Zwei Personen in Tirol mit Corona infiziert

In Österreich gibt es erstmals zwei bestätigte Coronavirus-Fälle. Zwei Personen wurden in Tirol mit dem Virus infiziert, sagte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) gegenüber der APA. Die beiden 24-Jährigen, wovon einer offenbar aus der Lombardei stammt, befinden sich in der Innsbrucker Klinik in Isolation. Sie sind jedenfalls „nicht lebensbedrohlich“ erkrankt, sondern haben lediglich Fieber.

Die beiden in Innsbruck wohnhaften Personen hatten sich selbst an die Leitstelle gewandt und ihre Symptome geschildert. Das Land gab bisher keine Auskunft darüber, wo sich die Personen angesteckt haben könnten. Weitere diesbezügliche Informationen sollen im Laufe des Dienstags folgen.

Nun gelte es, die Kontaktpersonen der Infizierten zu finden, erklärte Franz Katzgraber, Leiter der Sanitätsdirektion Tirol. Sie sollen informiert werden, wie sie sich in weiterer Folge verhalten sollen.

Unterdessen werde man in der Innsbrucker Klinik eine eigene Ambulanz für Coronavirus-Verdachtsfälle einrichten, kündigte Platter an. Wo sich diese genau befinden und wie groß sie sein wird, sei noch unklar, sagte Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP). In dieser „Einheit“ solle sofort festgestellt werden können, ob eine Erkrankung vorliegen könnte.

In Tirol musste sich zudem das Landeskrankenhaus Zams mit dem Coronavirus beschäftigen. 19 Mitarbeiter stehen derzeit unter „besonderer Beobachtung“, da sie einen Betriebsausflug zum Karneval in Venedig unternommen hatten. Doch keiner der Mitarbeiter zeige bisher Symptome, teilte das Krankenhaus mit. Falls sich dies ändern sollte, müssen die Personen zuhause bleiben und auf die Anordnung weiterer Schritte warten, hieß es.

Zur Sicherheit in eine 14-tägige häusliche Quarantäne geschickt wurden am Dienstag 28 Mitarbeiter des Universitätsklinikums Salzburg nach der Rückkehr von einem Betriebsausflug in Oberitalien. Es handle sich um eine Vorsichtsmaßnahme, die Beschäftigten hätten bisher keine Symptome einer Erkrankung aufgewiesen, bestätigte ein Kliniksprecher.

In Kärnten wird ein für das Wochenende geplanter Langlaufbewerb wegen des Coronavirus verschoben. Für den „No Borders Cup“ in Villach seien rund 300 Teilnehmer aus Norditalien erwartet worden, so Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) am Dienstag nach der Regierungssitzung. Wegen der aktuellen Lage habe man sich entschieden, den Bewerb auf unbestimmte Zeit zu verschieben.

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Zwar seien in Kärntens italienischer Nachbarregion Friaul-Julisch Venetien noch keine Corona-Fälle bestätigt worden - trotzdem sei man mit den dortigen Behörden täglich telefonisch in Kontakt, erklärte Kaiser. In Kärnten gebe es weiters täglich Expertentreffen zum Thema: „Es gibt Absprachen mit der Weltgesundheitsorganisation und mit dem Bund - so soll verhindert, dass sich das Coronavirus weltweit festsetzt“, sagte Kaiser.

In Österreich sind bereits 59 Krankenhäuser für die Behandlung von Coronavirus-Verdachtsfällen und Covid-19-Erkrankungen ausgerüstet. Das Gesundheitsministerium hat am Dienstag eine Liste der Spitäler veröffentlicht. Die meisten gibt es mit 15 in Oberösterreich, gefolgt von 14 in Niederösterreich, acht in Tirol und sechs in Salzburg. Jeweils fünf Einrichtungen, die für die Behandlung ausgestattet sind, gibt es in Kärnten und Vorarlberg, in der Steiermark sind es vier und im Burgenland ein Spital.

In Wien ist das Kaiser-Franz-Josef-Spital die erste Anlaufstelle für Verdachtsfälle. Die dortige 4. medizinische Abteilung ist auf die Diagnose und Behandlung derartiger Virenerkrankungen spezialisiert. Wie viele Betten auf isolierten Stationen es österreichweit gibt, war am Dienstag zunächst nicht eruierbar.

Wer Symptome aufweist oder befürchtet, erkrankt zu sein, soll zu Hause bleiben. Der Kontakt zu anderen Personen soll minimiert und das Gesundheitstelefon 1450 angerufen sowie die dort erhaltenen Anweisungen genau befolgt werden.

Das Corona-Virus gefährdet vor allem Personen jenseits des 60. Lebensjahrs. Laut der bisher umfassendsten Studie, die Krankheitsverläufe in China bis 11. Februar berücksichtigt hat, waren von 1.023 gestorbenen Patienten 829 über 60 Jahre alt. Demgegenüber verlief die Erkrankung für nur 26 Menschen tödlich, die das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten.

Der im „Chinese Journal of Epidemiology“ veröffentlichten Studie zufolge verläuft die Krankheit in vier Fünftel der Fälle milde. Bei insgesamt 72.314 Daten, die für das Chinesische Zentrum für Seuchenkontrolle und -vorbeugung ausgewertet wurden, zeigten 80,9 Prozent der Infektionen einen milden Verlauf. 13,8 Prozent der Fälle wurden als ernst bewertet, 4,7 Prozent als lebensbedrohlich.

Das höchste Sterberisiko bei einer Infektion haben der amtlichen Studie zufolge Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, gefolgt von Diabetikern, Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen und Bluthochdruck. Männer haben der Studie zufolge mit 2,8 Prozent ein deutlich höheres Sterberisiko als Frauen mit 1,7 Prozent. Im Schnitt liegt die Mortalitätsrate bei 2,3 Prozent.

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