Tiroler Landestheater: Johannes Reitmeier hängt nur noch ein Jahr an
Die Politik wollte den Vertrag des Landestheaterchefs um fünf Jahre verlängern. Aus persönlichen Gründen werden daraus lediglich 12 Monate.
Von Markus Schramek
Innsbruck – Es ist zumindest eine kleine Überraschung: Zwar bleibt Johannes Reitmeier dem Tiroler Landestheater als Intendant erhalten. Doch der 57-jährige gebürtige Bayer, seit 2012 in Innsbruck tätig, verlängert seinen noch bis August 2022 laufenden Vertrag nur um ein Jahr bis 31. August 2023. Darauf hat sich Reitmeier mit den Eigentümern des kulturellen Großbetriebes, Land Tirol und Stadt Innsbruck, verständigt. Reitmeier war ein Fünfjahresvertrag bis 2027 angeboten worden. Aus persönlichen Gründen lehnte der Theaterchef das aber ab.
Reitmeier hatte zuletzt im TT-Interview schon durchblicken lassen, dass er mittelfristig im Leben noch etwas anderes plane, als das Theater am Rennweg zu leiten. Zehn Jahre als Intendant seien „ein idealer Zeitraum“, hatte Reitmeier erklärt (die 10-Jahres-Marke ist mit Sommer 2022 erreicht, Anm.). Er würde gerne selbst wieder öfter Regie führen, Theaterstücke schreiben und sein Wissen an einer Hochschule für Oper oder Schauspiel weitergeben, sinnierte Reitmeier.
Nach dieser deutlichen Ansage ging ein Raunen durch die Kulturszene. Bei den politisch Verantwortlichen, Landesrätin Beate Palfrader für das Land Tirol und Bürgermeister Georg Willi für die Stadt Innsbruck, schrillten die Alarmglocken. Sie befürchteten, dass ihnen Reitmeier abgeworben werden könnte. Mit der Arbeit des Theaterchefs sind die beiden Geldgeber sehr zufrieden. Die Auslastung, als in Zahlen ausgedrückter Gradmesser der Publikumsgunst, kann sich sehen lassen. Sie beträgt nach den letzten verfügbaren Zahlen (Saison 2018/19) 90 Prozent, bei einem Jahresbudget von 28,8 Millionen Euro.
Ganz erwartungsgemäß verlängert wurde der Vertrag des kaufmännischen Direktors Markus Lutz (als Geschäftsführer in Personalunion von Landestheater und den Festwochen der Alten Musik). Lutz’ neuer Vertrag läuft bis 30. September 2025.
Das Führungsgespann Reitmeier/Lutz wird also in dieser Konstellation noch die kommenden drei Spielzeiten gestalten. Damit dürfte im Haus wieder Ruhe einkehren. Denn die Besetzung der leitenden Funktionen ist Chefsache. Enrique Gasa Valga ist als Tanzdirektor unumstritten, Thomas Krauß bleibt für das Schauspiel zuständig. Beide erhalten, wie auch das künstlerische Personal, stets nur einen Vertrag für eine Spielzeit, jedes Jahr aufs Neue.
Eine personelle Änderung wird es mit Sicherheit in der Sparte Oper geben. Operndirektorin Angelika Wolff verabschiedet sich mit Ende der laufenden Spielzeit in den Ruhestand. Die Nachfolge ist hausintern schon geklärt: Michael Nelle, bisher persönlicher Assistent von Intendant Reitmeier, wird künftig für die Opernproduktionen des Landestheaters verantwortlich zeichnen.
Nelle hat an der Seite von Reitmeier und Co. am 20. März seinen ersten öffentlichen Auftritt. Da wird das Programm für die Spielzeit 2020/21 präsentiert.