Monumentalwerk

Tirols Burgen nach 47 Jahren in elf Bildbänden vereint

Die Ruine Kropfsberg liegt auf einem aufragenden Hügelrücken im Inntal oberhalb des Ortes St. Gertraudi bei Reith im Alpbachtal.
© Hanno Vogl-Fernheim

Das elfbändige Monumentalwerk über Tirols Burgen wurde nach 47 Jahren nun fertig gestellt. Der letzte Band über das Tiroler Unterland wird heute im Ferdinandeum präsentiert.

Von Gerlinde Tamerl

Innsbruck –Oftmals an abschüssigen Felsen gelegen, prägen Burgen seit Jahrhunderten das Tiroler Landschaftsbild. Sie wurden v.a. an strategisch wichtigen Verkehrswegen gebaut, deshalb sieht man manche sogar von der Inntalautobahn aus, etwa die Kronburg im Oberland oder Tratzberg im Unterland.

Oswald Graf Trapp (1899–1988), Kunsthistoriker und Denkmalpfleger, begann schon Anfang der 1970er-Jahre, Burgen systematisch zu erforschen. 1972 erschien sein erstes Werk über die Burgen im Vinschgau, aber er ahnte nicht, dass sein Forschungsvorhaben erst lange nach seinem Tod zum Abschluss kommen würde. Nach sagenhaften 47 Jahren wird heute der letzte Band dieses Monumentalwerks in der Bibliothek des Ferdinandeums präsentiert. Der über 300 Seiten umfassende Wälzer behandelt die Burgen des Tiroler Unterlandes.

Die Historikerin Julia Hörmann-Thurn und Taxis von der Universität Innsbruck kennt das Burgenprojekt schon seit ihrer Kindheit. Ihre Mutter, die Kunsthistorikerin Magdalena Hörmann-Weingartner, Assistentin von Graf Trapp, begleitete das Projekt von Anfang an. Hörmann-Thurn und Taxis erklärt: „Trapp erkannte bald, dass er für sein großes Vorhaben ein Team aus Spezialisten brauchte, und begann die Zusammenarbeit mit namhaften Burgenhistorikern und Bauforschern.“ Nach dem Tod ihrer Mutter übernahm Hörmann-Thurn und Taxis die Herausgabe des letzten Bandes. Die Beiträge des aktuellen Burgenbuches sprechen ein breites Publikum an, werden aber wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht. Jede Burg wird nach einem einheitlichen Konzept historisch und bauhistorisch beschrieben, alte Darstellungen und Zeichnungen zur Baustruktur liefern faszinierende Einblicke in den Urzustand.

Aquarellierte Federzeichnung der Ruine Kropfsberg von Louis Wallée von 1818. Der Inn reicht noch bis zum Felsabhang der Burg.
© Ferdinandeum

Im Tiroler Unterland gab es sehr viele Burgen. „Neben gut gesicherten Ruinen wie Rattenberg oder Kropfsberg gibt es zahlreiche Burgstellen, wo die Burg selbst gänzlich verschwunden ist“, so Hörmann-Thurn und Taxis. Die Ursachen für dieses Verschwinden sind vielfältig. Die Historikerin erläutert: „Das 17. und 18. Jahrhundert war eine echte Krisenzeit für Burgen, weil die Ansprüche an den Wohnkomfort gestiegen waren.“

Manchmal verfielen Burgen, weil sie ihre strategische Bedeutung verloren oder Gerichtssitze verlegt wurden. Einige private Besitzer engagieren sich für den Erhalt. Tratzberg, Lichtwerth, aber auch die Ruine Kropfsberg hätten ohne private Initiative nicht überdauert. Romantisch, das versichert die Forscherin, war das Leben auf Burgen nie. Sie sagt schmunzelnd: „Man muss auch heute abgehärtet sein, um auf einer Burg leben zu können.“

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