Beachvolleyball

Coronavirus und der Sport: Das große Zittern ohne Fieber

Am Sand? Von wegen. Martin Ermacora (r.) und sein Beachvolleyballpartner Moritz Pristauz lächeln trotz der großen Unsicherheit derzeit.
© Privat

Absagen, Stornierungen, die Sorge, in Quarantäne zu landen, und das Bangen um die Olympia-Qualifikation: Wie das Coronavirus Sportler auch ohne Fieber beutelt – am Beispiel von Beachvolleyballer Ermacora.

Von Sabine Hochschwarzer

Innsbruck – Eigentlich hatte Martin Ermacora schon seine Koffer packen wollen. Das Visum für das 3-Sterne-Beachvolleyballturnier im Iran war bereits ausgestellt. „Aufgrund der Unruhen dort war es nicht leicht, Flüge zu bekommen“, erzählt der EM-Dritte von 2019. Einige Linien würden den Iran deshalb nicht mehr anfliegen. Noch dazu hätte ihm möglicherweise auf dem Weg über Dubai bzw. bei der Ausreise dann eine Quarantäne aufgrund des Coronavirus gedroht ... doch die Ereignisse überschlugen sich ohnehin kurzfristig.

Wenige Stunden nachdem der Tiroler seine Einreiseerlaubnis für den Iran in den Händen hielt, wurde das Turnier in Bandar Abbas am Montagabend abgesagt. „Es war nicht die wichtigste Station, ein Flug ist schnell storniert und unser Visum gilt ja bis Mitte Mai“, versucht Ermacora es locker zu nehmen: „Außerdem steht die Gesundheit über jeder Sportveranstaltung.“

Doch die Situation spitzt sich immer weiter zu. Zuletzt war auch das 4-Sterne-Event im chinesischen Yangzhou abgesagt worden. Das Turnier im April hätte zur Olympia-Quali gezählt, für die Ermacora und Partner Moritz Pristauz noch Punkte fehlen. Letzter Stand ist, dass nachgetragen wird: „Wann und wo ist aber noch unklar. Langsam wird es eng, dass sich das alles bis Mitte, Ende Juni ausgeht.“

Wie sich die Lage weiterentwickelt, ist zudem völlig unvorhersehbar. Im schlimmsten Fall würden alle Turniere im April ausfallen, befürchtet der Tiroler: „Das beeinflusst unsere Trainingsplanung hinsichtlich der Olympia-Quali sehr.“ Sie hätten sonst etwa ihr Vorbereitungstrainingslager auf Teneriffa verlängert.

Dabei gehe es ihnen als Beachvolleyballern im Vergleich mit Kollegen anderer Sportarten noch recht gut, ergänzt Ermacora: „Leichtathleten trainieren auf einen Höhepunkt im Jahr. Wenn, so wie jetzt, deren Hallen-WM kurzfristig um ein Jahr verschoben wird, hat das noch eine ganz andere Dimension.“ (Siehe auch Seite 32.)

Einfluss haben die Absagen zudem auf das Einkommen. Die Verluste aufgrund verpasster Preisgelder sind noch nicht absehbar, wie der Beachvolleyballer kurz durchrechnet: „Ich spiele ja nicht wegen des Geldes, aber entgehen wird uns vermutlich schon was.“

Der bis gestern Abend noch aktuelle Turnierplan sieht vor, dass Ermacora/Pristauz nun nächste Woche Richtung Doha abheben, danach weiter an die australische Gold Coast (Coolangatta Beach) fliegen und im Anschluss in Cancun (MEX) spielen. Eine Weltreise sozusagen. Mit im Gepäck ist ab sofort jedenfalls ein Mundschutz. „Ich bin nicht panisch, aber wir müssen fit sein, und auf Reisen ist man ohnehin immer anfällig.“ Auf dem Weg zum Ziel Olympia in Tokio kann man keine Krankheit gebrauchen – wenn diese Spiele nicht auch noch abgesagt werden.

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