Ein „Mäh“, das zu Herzen geht auf der Bergschaf Interalpin
Bei der Bergschaf Interalpin dreht sich alles um die schönsten Zuchttiere, aber auch um die Schwierigkeit, mehr Tiroler Lammfleisch in den Handel zu bringen.
Von Angela Dähling
Innsbruck – Schnell noch ein letzter Bürstenstrich durch die dichte Wolle, bevor es vor die Preisrichter geht. Dann tippelt die Tiroler Bergschafdame an der Leine ihres Besitzers erhobenen Hauptes durch die Messehalle, ihre beiden Lämmer im Schlepptau. Mit einem lauten „Mäh“ wird die Jury begrüßt. „Gutes Fundament“, „eine schöne Flankentiefe und Ohrausprägung“, meinen die Experten, die auch das „breite Becken“ loben.
Die Siegerschleife grast dann aber doch eine andere ab, nämlich die „Katalognummer 371“, wie es aus dem Lautsprecher schallt. Schauplatz dieses tierischen Spektakels ist die 7. Bergschaf Interalpin, die gestern und heute in den Innsbrucker Messehallen stattfindet.
Aus ganz Österreich, vor allem aus Tirol, haben sich Züchter mit ihren Tieren eingefunden. „Wir haben die mutige Entscheidung getroffen, nur Tiere mit zwei Lämmern auszustellen, um die Leistungsbereitschaft und Fruchtbarkeit zu präsentieren und unsere Tiroler Bergschafe als internationale Rasse bekannt zu machen“, erklärt Michael Bacher aus Fulpmes, Obmann der Tiroler Schafzüchter.
Josef Öttl aus Pfunds hat es eher das Temperament der Widder angetan. Der Tiroler Steinschafzüchter ist mit mehreren Widdern angereist, darunter Ivan, der vor zwei Jahren Bundessieger wurde. Seine Aggressivität demonstriert Ivan sogleich und stößt seinem vierbeinigen Gegenüber kräftig gegen die Hörner.
Unterdessen wird Johannes Fitsch, Geschäftsführer des Tiroler Schafzuchtverbandes, in Diskussionen über Herdenschutz und Wölfe verwickelt. „Aber darüber wollen wir hier eigentlich nicht sprechen“, sagt er. Dem Nassereither ist es vielmehr ein Anliegen, „dass wir nicht immer mehr Förderungen brauchen, sondern der Handel Produkte unserer Bauern kauft“. Denn das Lammfleisch in den Supermarktregalen stamme meist aus Neuseeland. Die Schaffelle würden meist in China gegerbt und mit der Schafwolle sei kein Geld zu verdienen. „Man bekommt einen Euro pro Kilo Wolle. 2,5 kg Wolle bringt ein Schaf im Jahr. Und das Scheren muss auch bezahlt werden“, sagt Fritsch. Kein Wunder, dass es keine zehn hauptberuflichen Schafzüchter in Tirol gibt. Alle anderen bezeichnen die Tierhaltung als Hobby, Nebenerwerb oder große Leidenschaft. Als Landschafts- und Almpfleger stehen die grasenden Wollknäuel in jedem Fall hoch im Kurs.
Zahlen & Fakten
Bergschaf Interalpin. Die Messe fand 1997 erstmals und zuletzt 2015 statt. Rund 600 Schafe und Widder sind zu sehen. Neben Ringvorführungen (9.30 bis 16 Uhr) gibt es u. a. eine Schaukäseproduktion, Fleischproduktion, Wollverarbeitung.
Die vorgestellten Rassen. Tiroler Bergschaf, Tiroler Steinschaf, Braunes Bergschaf, Juraschaf, Walliser Schwarznasenschaf.
Hoher Standard. Wegen der hohen Veterinärstandards in Österreich werden nur Schafe aus Österreich präsentiert.