Künstlerin Ursula Groser: Ordnung schält sich aus dem Chaos heraus
Unbunt, aber nicht farblos: Die Tiroler Künstlerin Ursula Groser zeigt derzeit in Innsbruck einen schmalen Querschnitt ihres bisherigen Œuvre.
Von Barbara Unterthurner
Innsbruck –Gesellschaft ist keine abstrakte Einheit, sondern entsteht in der Beziehung der Individuen zueinander. So Soziologe Georg Simmel (1858–1918), der in seiner Arbeit zu Gesellschaftsstrukturen die „Triade“ prägt: Eine Gesellschaft beginnt laut Simmel mit der Drei. In Ursula Grosers Œuvre scheint die Drei aktuell wieder auf.
„Triade“ nennt die in Lienz geborene und heute in Schwaz lebende Künstlerin eine raumgreifende Arbeit aus schwarzen Schieferplatten. Das Dreieck wächst sich zum wuchtigen Kartenhaus aus – die geometrische Form wird eine unverrückbare Einheit. Auch Schieferplatten, Keramiktrichter, Fahrradschläuche oder das weiße (Video-)Rauschen werden bei Groser zur organischen, sich im Modell wiederholenden Struktur. Im openspace.innsbruck zeigt sie aktuell einen schmalen Querschnitt aus Werken der jüngeren Zeit unter dem Titel „Order from Noise“.
Wie in anderen Werken arbeitet Groser in „Triade“ mit gefundenen Materialien: Die schwarzen Schieferplatten bedeckten früher die Fassade des Realgymnasiums Schwaz, in dem Groser selbst unterrichtet.
Um found footage – allerdings in digitaler Ausformung – handelt es sich auch beim titelgebenden Video „Order from Noise“, in dem Groser Audiofitzel philosophischer Unterhaltungen mit visuellen Rastern kombiniert und sie zum flirrenden, störenden Chaos werden lässt. Nach und nach schält sich auch hier Ordnung heraus. Genauso wie in „on line“, die Personen auf einem Foto in ständiger Wiederholung entlang eines fiktiven Horizonts auffädelt.
Grosers Werk ist kopflastig, teilweise kryptisch, formal, aber reizvoll, unbunt, aber gleichzeitig nie farblos. Besonders erfrischend ist deshalb ihr neuestes Projekt „If failure was a color, what color would it be?“. Unter fotofail@gmx.at sammelt sie fehlerhafte Fotos von ihrem Publikum ein – unscharfe, verzerrte Aufnahmen, die ihr ungenutztes Dasein in irgendwelchen Clouds fristen. Diese „Fehler“, die ästhetisch dennoch ansprechend sein können, will Groser in ein Buch bannen.