Landecker Stadtchef plädiert für „Ärztegipfel“
Drei Kassenstellen in Landeck erfolglos ausgeschrieben: BM Jörg aktiviert Netzwerke, um junge Mediziner zu motivieren. LA Lentsch spricht von Alarmsignal. Ärztesprecher Obrist will mehr Turnusplätze am KH Zams.
Von Helmut Wenzel
Landeck – Das Szenario mit verwaisten Arztordinationen im Bezirk ist nicht ganz unbekannt: Patienten in der Region Pfunds, Pians und Fiss mussten monatelang warten, bis neue Allgemeinmediziner (praktische Ärzte) mit Kassenvertrag die Versorgungslücken geschlossen hatten.
Vor sechs Jahren hatte Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg zum Ärzte-Krisengipfel in Landeck eingeladen – mit Bürgermeistern, Vertretern der Gebietskrankenkasse sowie der Ärzte- und der Apothekerkammer.
Vor dem Hintergrund der bislang erfolglosen Ausschreibung von drei Kassenarztstellen in der Bezirksstadt (die TT berichtete) drängt Landecks Stadtchef Wolfgang Jörg abermals auf einen „Ärztegipfel“. Er selbst habe längst seine Netzwerke aktiviert – in der Erwartung, die Versorgungslücken schließen zu können. Den Stadtrat habe er bereits voriges Jahr über die anstehende Herausforderung informiert. „Zudem rede ich bei jeder Gelegenheit mit Patienten, Ärzten und Apothekern. Es geht um die ärztliche Versorgung der Bevölkerung. Dazu müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden.“
Von alarmierenden Zuständen spricht SP-Bezirksvorsitzender LA Benedikt Lentsch: „Der ländliche Raum ist seit Jahren medizinisch unterversorgt. Bisher ist es der Landesregierung ganz offensichtlich weder gelungen, die so genannten Landarztstellen zu attraktivieren, noch alternative Lösungen vorzulegen.“ Dabei gebe es Möglichkeiten, die Versorgung zu verbessern. Unter dem Titel „Community-Nurse“ würden in der Pflegeausbildung gute Konzepte diskutiert, „wie ausgebildete Pflegekräfte zumindest Teilaufgaben von niedergelassenen Ärzten übernehmen können“. Für ihn steht fest: „Wir müssen jetzt etwas machen. Abwarten und hoffen ist hier definitiv der falsche Ansatz.“
Mehr Chancen, um die Lücke bei den niedergelassenen Ärzten zu schließen, erwartet Bezirksärztesprecher Peter Obrist mit einer Aufstockung der Turnusplätze am Krankenhaus Zams. „Ich bin überzeugt, dass junge Kollegen mit dem Turnus-Einsatz ein Sprungbrett haben, um dann eine Ordination übernehmen oder neu eröffnen zu können.“ Es mache wenig Sinn, Mediziner aus anderen Regionen oder Bundesländern ins Oberland zu locken. „Vielmehr müssen wir Leute aus dem Bezirk ansprechen und abholen“, so Obrist, der auch für neue „Übergangsmodelle“ plädiert, „wenn Kollegen auf den Ruhestand zusteuern“.
Auch wenn die Nachbesetzung von Kassenarztstellen nicht in seine Kompetenz fällt, sagte LR Tilg: „Ich erwarte auf jeden Fall bestmögliche Zusammenarbeit aller Partner, um den Engpass in Landeck zu entschärfen.“ An erster Stelle gefordert seien die Österreichische Gesundheitskasse für Tirol (vormals Tiroler Gebietskrankenkasse) sowie die Ärztekammer.