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Die Schau „Widerstand und Wandel“ erzählt die Siebziger mit und abseits von Architektur. Das Innsbrucker aut zeigt aktuell eines seiner aufwändigsten Projekte bisher.
Von Barbara Unterthurner
Innsbruck – Fast hört man es in der Ferne plätschern. Diesen Eindruck haben all jene, die jetzt durch die Glasfront des aut blicken. Verstellt wird die Sicht nach draußen vom Einblick ins berühmte Flora-Bad von Architekt Josef Lackner. In blassen Farben geht die seit gestern offene Schau „Widerstand und Wandel. Über die 1970er-Jahre in Tirol“ gegen verblassende Erinnerungen vor: Zumindest das legendäre Grottenbad, das 2018 zerstört wurde, existiert nur noch auf Fotos.
Obwohl „Widerstand und Wandel“ bildgewaltig mit dem Flora-Bad einsetzt, ist sie keine Architekturausstellung im klassischen Sinne, betont aut-Leiter Arno Ritter. Auch keine Retrospektive, sondern vielmehr eine Schau mit politischem Impetus. Die 70er wollen hier als Jahre des Aufbruchs verstanden werden und als Zeiten, die von gesellschafts- und kulturpolitischen Aufbrüchen geprägt waren, die bis heute nachwirken.
In Form einer Synchronopse – eines Zeitstrahls mit mehreren Ebenen – macht das aut Recherchematerial aus zwei Jahren Arbeit in Form von Text, Zeitschriften, Musik, Kunst, Video, Bildmaterial zugänglich. Auf drei Ebenen (Tirol – Österreich – Welt) werden im Schweinsgalopp lokale Themen in einen globalen Kontext eingewoben – jedem Jahr ist dabei eine Wand gewidmet.
Die Anordnung von Ereignissen ist assoziativ, die Auswahl subjektiv und die Gefahr, sich in der Fülle der Informationen zu verlieren, absolut real. Eine gewisse Kontinuität entsteht durch die Basslinie, die unverwechselbare Tiroler Bauwerke der 70er aufreiht. Vollständig eingebracht wurden Wolfgang Pfaundlers Kulturzeitschrift Das Fenster und mit Horizont die Beilage der Tiroler Tageszeitung, die das Kulturleben des Landes begleiteten.
Die Aufbruchstimmung wird an bestimmten Orten und Veranstaltungen sichtbar gemacht (etwa den Jugendzentren MK und Z6). Sie lässt sich aber auch an Personen (Kulturlandesrat Fritz Prior) und Produkten der Zeit, etwa einem simpel zusammensetzbarem Sitzmöbel von Designer Egon Rainer, oder an Kunstwerken von Bruno Gironcoli oder Heinz Gappmayr ablesen. Und sie lässt sich an der Musik der Zeit (Band Isaiha) auch hören.
Aufgefettet wird die Schau noch mit persönlichen Berichten von Zeitzeugen: Maria und Gerhard Crepaz (Galerie St. Barbara), Dietmar Zingl (Otto-Preminger-Institut) oder Norbert Pleifer (KOMM, Treibhaus) wurden dafür interviewt. Kunstgrößen wie Peter Weiermair oder Ursula Krinzinger fehlen jedoch.
Zuweilen kommt man in dieser Schau weit weg von der Architektur, die 25 Fotoporträts von Günther Richard Wett lassen den Besucher nochmals mitten hineintauchen. Gustav Peichls ORF-Studio (1969–72), Nobert Heltschls Höttinger Terrassenhausanlage (1968–74) oder vor allem die zahlreichen Schulprojekte (u. a. Modellschule Wörgl, 1969–73, oder Schule der Ursulinen, Innsbruck, 1971–79) werden bildgewaltig untersucht.
Wer noch mehr wissen will, sollte sich die 512-seitige Publikation mit 21 Beiträgen zulegen, die das Zeug zum Standardwerk hat. Und dennoch: Ganzheitlich können die 70er nicht abgebildet werden. Wer noch Anregungen hat, kann sich der im aut vorliegenden Post-its bedienen und damit noch vorhandene Lücken füllen.