Heftige Gewitter folgen auf Buschbrände in Australien
Nach den verheerenden Buschbränden der vergangenen Monate wird Australien nun von Extremwetter heimgesucht. Über Teile der Ostküste zogen am Montag schwere Gewitter mit heftigem Hagel hinweg. In der Hauptstadt Canberra und der Metropole Melbourne im Süden gingen riesige Hagelkörner nieder, der Sturm riss Äste von den Bäumen.
Die Rettungsdienste riefen die Bürger dazu auf, ihre Autos nicht unter Bäumen und Stromleitungen abzustellen. In Victoria, wo die Buschfeuer immer noch schwelen, brachte starker Niederschlag Erleichterung. Die Behörden warnten jedoch vor neuen Gefahren. Durch den Regen sei es viel gefährlicher, mit schweren Maschinen in die durch die Feuer beschädigte Gebiete zu gelangen, sagte der örtliche Regierungschef Daniel Andrews. Wegen Erdrutschen blieben zudem einige Straßen geschlossen.
Im Bundesstaat New South Wales wurden zwei Menschen nach einem Ausflug in die Blue Mountains im Krankenhaus behandelt werden. Ein 16-Jähriger war vom Blitz getroffen worden. Ein 24-Jähriger, der in der Nähe an einem Metallgeländer lehnte, wurde ebenfalls verletzt. Die Wetterbehörden warnten für den Südosten des Bundesstaats vor weiteren Unwettern: Es drohten schwere Gewitter, Hagel und heftiger Regen, der zu Sturzfluten führen könne.
Am Wochenende waren zudem Sandstürme durch den Westen von New South Wales gefegt. Anrainer berichteten, sie hätten sich mitten am Tag in völliger Finsternis wiedergefunden. Die Menschen seien an Sandstürme gewöhnt, sagte Ashleigh Hull aus Dubb. Dieser sei jedoch „spektakulärer“ als die üblichen Stürme gewesen. „Es war, ehrlich gesagt, wie in einem Apokalypse-Film. Eine riesige Wand kam auf uns zu, wirklich beeindruckend. Ich wünschte nur, sie hätte eine Menge Regen statt Staub gebracht.“
Von den Buschfeuern waren die Lebensräume von mehr als 300 bedrohter Tier- und Pflanzenarten betroffen. Das geht aus einer vorläufigen Einschätzung des australischen Umweltministeriums hervor, die am Montag veröffentlicht wurde. Bei 191 Arten sei mindestens ein Drittel des insgesamt besiedelten Lebensraums in Mitleidenschaft gezogen worden, bei 49 davon sogar mehr als 80 Prozent. Einige Spezies rückten dadurch noch näher ans Aussterben.
Die Analyse beruht auf einem Abgleich von Karten zu den Bränden in Australien zwischen dem 1. August 2019 und dem 13. Jänner 2020 und zu den Lebensräumen als bedroht geltender Tier- und Pflanzenarten. Es seien erste Ergebnisse, die nur einen Hinweis gäben, wie groß der Schaden durch die monatelangen Feuer sein könnte, machte Sally Box, Australiens Beauftragte für bedrohte Arten, deutlich. Das tatsächliche Ausmaß könne erst nach Untersuchungen in den Brandgebieten erfasst werden.
Die australische Regierung kündigte am Wochenende ein 76 Millionen australische Dollar (47 Millionen Euro) schweres Hilfspaket für die Tourismusbranche an. Seit Ausbruch der Brände im September ist die Zahl der gebuchten Reisen nach Australien um zehn bis 20 Prozent zurückgegangen. Premierminister Scott Morrison sprach von „einer der größten, wenn nicht sogar der größten Herausforderung“, die die Branche je erlebt habe.