Coronavirus: Zwist um Kurzarbeit für Reisebüros
Bus- und Gruppenreisen sind laut der Wirtschaftskammer „nahezu zum Erliegen gekommen“. Die AUA schickt Mitarbeiter nach Hause.
Wien, Innsbruck – Die Verbreitung des Coronavirus von Italien aus versetzt die Tourismusbranche in Alarmbereitschaft, ist doch Italien Top-Reiseziel der Österreicher. Laut der Wirtschaftskammer (WKÖ) sind in der Reisebranche Veranstalter von Gruppenreisen am stärksten von den Coronavirus-Turbulenzen betroffen. Das Geschäft mit chinesischen Touristen sei nahezu zum Erliegen gekommen. Betroffen seien auch Busreisen nach Venedig.
Die WKÖ bereitet deshalb Kurzarbeit in Reisebüros vor. Gespräche mit der Gewerkschaft GPA-djp seien bereits aufgenommen worden, erklärte gestern WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf. „Sehr erstaunt“ und „überrascht“ von Kopfs Vorstoß zeigen sich die großen Veranstalter Verkehrsbüro (Ruefa, Eurotours) und TUI. „Wir verstehen diesen Vorstoß nicht, bei uns ist das definitiv kein Thema“, heißt es beim Verkehrsbüro. Der Vorstoß, der mit den Reisebüros nicht abgesprochen war, habe zu Verunsicherung bei Mitarbeitern geführt, sagt Eurotours-Geschäftsführerin Freund. Diese brauche man aber dringend, „um für die Kunden da zu sein“. Bislang gebe es keine großen Stornos bei Italien-Reisen, so Freund. Die Kunden würden sich hauptsächlich über Umbuchungen auf einen späteren Zeitpunkt informieren. Ruefa zählt aktuell „wenige hundert“ Italien-Buchungen, der Direktvermarkter Eurotours (Hofer Reisen) knapp 4000.Der Verkehrsbüro-Konzern bietet für Italienreisen bis 31. März kostenfreie Umbuchungen an.
Einen „dramatischen Einbruch“ des Italien-Geschäfts beobachtet auch Andreas Kröll, WK-Sprecher der Tiroler Reisebüros, nicht. Die Tiroler Reisebüros würden ebenso wie die Tiroler Kunden in Ruhe abwarten, „wie sich die Situation in den nächsten Tagen entwickelt“, betont Kröll.
Noch unklar ist, wie sich die Corona-Ängste auf den Tiroler Tourismus, der in diesem Winter bisher auf Rekordkurs war, auswirken werden. Es gibt verstärkt Anfragen von Urlaubsgästen und auch etliche Stornos, aber noch keineswegs auf breiter Front.
Der Tourismus ist global alarmiert. Kommende Woche soll in Berlin die weltgrößte Tourismusmesse ITB starten. Die Auflagen für die 10.000 Aussteller wurden bereits verschärft, manche deutsche Medien spekulierten zuletzt auch über eine mögliche Absage. Davon war bisher offiziell aber noch keine Rede.
Dramatischer sind die Auswirkungen für einige Mitarbeiter der AUA. Die Lufthansa-Tochter hat wegen des Stopps der China-Flüge zwei Langstreckenjets am Boden stehen, 150 bis 200 Mitarbeiter haben zurzeit keine Arbeit. Ihnen wird unbezahlter Urlaub, Blockteilzeit und Bildungskarenz angeboten, sagte AUA-Chef Alexis von Hoensbroech. (ecke)