte“, signalisiert BM Schöpf grundsätzliche Bereitschaft, das selbst erzeugte Biogas, welches bereits aus Klärschlamm und Bioabfall hergestellt wird, ins Sölder Tigas-Netz einzuspeisen.
Biogas im Tigas-Netz
„Wir sind derzeit mit Roppen in Verhandlung. Dort gibt es einen Überschuss an Gas“, hofft GF Georg Tollinger auf eine Einspeisung des wertvollen Überschusses aus der Biogasanlage des Abfallbeseitigungsverbands Westtirol ins Tigas-Netz. Auch eine zweite Anlage fürs Oberland sei bereits in Bau und Gespräche mit potenziellen Zulieferern gestartet. Mit welchen gaserzeugenden Betrieben man jedoch konkret in Verhandlung sei, darüber hält man sich zumindest von Seiten der Tigas noch bedeckt. Indes lässt auch Sölden Interesse erkennen. Immerhin würden wöchentlich über 50 Tonnen an Bioabfällen in die Biogasanlage Söldens gebracht, wo sie gemeinsam mit dem Klärschlamm wertvolles Methangas produzierten.