Kunst

Seelenstrips von zwei Geistesverwandten

Zwei Künstler, die das Magische mögen: Carlos Baonza (links) und Reiner Schiestl.
© baonza

Der Tiroler Reiner Schiestl und sein spanischer Künstlerfreund Carlos Baonza in der Galerie Nothburga.

Von Edith Schlocker

Innsbruck – Der Tiroler Maler und Grafiker Reiner Schiestl und der Spanier Carlos Baonza kennen sich „schon ewig“. Konkret, seit sie vor fast vier Jahrzehnten in einem Gasthaus im kastilischen 720-Einwohnerdorf Medinaceli – Schiestls zweiter Heimat – gemeinsam einen feucht-fröhlichen Abend verbracht haben. Aus dieser Begegnung ist eine „witzige Freundschaft“ (Schiestl) entstanden, die immer wieder in Zusammenarbeiten mündet. Etwa in gemeinsamen Ausstellungen, wie derzeit in der Galerie Nothburga.

Wo die beiden in gewisser Weise Seelenverwandten jeweils eigene Arbeiten zeigen – neben zweien, die in einem offensichtlich lustvollen kreativen Pingpong entstanden sind. Als sehr spontane Reaktion auf das vom jeweils anderen zeichnend und malend Vorgegebene, wobei sich die an sich doch sehr unterschiedlichen Handschriften vermischen, sich zu einem symbiotisch anmutenden Neuen verweben.

Galerie Nothburga. Innrain 41, Innsbruck; bis 8. Februar, Mi–Fr 16–19 Uhr, Sa 11–17 Uhr.
© schiestl

Was Schiestl und Baonza unübersehbar verbindet, ist ihr Faible für das Skurrile und Magische. Von den von westafrikanischen Schamanen erzählten Märchen ließ sich der Tiroler etwa zu einer Serie grafisch delikat in der Fläche ausgebreiteter Linolschnitte inspirieren, genauso wie von Kafkas Gregor Samsa. Aber auch Trumps „alternative Fakten“ verwickelt Schiestl in ein (Linien-)Gefecht mit ungewissem Ausgang.

Die Art der Annäherung des gelernten Psychologen Carlos Baonza, der als Künstler Autodidakt ist, an das Magische kommt im Gegensatz dazu komplett anders daher. Formal, auf einen ersten Blick naiv, raffiniert aufgeladen aber mit einem hohen Maß an Hintergründigkeit. Um in lustvoll bunter Plakativität menschliche Beziehungskisten zu collagieren. Das Leben scheint für den Künstler ein großes Spiel zu sein, dessen Ausgang das einzig Gewisse ist. Mit einem Dazwischen, das verwirrend surreal ist, zelebriert in bühnenbildartigen, metaphorisch aufgeladenen Szenarien.

Grenzgängerisch ist die „Fetischzone“, die Schiestl und Baonza mit selbst gemachten Objekten eingerichtet haben. Im Rahmen der Schau präsentiert Reiner Schiestl heute um 19 Uhr sein Buch „Heilige II“.

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