Kredite in der Hotellerie: „Billig, aber schwer zu haben“
Trotz Minizinsen klagt Hotellerie über Finanzierungsprobleme. Crowd Investing „Riesenchance“, Kritik an vielen Investorenmodellen.
Von Max Strozzi
Innsbruck –Trotz historisch niedriger Zinsen beklagt Tirols Hotellerie Finanzierungsschwierigkeiten. „Es wird immer schwieriger, am Kapitalmarkt Geld zu bekommen“, monierte gestern Hotellerie-Obmann Mario Gerber bei einer Diskussion in der Innsbrucker Villa Blanka. Schattenseite der Minizinsen: Weil viele die Gunst des billigen Geldes nutzen und ausbauen oder in Betongold investieren (bzw. damit spekulieren), steigen jedes Jahr die Preise für Grundstücke massiv und auch die Baukosten zogen zuletzt zum Teil um 4 % pro Jahr an – was den Vorteil der Niedrigzinsen wieder zunichte macht. Hinzu kämen gestiegene Eigenkapitalanforderungen seitens der Banken bzw. höhere Sicherheiten, die für einen Kredit verlangt werden.
„Das führt insgesamt dazu, dass immer mehr ausländische Investoren in den Tiroler Tourismus drängen“, so Gerber. Häufig in Form der umstrittenen Investorenmodelle, die in den letzten Jahren landesweit aus dem Boden sprossen. „Mehr als die Hälfte der Investorenmodelle werden nicht so betrieben, wie sie betrieben werden sollen. Das führt zu kalten Betten und schadet der Tourismusgesinnung“, kritisiert Gerber. Es müsse gelingen, Regeln aufzustellen, damit der Tiroler Tourismus mit insgesamt 5000 Hotels in Tiroler Hand bleibe. Auch die Widmungspolitik in Gemeinden sei nicht immer hilfreich, weil sie Hoteliers einen Ausstieg erschwere.
„Kredite sind billig, aber schwer zu haben“, meint auch Thomas Reisenzahn (Prodinger). Vor allem bei neuen Hotelprojekten klafften Finanzierungslücken, weil eigenes Geld plus Bankkredit nicht ausreichen. „Vor 15 Jahren gab es eine solche Finanzierungslücke nicht“, sagt Reisenzahn. Externe Investoren bzw. eine Schwarmfinanzierung (Crowd Investing) könnten Finanzierungslücken füllen. Im Crowd Investing sieht er „eine Riesenchance für den Tourismus“. Auch ein geplanter Eigenkapitalfonds des Bundes könne die Lage entschärfen.
Die Entwicklung in der Tiroler Hotellerie ist durchwachsen. Von 2000 bis 2017 stagnierten die Umsätze in der Tiroler 4- und 5-Sterne-Hotellerie, während dort die Zahl der Gästebetten um 53 % zulegte. Die Auslastung sei zwar in den letzten 11 Jahren um 10 % gestiegen – „das ist aber nicht viel“, meint Reisenzahn. Andere Kennzahlen – Eigenmittel, Verschuldung, Entschuldungsdauer – hätten sich dagegen gebessert. „Viele Bilanzen schauen aber aufgrund der Niedrigzinsen schön aus“, so Reisenzahn. Auch Banker Markus Dollinger (Raiffeisen) warnte: „Langfristig sind eigentlich Zinsen von vier bis fünf Prozent normal.“