Tiroler Ex-Radprofi Denifl gestand Blutdoping: „Ich bin aber kein Verbrecher"
Der des Dopingmissbrauchs überführte Ex-Radprofi Stefan Denifl (32) musste sich am Montag in Innsbruck vor Gericht verantworten. Dem Stubaier drohen bis zu zehn Jahre Haft. Der Prozess wurde auf unbestimmte Zeit vertagt.
Innsbruck – Der ehemalige Radprofi Stefan Denifl gestand am Montag am Landesgericht Innsbruck, Blutdoping praktiziert zu haben. Er meinte aber, damit niemanden betrogen zu haben. Der 32-jährige Tiroler musste sich wegen des Verbrechens des gewerbsmäßigen schweren Betrugs verantworten. Denifl soll zwischen 2014 und Ende 2018 Blutdoping betrieben und somit Wettkampfveranstalter und Unterstützer getäuscht haben. Ihm drohen im Falle einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft. Der Prozess wurde am Montag auf unbestimmte Zeit vertagt. Das Gericht will weitere Zeugen einvernehmen, unter anderen Denifls ehemalige Arbeitgeber im Radsport.
Denifl gab zu, mit Hilfe des deutschen Sportarztes Mark S. Blutdoping betrieben zu haben. „Ich bin aber kein Verbrecher", beteuerte der Tiroler vor Gericht. Im Profiradsport würden Leistungen verlangt werden, die normal nicht mehr möglich seien, sagte Denifl. Er behauptete, dass die Teams Bescheid wüssten und, dass im Radsport viele Athleten dopen. „Ich hätte ohne Doping keinen Vertrag mehr bekommen", so der Tiroler.
Verfahren wegen betrügerischer Krida
Dem ehemaligen Radprofi war man auf die Spur gekommen, weil bei der „Operation Aderlass" in Erfurt bei Mark S. Blutbeutel von Denifl gefunden wurden. Sein Deckname war „No Name", erklärte der Staatsanwalt in seinem Eröffnungsplädoyer. Seit 2016 habe Denifl mittels Prepaid-Handy mit dem deutschen Arzt kommuniziert. Der Staatsanwalt ließ indes mit einem weiteren Detail aufhorchen. Gegen den Tiroler laufe mittlerweile auch ein Verfahren wegen betrügerischer Krida. Er soll im Vorfeld des Prozesses Geld beiseitegeschafft haben, so der öffentliche Ankläger.
Verteidiger Wilfried Plattner sah seinen Mandanten „bereits bestraft": „Ihm wurden Titel sowie Preisgelder aberkannt.“ Im Abschluss eines Vertrages mit einem Radteam sieht der Anwalt keine Betrugshandlung. Bei seiner ersten Vertragsunterschrift habe Denifl zudem noch nicht gedopt. „Er ist nicht der klassische Betrüger. Er hat seine Gesundheit ruiniert und ist teilweise unter Lebensgefahr Rennen gefahren. Teams, die wissen, dass gedopt wird – und das ist statistisch nachgewiesen zu 90 Prozent im Radsport so –, werden hingegen geschützt“, prangerte Plattner eine gewisse Doppelmoral an. Außerdem seien Doping und Betrug im Sport nicht neu. Und von den laut Anklage Geschädigten habe niemand Anzeige gegen Denifl erstattet.
Insgesamt soll durch die Auszahlung von Prämien und Teamentgelt ein Schaden von rund 580.000 Euro entstanden sein. Das Verfahren gegen die Mitangeklagte, die unter anderem für Denifl im Jahr 2018 Behandlungstermine koordiniert haben soll, wurde indes diversionell erledigt. Sie muss Pauschalkosten in der Höhe von 300 Euro bezahlen. (floh, fell, TT.com)