Hunderte Corona-Infektionen in China - erster Fall in USA

Nach dem Ausbruch der Lungenkrankheit in China ist die Zahl der bestätigten Fälle auf 308 gestiegen. Darunter entfallen 270 Infektionen allein auf die Provinz Hubei mit der Metropole Wuhan, wo das neuartige Coronavirus seinen Ausgang genommen hatte. Auch aus den USA wurde am Dienstag der erste Fall gemeldet.

Bei einem Patienten in Seattle (Washington) wurde das neue Coronavirus diagnostiziert, berichtete ein Sprecher der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC. Es handle sich um einen Reisenden aus China. Der Mann, der in den USA lebt, wurde als Vorsichtsmaßnahme in ein Krankenhaus der Stadt Everett eingeliefert.

Die USA weiten nun ihre Kontrollen an Flughäfen aus. Der Mann war aus der chinesischen Stadt Wuhan in die USA gereist. Ein Fisch- und Geflügelmarkt der Millionenmetropole wird als Ausgangspunkt des an den Sars-Erreger erinnernden Virus angesehen. Den US-Behörden zufolge hatte der Mann den Markt aber nicht besucht.

Er kehrte am 15. Jänner in die USA zurück und meldet sich selbst bei den Behörden, nachdem er über das Virus gelesen hatte. Ein Vertreter der Gesundheitsbehörden des Bundesstaates Washington, Chris Spitters, sagte am Dienstag, der Mann befinde sich zur Beobachtung im Krankenhaus, „nicht wegen einer schweren Erkrankung“.

„Die Situation entwickelt sich, und wir erwarten weitere Patienten in den USA und weltweit“, sagte Nancy Messonier von der Gesundheitsbehörde CDC. Das Risiko für US-Bürger bleibe aber gering.

Nach dem Anstieg der Patientenzahl in China halten Experten auch vereinzelte Einschleppungen der neuen Lungenkrankheit nach Europa für immer wahrscheinlicher. Es sei etwa nicht auszuschließen, dass eine erkrankte Person nach Deutschland reise, sagte Lars Schaade, Vizepräsident des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin. Sorgen müsse man sich aber nicht machen. Fortgesetzte Infektionsketten - also anschließende Übertragungen von Mensch zu Mensch - seien nach derzeitigem Stand aber unwahrscheinlich

„Wir müssen in den kommenden Tagen mit mehr Fällen in anderen Teilen Chinas und möglicherweise auch in anderen Ländern rechnen“, erklärte der Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tarik Jasarevic, in Genf. Ungewöhnlich sei das nicht: „Wenn man die Überwachung ausweitet, ist es auch wahrscheinlich, dass man mehr Fälle entdeckt.“

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Die WHO will am Mittwoch in einer Krisensitzung (19.00 Uhr) in Genf mit dem neuartigen Coronavirus befassen. Nach der Risikobewertung soll die WHO darüber entscheiden, ob sie angesichts der sprunghaft angestiegenen Fallzahlen einen internationalen Gesundheitsnotstand ausruft.

Die Gesundheitsbehörde der zentralchinesischen Metropole Wuhan meldete am Dienstag weitere Tote durch das neuartige Coronavirus. Insgesamt sind nun sechs Todesfälle bestätigt, zumeist betrafen sie ältere Menschen mit schweren Vorerkrankungen. Zudem wurden Dutzende weitere Infektionen gemeldet. Damit gibt es nun in China mehr als 300 bestätigte Fälle seit Beginn des Ausbruchs im Dezember.

Neben den 270 Infektionen in der Provinz Hubei berichtete das chinesische Staatsfernsehen, in der Südprovinz Guangdong sei bei 14 Patienten das Virus festgestellt worden. In Shanghai gibt es sechs Fälle und in Peking fünf. In der Provinz Zhejiang und der Metropole Chongqing sind es ebenfalls jeweils fünf Infektionen. Zwei wurden aus der Stadt Tianjin gemeldet, einer aus der Provinz Henan.

Nachweise gibt es zudem in Taiwan, Thailand, Japan und Südkorea - in allen Fällen erkrankten Menschen, die zuvor in Wuhan waren. Asiatische Nachbarn und Flughäfen in anderen Ländern wie den USA und Australien haben inzwischen Fieberkontrollen bei der Einreise aus Wuhan eingeführt. Das italienische Gesundheitsministerium kündigte an, Verdachtsfälle an Bord in Rom landender Flugzeuge aus Wuhan künftig zu überprüfen. Piloten sollen demnach Passagiere mit entsprechenden Symptomen melden. Diese würden dann sofort in das nationale Institut für Infektionskrankheiten in Rom gebracht, hieß es. Weder in Deutschland noch in Österreich gibt es derzeit spezielle Maßnahmen in Flughäfen.

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