Wiener Gymnasium wegen Coronavirus-Verdachtsfall gesperrt
Ein Coronavirus-Verdachtsfall ist am Mittwoch im Gymnasium Albertgasse in Wien-Josefstadt bekannt geworden. Eine Lehrerin hat sich bei einem Aufenthalt in Norditalien möglicherweise mit dem Virus infiziert. Derzeit wird der Fall abgeklärt, entgegen erster Meldungen wurde die Lehranstalt zunächst nicht evakuiert.
Die Wiener Polizei teilte mit, dass bis auf Weiteres niemand das Gymnasium in der Albertgasse verlassen darf. Die Nachricht werde auch über den Twitteraccount der Polizei verbreitet. Laut Bildungsministerium und Bildungsdirektion werden Schüler und Lehrer auf eine mögliche Infektion getestet, hieß es gegenüber der APA. Eine vorzeitige Abholung der Kinder ist nicht möglich.
Nach der Sperre des Gymnasiums hat die Polizei zudem die Albertgasse zwischen Josefstädter Straße und Pfeilgasse abgesperrt. Am Ort des Geschehens befanden sich zahlreiche Einsatzfahrzeuge der Polizei. Es sei Aufgabe der Exekutive, „für Ruhe zu sorgen und dass niemand die Schule verlässt bzw. hineingeht“, betonte Polizeisprecherin Irina Steirer. Alles Weitere liege in der Entscheidung der Gesundheitsbehörde. Im Einsatz seien Beamte aus dem Bezirk und der Bereitschaftseinheit. Zum zeitlichen Ablauf konnte Steiner sich nicht äußern.
Am Mittwoch hatte das Bildungsministerium einen Krisenplan zum Umgang mit dem Corona-Virus an Schulen und Hochschulen verschickt. Darin enthalten ist eine Checkliste, wie zu reagieren ist, wenn eine Infektion oder ein dringender Verdachtsfall festgestellt oder gemeldet wird. Die (Hoch-)Schulen müssen in jedem Fall die Gesundheitsbehörden einschalten, diese treffen dann alle weitere Entscheidungen, wie im Fall in der Albertgasse.
Sollte sich herausstellen, dass es sich beim Verdachtsfall um eine Corona-Infektion handelt, sind auch Quarantänemaßnahmen möglich. Das sagte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwoch vor dem Ministerrat. Sollte der Test positiv ausgehen, werde man die Schule abriegeln, die Schüler weiter unterrichten und bestmöglich versorgen.
Danach werde abgeklärt, ob es Kontakt zu infizierten Personen gab. Wer nicht in Kontakt mit der betreffenden Lehrerin war, könne dann nach Hause gehen. Sollte es Kontakt gegeben haben, „dann wird es in einzelnen Fällen natürlich auch notwendig sein, die Personen zu isolieren oder in Quarantäne zu nehmen“, so Kurz.
Allerdings betonte Kurz am Mittwochvormittag, dass aktuell noch nicht geklärt sei, ob überhaupt eine Infektion mit dem Coronavirus vorliege. An die Medien appellierte Kurz, mit Spekulationen vorsichtig zu sein. Testergebnisse erwartet Kurz gegen Mittag, spätestens am frühen Nachmittag.
Zuvor war eine 56-jährige Italienerin in der Nacht auf Mittwoch in einer Apartmentanlage in Bad Kleinkirchheim in Kärnten (Bezirk Spittal an der Drau) gestorben. Der Notarzt hat eine Infektion mit dem Coronavirus bei der Toten nicht ausgeschlossen, berichtete der Landespressedienst. In Wien gab es unterdessen einen Verdachtsfall in einem Gymnasium in der Josefstadt.
Bei der Toten aus Friaul wurde ein Abstrich gemacht, weitere Untersuchungen wurden angeordnet. Die Apartmentanlage wurde gesperrt, die Bewohner durften das Gebäude vorerst nicht verlassen. Sie werden ebenfalls untersucht. Die Behörden, auch die italienischen, versuchten nun herauszufinden, mit wem die 56-Jährige vor ihrem Tod Kontakt hatte.
Das Testergebnis des Verdachtsfall soll im Laufe des Tages vorliegen. Wie Gerd Kurath vom Landespressedienst auf APA-Anfrage sagte, kam die verstorbene Urlauberin aus dem Raum Udine. Sie war seit Freitag in Kärnten. Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) appelliert an die Bevölkerung, Ruhe zu bewahren. „Es werden alle notwendigen Vorkehrungen und Maßnahmen gesetzt.“
Unterdessen befindet sich das Pärchen aus Italien, das in Tirol positiv auf das Coronavirus getestet worden war, in der Innsbrucker Klinik weiter in einem guten Zustand. „Sie sind beide nach wie vor fieberfrei und stabil“, sagte eine Kliniksprecherin der APA. Die Entscheidung über eine Entlassung aus dem Krankenhaus noch in dieser Woche soll am Freitag fallen.
Zuvor würden am Freitag noch einmal letzte Testuntersuchungen durchgeführt. Derzeit werden die beiden 24-Jährigen laufend überwacht, hieß es. Von den zwölf in Quarantäne befindlichen Kontaktpersonen, die ebenfalls einen guten Gesundheitszustand aufweisen sollen, befinde sich indes niemand in der Klinik, so die Sprecherin.
In dem Hotel, in dem die infizierte Italienerin arbeitet, sind insgesamt 62 Personen getestet worden. Neun davon wurden unter Quarantäne gestellt, teilte das Land am Mittwoch auf APA-Anfrage mit. Auch aus dem engen sozialen Umfeld der Erkrankten mussten drei Personen in Quarantäne.
Alle 62 Getesteten wiesen einen guten Gesundheitszustand auf, hieß es. Jene neun, die unter Quarantäne gestellt wurden, hatten einen engen Kontakt zu der erkrankten Italienerin. „Für die zwölf Personen wurde eine Isolierung angeordnet, die zwei Wochen andauern muss und polizeilich überwacht wird. Zudem müssen die Personen für diesen Zeitraum laufend ihren Gesundheitszustand überprüfen“, erklären Landeshauptmann Günther Platter und Innenminister Karl Nehammer (beide ÖVP). Alle Personen seien von den Behörden umfassend über das weitere Prozedere informiert worden.
Von den Quarantänemaßnahmen in dem Innsbrucker Hotel sind keine Hotelgäste betroffen. Die neun Mitarbeiter befinden sich entweder in häuslicher Quarantäne oder in Einzelzimmern im Hotel. Jene Betroffenen, die alleine leben - bei denen eine Übertragung auf andere Personen in der Wohnung ausgeschlossen werden kann - dürfen zu Hause in Quarantäne bleiben. Jene, die nicht alleine leben, sind in Einzelzimmern im Hotel untergebracht, hieß es.
(S E R V I C E - Die Coronavirus-Hotline der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) steht unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 555 621 sieben Tage in der Woche von 0-24 Uhr zur Verfügung.)