Wolfgang Reinstadler: Ein Musiker durch und durch
Schon sein halbes Leben unterrichtet Wolfgang Reinstadler Musik. Seiner Leidenschaft geht er auch im eigenen Tonstudio nach und nimmt CDs für Groß und Klein auf.
Von Elisa Mair
Innsbruck –In der einen Ecke steht das Schlagzeug, das Klavier in der anderen. An der Wand hängen zwei Gitarren, eine Blockflöte, Kopfhörer und geschätzt hundert Kabel.
Wolfgang Reinstadler sitzt auf dem Bürostuhl im hauseigenen Tonstudio. Vor zehn Jahren hat er es im Keller in Innsbruck selbst eingerichtet – für den ältesten seiner drei Söhne, der heute vorwiegend als Tontechniker bei Konzerten tätig ist. Der 58-Jährige schiebt die CD mit dem Titel „Weil ich das schon selber kann ...“ in das Laufwerk. Nach ein paar Takten hört man die zweieinhalbjährige Greta singen: „Alle Kinder sind schon da, sagen guten Morgen! Singen heißa hoppsasa, haben keine Sorgen!“
Angeregt durch die Kinderpädagogin Jutta Maria Gabriel entstand die Idee, den Alltag in der Kinderkrippe mit Liedern zu strukturieren, „denn Kinder hören eher auf Musik als auf Befehle“, weiß der Musiklehrer. Für die CD komponierte er 14 Lieder und schrieb die Texte dazu. „Ich bin kein Dichter, aber ein paar Reime gehen sich aus“, gesteht er mit einem Schmunzeln. Es geht um die einfachsten Dinge: Schuhe anziehen, Hände waschen, Mittagessen, Mund abwischen und Danke sagen.
Die Klänge sind mit Geige, Flöte und Trompete einfach gehalten. Nur ein paar Playbacks runden den Sound ab – aus gutem Grund: „Die Kinder in der Schule werden schnell unruhig und langweilen sich, weil über Handy und Fernsehen zu viel Action läuft.“ Damit ist er in Einklang mit seiner Frau Judita, die auch unterrichtet.
Vor zwanzig Jahren führte der Innsbrucker am Gymnasium am Adolf-Pichler-Platz die Musikklassen ein, die es vorher nicht gegeben hat. Jedes Jahr hat er mit den Schülern ein Projekt auf die Beine gestellt. Als sie das Stück „Wickie und die starken Männer“ aufführten, ließ er es sich nicht nehmen, sich selbst als Wikinger zu verkleiden. An die schönste Zeit als Musiklehrer erinnert er sich mit einem Lächeln im Gesicht zurück.
Heute unterrichtet er halbtags am Reithmanngymnasium. Das Aufnahmestudio ist als zweites Standbein zu seiner großen Leidenschaft geworden. Zurzeit arbeitet er an seinem neuesten Vorhaben, einer CD für Demenzkranke.
Erprobt wird das Projekt bereits am Landeskrankenhaus in Hall. Der Musiker erzählt, dass es vor allem alte Tiroler Lieder und Kinderlieder sind, die er für die demenzkranken Patienten aufnimmt.
Auf die Frage, wie die Lieder heißen, zählt er sie nicht nur auf, sondern lässt sie, wie beim „Höttinger Vogelfänger-Lied“, mit seiner tiefen Stimme anklingen. Damit wird klar, dass es sich um wirklich alte Tiroler Lieder handeln muss, die jüngere Generationen wohl nicht mehr kennen. Für die Aufnahmen singt und spielt er die Instrumente zum größten Teil selbst ein.
Pfleger und Angehörige sollen mit der Musik entlastet werden, den kranken Menschen will er ein paar schöne Stunden schenken, denn „sie haben Erinnerungen an das weit Zurückliegende und die alten Lieder aus ihrer Kindheit und Jugend sind ganz tief im Gehirn verwurzelt“, erläutert der Musiker.
Ideen für das Projekt hat er viele: Alte regionale Radiosendungen, einen Gottesdienst mit Bischof, Glocken und Orgelspiel. Mit Liedern wie „Bruder Anton“ soll das Gedächtnis trainiert werden.
Die Erfahrungen sind äußerst positiv: So habe ein Patient, der nicht mehr aus dem Bett wollte, mit Pflegern zu tanzen begonnen. Wenn Reinstadler solche Geschichten hört, fühlt er sich in seiner Tätigkeit bestätigt.
Egal, ob es sich um Lieder für die Kleinsten oder die ältere Generation handelt, der Musiker ist sich sicher: „Nichts setzt sich im Gehirn so fest wie Melodien und Rhythmus.“ Wolfgang Reinstadler wird also auch bei seinen zukünftigen Projekten den richtigen Ton treffen.