„Someday Tomorrow Maybe“ von Lola Marsh: Sicher irgendwann morgen
Wandlungsfähiger Retrocharme: „Lola Marsh“ aus Tel Aviv veröffentlichen am Freitag mit „Someday Tomorrow Maybe“ ihr zweites Studioalbum.
Innsbruck – Es riecht immer ein bisschen nach Kino, wenn Lola Marsh aus dem Studio kommen. Das israelische Duo mag die orchestrale Aufmachung, der gewisse Retrocharme passt zur ausgefallenen Stimme der Frontsängerin Yael Shoshana Cohen. Dass ihnen das kinematographische Flair steht, haben Israels Indiepop-Darlings mit ihrem Debütalbum „Remember Roses“ (2017) bewiesen. Mit „Someday Tomorrow Maybe“ legen Lola Marsh jetzt nach.
Um direkte Vorbilder der Band herauszuhören, muss man sich nicht durch sperrige Arthouse-Filme quälen. Ein Klick auf Youtube reicht: 2012 überzeugte Cohen bei „The Voice of Israel“ mit einem sanft gehauchten „Video Games“ der US-Sängerin Lana Del Rey. Die Juroren waren sich einig, Cohen ist eine faszinierende Erscheinung. Auch Multiinstrumentalist Gil Landauer hat ihr Potenzial erkannt. Dass sich die beiden als Lola Marsh zunächst an den Vorbildern orientieren, wird dann auch in eigener Musik hörbar – in „Remember Roses“ wurde wieder viel gehaucht und geschmalzt. Die Debütplatte zeigte aber auch, was entsteht, wenn Lola Marsh nicht mehr nur imitiert, nämlich ganz großes Kino. Die charmante Wandelfähigkeit des Zweiergespanns wurde mit Millionen Klicks auf den einschlägigen Streamingplattformen belohnt.
Für die am Freitag erscheinende LP „Someday Tomorrow Maybe“ wird es wieder Klicks hageln. Die Vorabsingles „Only for a Moment“ und „What Am I“ gehen fluffig ins Ohr. Allzu dick aufgetragen ist allerdings „Like in the Movies“, das verrät ein Blick auf den Text: „Tell me where are you going, and I will follow / Can you send me a letter, like years before / When everything was so simple, like in the movies.“ Und auch das anfangs schüchterne „In Your Eyes“ wächst sich zur großen Ballade inklusive Orchester-Teppich aus. Klangliche Überraschungen gibt’s hingegen bei „Strangers on the Subway“ und „Four Long Seasons“. Gut, dass sich Lola Marsh irgendwann selbstbewusst vom Schnickschnack verabschieden – indem sie kurzerhand einen auf Morricone machen: Vor allem beim Opener „Echoes“ oder bei „Darkest Hour“ wirbelt der raue Prärie-Sound ordentlich Staub auf.
Lola Marsh haben das Potenzial zum legendären Soundtrack. Nicht wie der Titel meint „Eines Tages, morgen, vielleicht“, sondern sicher irgendwann morgen. Gehört hat man das Duo ja schon im Kult-Spin-off „Better Call Saul“. Da machten sie mit „Something Stupid“ noch einen auf Sinatra – und sind dennoch cooler als Robbie Williams und Nicole Kidman 2001. (bunt)
Folk-Pop Lola Marsh. Someday Tomorrow Maybe. Universal Music. Live: 24. April, Treibhaus Innsbruck.