Volksbühne Hopfgarten: Der Lockruf eines magischen Schauplatzes
In einer Kirchenruine nahe Hopfgarten wird im Juni Theater gespielt. Selbst Regisseur Markus Plattner erlag dem Zauber dieser Freiluftbühne.
Von Markus Schramek
Hopfgarten – Die Kirchenruine Hörbrunn, auf halbem Weg zwischen Hopfgarten und Kelchsau, fristet ein vergessenes Dasein. Das wird sich wohl ändern. Denn diese unvollendete Kirche aus dem 19. Jahrhundert, von der Gemeinde vor dem Verfall bewahrt, wird ab 13. Juni zur Theaterbühne. Die Volksbühne Hopfgarten bringt in dem Freiluftgemäuer ein Stück zur Uraufführung. Titel: „Glashütt – die Sehnsucht des Sandkorns“.
„Glashütt“ heißt noch heute der Ortsteil, in dem die Ruine Hörbrunn zu finden ist. Der Name sagt viel aus über frühere Aktivitäten in dieser Gegend.
„Seit Ende des 18. Jahrhunderts wurde an dieser Stelle im Brixental Glas hergestellt, in der Blütezeit waren in der Glashütte Hörbrunn bis zu 200 Menschen beschäftigt“, erzählt Ernst Spreng. Als Lehrer in Hopfgarten ist er mit diesem Stück lokaler Geschichte bestens vertraut. Doch nicht nur aus diesem Grund. Denn Spreng ist auch der Verfasser des Theaterstücks, das in der Ruine zu sehen sein wird. Und er weiß auch Näheres über den Spielort selbst zu berichten: „Franz Friedrich, der letzte Eigentümer der Glashütte Hörbrunn, ließ ab 1870 oberhalb der Fabrik eine Kirche bauen, doch Geldmangel stoppte die Arbeiten.“
1886 musste die Glashütte Hörbrunn nach 100-jährigem Bestehen aus Rentabilitätsgründen überhaupt geschlossen werden. Es fehlte an der nötigen Verkehrsanbindung. Und überdies stellte die Fabrik Trinkgefäße her, die am Markt an Bedeutung verloren. Spreng: „In Europa wurde auf das Liter-Maß umgestellt, in Hörbrunn wurde aber weiter ein anderes Hohlmaß produziert, etwa das so genannte Seidel.“
Derart fachlich informiert, hat Spreng sein Theaterstück ins Jahr 1870 verlegt. Das verliebte Paar, Pavel, ein Glasschleifer aus Böhmen, und die junge Marie, wollen sich als Erste in der – vermeintlich – bald fertig gestellten Kirche Hörbrunn trauen lassen. Doch die sakrale Stätte bleibt ein Rohbau und die Beziehung wird zur Baustelle. Pavel kehrt nach Böhmen zurück.
„Es ist ein Stück über Sehnsüchte als Antriebsfeder des Menschen“, sagt Verfasser Spreng, der bereits auf einige Theatererfahrung zurückblicken kann. „Doch wir müssen auch damit umgehen können, wenn sich Sehnsüchte nicht erfüllen.“
Gespielt wird „Glashütt – die Sehnsucht des Sandkorns“ von Laiendarstellern. „Auch die Gemeinde steht hinter unserer Produktion“, sagt Spreng voller Vorfreude. Ihm gelang ein erster Coup schon lange vor der Premiere: Markus Plattner konnte als Regisseur für das Schauspiel in der Ruine gewonnen werden.
Plattner setzte im Vorjahr mit großem Erfolg das Mitterer-Stück „Silberberg“ in Schwaz in Szene sowie die Passionsspiele in Erl. Danach wollte der Regisseur in Sachen Theater kürzertreten, weil es unmöglich sei, von Produktionen der freien Szene leben zu können. Plattner führt seither hauptberuflich Besucher durch das Schwazer Schaubergwerk.
„Von der Ausstrahlung der Kirchenruine Hörbrunn war Markus sofort begeistert“, erzählt Spreng. Er habe sich gesagt: „Wenn ich da nicht dabei bin, versäume ich etwas.“ Also nahm sich Plattner kurzerhand eine Auszeit von der Auszeit.
Infos und Karten: www.volksbuehne-hopfgarten.at/glashuett