ÖHB-Männer gegen Favorit Kroatien bei EM mit breiter Brust

Österreichs Handball-Männern bleibt kaum Zeit, den souveränen Aufstieg bei der Heim-EM zu genießen. Zum Auftakt der Hauptrunde wartet bereits am Donnerstag (18.15 Uhr/live ORF 1) der erste „Kracher“ gegen Kroatien, Endrunden-Dauergast und Medaillenkandidat. „Das wird ein richtig schweres Spiel“, betonte ÖHB-Teamchef Ales Pajovic. Auf der Welle der Euphorie scheint eine Überraschung aber möglich.

Welch Brocken die Kroaten darstellen, zeigt ein Blick auf die bisherigen Leistungen bei Endrunden. Seit 1994 waren die Balkan-Handballer stets bei EM und WM vertreten, holten neben dem Weltmeistertitel 2003 auch viermal Silber und dreimal Bronze. Dazu kommt noch Olympia-Gold 1996 und 2004. „Man muss realistisch sein, sie sind der Favorit“, sagte Pajovic, mit Slowenien EM-Finalist 2004. Auf dem Weg ins Endspiel besiegte Slowenien die Kroaten im Halbfinale mit 27:25 - der 41-Jährige weiß quasi, wie‘s geht.

Am Donnerstag wird das freilich keine Rolle spielen, auch die recht knappen Vergleiche zwischen Österreich und Kroatien aus der jüngeren Vergangenheit sind dann ohne Belang. Bei der Heim-EM 2010 unterlag Rot-Weiß-Rot in der Hauptrunde ebenfalls in Wien 23:26, 2015 bei der WM in Katar in der Vorrunde 30:32. „Das sind eigentlich andere Mannschaften gewesen“, meinte Routinier Janko Bozovic, 2015 selbst mit von der Partie.

Der linke Rückraumspieler wird auch gegen die Kroaten um den Welthandballer 2013, Domagoj Duvnjak, wieder gefragt sein. Er zeichnete bei der EM bisher für 19 Treffer verantwortlich, nur der entfesselt aufspielende Kapitän und Kiel-Teamkollege von Duvnjak, Nikola Bilyk (28), hat mehr am Konto. „Ein sehr, sehr starkes Kollektiv mit Weltklasseleuten auf jeder Position“, sagte Bozovic, der freilich nicht kampflos aufgibt. „Wenn wir so spielen wie gegen Nordmazedonien, mit guter Deckung, starker Tormannleistung, dann haben wir auf jeden Fall eine Chance.“

Kroatiens Coach Lino Cervar, der seine Karriere Anfang der 1990er-Jahre auch von Klagenfurt aus startete, wo er den SVVW trainierte, ist Bozovic aus seiner Saison bei Metalurg Skopje 2015/16 bestens bekannt. „Ein echter Fuchs, für mich einer der besten Trainer der Welt. Ich habe irrsinnig viel von ihm gelernt. Dass er vor allem auf die Deckung Wert legt, sieht man auch aktuell bei den Kroaten“, sagte Bozovic über die 69-jährige Legende.

Eine solche könnte Pajovic mit einem Sieg am Donnerstag zumindest in Österreich werden. Denn dank der beiden Punkte, die man aus der Vorrunde mitbringt, würde sich in diesem Fall die Chance auf einen Platz unter den Top Sechs und damit das Finalwochenende in Stockholm wesentlich verbessern. Der Slowene wollte daran freilich nicht denken. Ihn beschäftigte nicht zuletzt die „überragende 5:1-Defensive, die Weißrussland, Serbien und Montenegro viele Probleme bereitet hat. Da müssen wir Lösungen finden, um zu einfachen Toren zu kommen.“

Dazu kommt, dass die Kroaten, deren Fans schon in der Vorrunde die Grazer Stadthalle füllten, auch in Wien ihren lautstarken Anhang mobilisieren werden. Doch die Brust der Österreicher ist nach den Erfolgen über Tschechien, die Ukraine und Nordmazedonien breit. „Wir haben viel Selbstvertrauen“, betonte Pajovic. „Mit einer starken Deckung und Janko und Niko im Angriff kann alles passieren.“

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