Mehr neue Coronavirus-Fälle außerhalb als innerhalb Chinas

Erstmals seit Ausbruch des neuartigen Coronavirus in China gibt es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr neu gemeldete Fälle außerhalb Chinas als in der Volksrepublik selbst. Am Dienstag wurden aus China 411 neue Infektionen gemeldet, außerhalb Chinas wurden am selben Tag 427 neue Fälle gemeldet, wie WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch in Genf berichtete.

Das am stärksten betroffene Land außerhalb Chinas ist Südkorea. Das Virus hatte im Dezember in China seinen Ausgang genommen und breitet sich seither in immer mehr Länder aus. Derzeit sind weltweit rund 40 Länder betroffen.

In der Volksrepublik sind nach offiziellen Angaben mehr als 78.000 Menschen mit dem Virus infiziert, dort gibt es bisher mehr als 2.700 Todesfälle. In Europa ist Italien am stärksten betroffen, dort infizierten sich nach Behördenangaben vom Mittwoch bisher mindestens 374 Menschen, zwölf Menschen starben. Bei allen Todesopfern in Italien handelt es sich demnach um ältere Menschen mit Vorerkrankungen.

Die Bilanz der Todesopfer der Coronavirus-Epidemie in Norditalien stieg am Mittwoch auf zwölf. Am Mittwoch wurde erstmals ein Todesopfer in der norditalienischen Region Emilia Romagna gemeldet. Die Zahl der Infektionen stieg auf 374 Fälle, die meisten davon in der Lombardei. Erstmals gab es bestätigte Infektionen auch in der Adria-Region Marken. Zu den Infizierten zählten auch sechs Minderjährige, darunter ein vier Jahre altes Mädchen. Bisher wurden italienweit 9.462 Tests durchgeführt.

Die Zahl der Infektionen ist auf 400 Fälle gestiegen. Laut Zivilschutz Angelo Borrelli wurden 258 Fälle in der Lombardei gemeldet, wo der Infektionsherd lokalisiert wurden. 71 Fälle gab es in Venetien und 47 in der Emilia Romagna. In insgesamt neun italienischen Regionen, darunter auch Südtirol, gab es Infektionsfälle.

Die Staatsanwaltschaft der lombardischen Stadt Lodi leitete nun eine Untersuchung zur Verbreitung des Virus in der Provinz ein. Carabinieri-Einheiten inspizierten die Krankenhäuser von Codogno, Casalpusterlengo und Lodi, in denen sich einige Personen angeblich infiziert haben sollen, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA. Der italienische Premier Giuseppe Conte hatte am Dienstag einem lombardischen Krankenhaus vorgeworfen, sich nicht an die Vorschriften zur Vorbeugung einer Coronavirus-Epidemie gehalten zu haben. Conte beschuldigte das Spital von Codogno in der Provinz Lodi, in dem sich mehrere Menschen am Coronavirus angesteckt haben sollen.

In Frankreich gibt es inzwischen auch ein zweites Todesopfer: Ein 60-jähriger Franzose starb in der Nacht auf Mittwoch in Paris, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Bereits Mitte Februar war ein 80-jähriger Tourist aus China in einem Pariser Krankenhaus den Folgen der Viruserkrankung erlegen. Bei ihm handelte es sich um den ersten Todesfall in Europa.

Der nun gestorbene Mann sei „in einem äußerst schlechten Zustand“ in die Pariser Klinik La Pitie-Salpetriere eingeliefert und positiv auf das Coronavirus getestet worden, sagte ein Vertreter des Gesundheitsministeriums. Der 60-Jährige habe sich zuvor nicht in einem Risikogebiet aufgehalten. Bei dem Mann handelte es sich um einen Lehrer aus Nordfrankreich, wie die französischen Behörden am Mittwoch mitteilten. Auch ein mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 infizierter 55-jähriger Franzose war nicht in einem Risikogebiet, sein Zustand sei schlecht. Beide waren zunächst nicht als Verdachtsfälle eingestuft worden. Damit gibt es in dem Land derzeit vier Coronavirus-Fälle. Elf zuvor Infizierte sind bereits wieder gesund.

Ein wegen des Virus unter Quarantäne gestelltes Hotel auf Teneriffa blieb weiterhin durch die Polizei abgeriegelt. Auch vier Österreicher sind unter den Gästen. Auslöser der Isolierung des Hotels am Dienstag im Südwesten der Insel war ein positiver Test auf den Covid-19-Erreger bei einem Touristen aus Norditalien. Neben seiner Frau wurden mittlerweile zwei weitere Italiener aus seiner Reisegruppe positiv getestet, wie die Gesundheitsbehörden der Kanarischen Inseln mitteilten. Sie werden im Krankenhaus behandelt.

Insgesamt sollen sich mehr als 1.000 Menschen in dem Hotel aufhalten. Unter den Urlaubern befinden sich auch vier Österreicher. Dem Paar aus Wien und zwei weiteren Österreichern geht es laut österreichischem Außenministerium gut. Neben den vier Österreichern könnten es noch einige wenige mehr werden.

In Deutschland wurden am Dienstagabend zwei neue Coronavirus-Erkrankungen publik. Erstmals sind auch Patienten in den Bundesländern Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen nachweislich daran erkrankt. Der Betroffene in Nordrhein-Westfalen befindet sich in einem kritischen Zustand, wie das Landes-Gesundheitsministerium mitteilte.

Brasilien bestätigte zudem den ersten Fall einer Infektion in Lateinamerika. Das Gesundheitsministerium teilte am Mittwoch mit, das Virus sei bei einem Bewohner der Metropole Sao Paulo festgestellt worden. Der 61-Jährige sei am 21. Februar von einer Reise in die italienische Region Lombardei zurückgekehrt, sagte Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta. Der Infizierte sei isoliert worden, es gehe ihm gut. Italien hat sich binnen kurzer Zeit zum größten Herd des neuartigen Virus in Europa entwickelt.

Die Zahl der gemeldeten Todesopfer stieg auch im Iran von 15 auf 19. Das gab der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Kianusch Dschahanpur, am Mittwoch bekannt. Laut Dschahanpur wurden binnen 24 Stunden weitere 135 Menschen - 40 mehr als tags zuvor - aus verschiedenen Teilen des Landes positiv auf das Coronavirus Sars-CoV-2 getestet.

Die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides rief am Mittwoch alle Mitgliedsländer auf, ihre Pandemiepläne mit Blick auf das neue Virus zu überarbeiten. Sie betonte am Mittwoch in Rom vor der Presse: „Die Europäischen Union ist noch in der Eindämmungsphase, es ist wichtig, das zu unterstreichen.“ Es gehe also weiter um den Schutz vor einer ganz großen Ausweitung. Aber die Lage bei der neuen Lungenkrankheit könne sich schnell ändern. Dies sehe man auch an dem jüngsten Ausbruch in Italien.

Katars Herrscher Emir Sheikh Tamim bin Hamad al-Thani ordnete die Evakuierung von katarischen und kuwaitischen Bürgern aus dem Iran an. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur auf Twitter. Durch das Virus starben in der Islamischen Republik bisher 19 Menschen, 139 infizierten sich, teilte das Gesundheitsministerium in Teheran mit.

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