Kino

„Just Mercy“: Vom gerechten Weg zurück in die Freiheit

Michael B. Jordan spielt diesmal nicht einen Comic-Bösewicht (wie in „Black Panther“), sondern den realen Menschenrechtsaktivisten Bryan Stevenson. Der Harvard-Absolvent kämpft juristisch für Unschuldige im Todestrakt.
© Warner

Ein Todesstrafen-Drama ohne Druck auf die Tränendrüse: „Just Mercy“ erzählt eine wahre Geschichte auf das Wichtige reduziert.

Von Marian Wilhelm

Innsbruck –Vier Prozent aller zum Tode Verurteilten in den USA sollen unschuldig sein, schätzen Experten. Grund genug für den Harvard-Absolventen Bryan Stevenson (Michael B. Jordan), 1989 in Montgomery, Alabama, eine Kanzlei zu eröffnen.

In den immer noch rassistischen Südstaaten sitzen unzählige Afroamerikaner im Todestrakt ein, darunter auch Familienvater Walter McMillian. Im Prolog begegnen wir ihm beim Arbeiten im Wald. Doch als er auf der Heimfahrt vom Sheriff aufgehalten wird, sehen wir ihm an, dass er nichts Gutes erwartet.

Mehrere Gefängnisjahre später hat er sich fast schon aufgegeben. Der idealistische Stevenson muss ihn erst überzeugen, wieder das Risiko der Hoffnung einzugehen. Da hat der Anwalt selbst schon den Rassismus in Form einer Leibesvisitation zu spüren bekommen. Auch der Staatsanwalt und Sheriff machen ihm das Leben schwer.

Als gute Seele assistiert dem Juristen die weiße Südstaatlerin Eva Ansley, gespielt von Brie Larson. Sie gründete mit Stevenson zusammen die Equal Justice Initiative, eine NGO, die Gratis-Rechtsbeistand für Inhaftierte bietet, speziell in der Todeszelle.

Auch der Mandant Walter McMillian (Jamie Foxx) ist eine historische Figur. Sein Fall wird zum Leitfaden der Filmbiografie seines Anwalts. McMillian wurde durch ein falsches Geständnis wegen Mordes verurteilt.

Trailer | „Just Mercy“

Regisseur Destin Daniel Cretton und Drehbuchautor Andrew Lanham schildern den ungerechten Weg, der McMillian hinter Gitter brachte. Der junge Anwalt Stevenson deckt falsche Spuren auf, bis er zum vermeintlichen Kronzeugen kommt. Der kriegsversehrte Ralph Myers sitzt ebenfalls im Gefängnis, doch er ist weiß.

Die Szene, in der der Anwalt Myers im Gefängnis besucht, ist der Wendepunkt im Detektivteil der Geschichte. Stevenson appelliert an das gute Gewissen seines weißen Gegenübers, sein von der Polizei erpresstes Geständnis zu widerrufen. Doch der kriminelle Zeuge hat eigene Probleme, will nur ein wenig Gesellschaft und einen Softdrink spendiert bekommen.

Der Film basiert auf den Bestseller-Memoiren seines Protagonisten. Auch der Titel ist von dort übernommen, „Just Mercy: A Story of Justice and Redemption“. Kein Wunder also, dass der Film ohne Ablenkungen bei seinen Figuren und ihrem Kampf für Gerechtigkeit bleibt. Lediglich der Fokus auf den Fall McMillian bringt die nötige narrative Spannung. Doch Destin Daniel Cretton macht nicht den Fehler, die realen Dramen über Tod, Gerechtigkeit und Schuld mit zusätzlichem Pathos zu überladen. Stattdessen hält er sich angenehm zurück, setzt wenig Musik ein und inszeniert die meisten Szenen ohne überdeutliche Stereotypen. Die beiden Hauptdarsteller sind würdig, trotz einiger undankbarer Drehbuch-Stehsätze.

„Just Mercy“ hält keine Überraschungen bereit, doch das tut gut. Die Spannung entwickelt sich aus der juristischen Entwicklung des Falls, vor allem als der sich dann im Gerichtssaal abspielt. Auf Barmherzigkeit oder Gnade und Erbarmen muss man sich dort nicht verlassen.

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