Rom will Sondermaßnahmen gegen Epidemie ergreifen

Die italienische Regierung will mit Sondermaßnahmen die Coronavirus-Epidemie eindämmen. Der Ministerrat, der am Samstagabend in Rom tagte, prüfte mehrere Maßnahmen, darunter die Schließung der Schulen, die Aussetzung von öffentlichen Veranstaltungen wie Sportevents und der Arbeit in Unternehmen in von der Epidemie besonders betroffenen Gemeinden. Bisher sind zwei Italiener an dem Virus gestorben.

Der Ministerrat denkt auch an die Möglichkeit, Polizei und Soldaten einzusetzen, um die Einhaltung der vorgeschriebenen Maßnahmen zu garantieren. Besonders betroffen ist die Lombardei - vor allem die Provinzen Lodi und Pavia - und die Gegend von Padua in der Region Venetien. In der Lombardei wurde daher die Schließung aller Universitäten bis zum 2. März beschlossen. Die bekannte Mailänder Brillenmesse MIDO, die von 29. Februar bis 2. März stattfinden sollte, wurde auf Ende Mai verlegt.

Bei den Toten handelt es sich um einen 78-jährigen Italiener aus der Nähe von Padua sowie um eine 75-jährige Lombardin. Die Frau, die tot in ihrer Wohnung aufgefunden und positiv auf das Coronavirus getestet wurde, soll sich in der Nothilfe des Krankenhauses von Codogno infiziert haben. In derselben Notaufnahme soll sich auch der 38-jährige Mann angesteckt haben, der am Donnerstag als erster Infektionsfall in Norditalien gemeldet wurde. Er hatte auch seine im achten Monat schwangere Frau infiziert.

Fälle wurden inzwischen auch in Turin und in Mailand gemeldet. „Wir wollen alles Erdenkliche unternehmen, um eine Pandemie zu vermeiden“, sagte der Präsident der Lombardei, Attilio Fontana. 300 Patienten und 150 Mitarbeiter eines Krankenhauses in Schiavonia bei Padua wurden vorsichtshalber Kontrollen unterzogen und dürfen seit Freitag nicht das Spital verlassen.

Aus Sorge vor einer weiteren Ausbreitung der Viruserkrankung hatten die Behörden am Freitag bereits in mindestens zehn lombardischen Städten die sofortige Schließung von Schulen, Behörden und sonstigen öffentlichen Gebäuden angeordnet. Auch Lebensmittelgeschäfte, Bars, Diskotheken sowie Sportzentren sollten in den betroffenen Orten mindestens für eine Woche geschlossen bleiben, teilte Gesundheitsminister Roberto Speranza nach einer Krisensitzung mit. Großveranstaltungen wie Gottesdienste, Karnevalsfeste oder Sportevents wurden untersagt. In Venetien wurden ähnliche Maßnahmen vorbereitet.

In der Kleinstadt Vo‘ Euganeo bei Padua, in der der am Freitag verstorbene Patient wohnte, wurden strikte Maßnahmen ergriffen, um eine Verbreitung des Virus zu verhindern, teilte der Präsident Venetiens, Luca Zaia, mit. 300 Patienten und 150 Mitarbeiter eines Krankenhauses in Schiavonia bei Padua wurden vorsichtshalber Kontrollen unterzogen und dürfen seit Freitag nicht das Spital verlassen.

Der italienische Premier Giuseppe Conte versicherte auf Facebook, dass seine Regierung entschlossen auf den Notstand reagieren werde. Er schloss nicht aus, dass das Kabinett weitere Maßnahmen zur Eingrenzung der Epidemie in Norditalien ergreifen könnte, nachdem am Freitag zehn Gemeinden in der Lombardei mit rund 50.000 Menschen isoliert wurden.

Obwohl bisher kein Verdachtsfall bestätigt worden ist, rief Kärntens italienische Nachbarregion Friaul-Julisch Venetien bis 31. Juli den Notstand wegen des Coronavirus aus. Damit kann die Region Maßnahmen zur Abwendung der Epidemie ergreifen, berichtete der Präsident Friauls, Massimiliano Fedriga, nach einem Treffen mit dem Zivilschutz.

Nach dem Ausbruch des Coronavirus in Norditalien gelten in Österreich erhöhte Aufmerksamkeit und Vorsicht, aber es gibt nach wie vor keinen Grund zur Panik. „Wir haben in Österreich bisher bei 181 Verdachtsfällen Testungen durchgeführt, alle waren negativ“, hieß es Samstagmittag aus dem Gesundheitsministerium.

„Wir sind über das ‚Early Warning and Response System‘ der EU rund um die Uhr mit allen Ländern der EU vernetzt und können damit unmittelbar nach dem allfälligen Auftauchen des Verdachts einer Verbindung nach Österreich sofort Maßnahmen ergreifen. Österreich ist sicher eines der am besten vorbereiteten Länder der EU“, so Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Auch aus der Sicht von Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) ist die Lage „weiterhin stabil“, es bestehe kein Grund zur Panik.

Die US-Regierung wirft Moskau unterdessen vor, eine groß angelegte, anti-westliche Desinformationskampagne rund um das Coronavirus gestartet zu haben. Tausende von Russland gesteuerte Nutzerkonten auf Online-Plattformen verbreiteten Falschinformationen und Verschwörungstheorien rund um das Virus und behinderten damit den Kampf gegen die Epidemie, sagten US-Regierungsvertreter.

Zu der Desinformationskampagne gehöre eine Verschwörungstheorie, wonach die USA hinter der Epidemie steckten. Betreiber gefälschter Nutzerkonten auf Twitter, Facebook oder Instagram verbreiteten dabei etwa die Behauptung, der US-Geheimdienst CIA habe das Virus in die Welt gesetzt, um einen „Wirtschaftskrieg gegen China“ zu führen.

Russland wies die Gerüchte als unwahr zurück. „Das ist eine absichtlich falsche Geschichte“, sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums.

Inzwischen sind mehr als 2.340 Menschen an dem Virus gestorben, die meisten davon in China. Darüber hinaus gibt es weltweit mehr als 76.000 Infektionsfälle, davon rund 1.100 außerhalb der Volksrepublik.