Erster bestätigter Fall von Coronavirus in der Steiermark
Das Land Steiermark hat am späten Freitagabend den ersten bestätigten Erkrankungsfall mit einer Infektion mit dem Coronavirus vermeldet. Es wurde zu einer Pressekonferenz am Samstag um 9.30 Uhr ins Medienzentrum Steiermark geladen. Informationen zum Fall sollen erst da bekannt gegeben werden. Die APA wird am Samstag berichten. Es handelt sich um den bisher siebenten bestätigten Fall in Österreich.
Zuvor war am Freitag der bundesweit sechste Fall einer Coronavirus-Infektion bestätigt worden: Es handelt sich um den Sohn eines bereits infizierten Wiener Paares. Die Tochter ist hingegen nicht infiziert. Der Jugendliche aus Wien ist Schüler am Erzbischöflichen Gymnasium Hollabrunn. Die dortige Bezirkshauptmannschaft hat umgehend Maßnahmen zur häuslichen Quarantäne eingeleitet.
Betroffen seien vier Lehrkräfte sowie 23 Schülerinnen und Schüler der Geburtsjahrgänge 2003 bis 2005, teilte Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) am Freitagabend mit. Die verfügte „Absonderung in den eigenen Räumlichkeiten“, also häusliche Quarantäne, bedeute, dass der eigene Wohnbereich nicht verlassen werden dürfe, und bei Auftreten von Symptomen die Gesundheitsbehörde (Bezirkshauptmannschaft) zu verständigen sei. Die Maßnahmen blieben bis 11. März aufrecht, teilte das Land mit.
Bei dem 72-jährigen Patienten in Wien handelt es sich nach APA-Informationen um einen renommierten Anwalt. Dass er Kanzleimitarbeiter angesteckt haben könnte, ist nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen. Demgegenüber sind 181 Spitalsmitarbeiter, die mit dem Mann womöglich Kontakt hatten, negativ auf eine Infektion getestet worden. Wo sich der 72-Jährige selbst angesteckt hat, steht nach wie vor nicht fest.
Bis Freitag, 16.30 Uhr, wurden laut Gesundheitsministerium bundesweit 763 Tests durchgeführt. Darunter waren auch Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) und seine Delegation, die nach einem Besuch im Iran negativ getestet wurden. In der Delegation befand sich zudem ein Journalist, der nach der Rückkehr am Montag Symptome einer Virusinfektion aufwies und daher als Verdachtsfall zunächst am Donnerstag im Kaiser-Franz-Josef-Spital aufgenommen worden war. Am Abend wurde er dann mit einem Infektionstransport nach Hause gebracht. Am Freitag lag dann auch sein Ergebnis vor: Er war ebenfalls negativ getestet worden.
Recht allgemeine Empfehlungen hat Österreichs Nationaler Sicherheitsrat (NSR) am Freitagabend in Sachen Coronavirus getroffen. Der Bundesregierung wurde einerseits ein intensiver Austausch der für die Eindämmung zuständigen Stellen der öffentlichen Verwaltung empfohlen, andererseits eine umfangreiche Information der Bevölkerung. Auch das Thema Cyberabwehr stand am Tapet.
Der Beschluss wurde in dem Gremium, in dem auch die Oppositionsparteien vertreten sind, mit der Mehrheit von ÖVP und Grünen beschlossen. Man möge die Bevölkerung „umfangreich und abgestimmt über Verhaltensmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus“ informieren. Damit könne man Panik vermeiden, aber auch das Ausbreiten der Krankheit im Anlassfall verhindern.
Wien hat unterdessen am Freitag seinen Notfallplan vorgelegt. Ein zentraler Punkt ist die Ausweitung des Ärztefunkdienstes. Von einem Besuch von Ordinationen und Ambulanzen wird dringend abgeraten. Menschen mit Infektionsverdacht sollten die Hotline 1450 anrufen. Betroffene werden dann vom - personell deutlich aufgestockten - Ärztefunkdienst besucht. Der medizinische Krisenstab der Stadt Wien traf am Freitag die Entscheidung, vorerst keine Einschränkungen für Kongresse, Tagungen, Sportveranstaltungen und ähnliche Veranstaltungen auszusprechen.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) präsentierten außerdem eine Informationskampagne, um die Bevölkerung über das neuartige Coronavirus aufzuklären. Vorgestellt wurde auch eine Task Force, die im Gesundheitsministerium einen medizinischen Beirat rund um SARS-CoV-2 bildet. „Wir ziehen die Kompetenzen in Österreich zusammen“, betonte Anschober. Mit Symptomen, die potenziell auf eine Infektion hindeuten, soll man für medizinische Auskünfte die Telefonnummer 1450 wählen, mit Fragen und Sorgen allgemein die Hotline unter 0800-555-621.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen bedankte sich am Freitagabend via Social Media bei allen Helfern in der aktuellen Corona-Krise bedankt. „Sie alle bilden gemeinsam so etwas wie das ‚Team Gesundheit Österreich‘ und tragen mit aller Kraft dazu bei, dass wir möglichst gesund bleiben“, würdigte er Pfleger, Ärzte, Apotheker, Polizisten, Rettungsdienste, aber auch das Bundesheer und die Einsatzstäbe.
Der Gesundheitszustand des mit dem Coronavirus infizierten italienischen Pärchens in Innsbruck ist nach wie vor unverändert gut. Der Zulauf zur eigens an der Innsbrucker Klinik eingerichteten Screening-Ambulanz für Coronavirus-Fälle hielt sich indes in Grenzen. In ganz Tirol werden im Kampf gegen das Coronavirus nun mobile Screening-Teams eingerichtet. Damit können die für eine Coronavirus-Testung notwendigen Abstriche in ganz Tirol in Zukunft auch zuhause durchgeführt werden, teilte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Freitag mit. Alle 40 am Freitag am Virologischen Institut untersuchten Testergebnisse waren negativ.
Oberösterreich weitet unterdessen seine Corona-Tests aus. Derzeit gibt es „eine zweistellige Zahl“ an Verdachtsfällen, verteilt auf das ganze Land. Das Land Kärnten verlängerte das ursprünglich bis Sonntag geltende Verbot von Schüleraustauschprogrammen mit Friaul-Julisch-Venetien und Veneto bis auf Weiteres.
Das Coronavirus könnte sich in Zukunft wie Influenza-Viren dauerhaft etablieren. „Es ist nicht anzunehmen, dass SARS-CoV-2 völlig verschwinden wird“, sagte Heinz Burgmann, Leiter der klinischen Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin an der MedUni Wien, im Gespräch mit der APA. Noch sind jegliche Szenarien über den weiteren Verlauf Spekulation, warnte der Experte.
Die EU-Gesundheitsminister kommen am 6. März wegen der Ausbreitung des Coronavirus zu einer Sondersitzung zusammen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet damit, dass es in einigen Wochen erste Ergebnisse zu Impfstoffen und Medikamenten gegen das neuartige Coronavirus gibt.
Seit dem 31. Dezember 2019 wurden 83.365 Fälle von COVID-19 (gemäß den in den betroffenen Ländern geltenden Falldefinitionen) gemeldet. Bis 28. Februar wurden 2.857 Todesfälle aus China registriert, 34 aus dem Iran, 21 aus Italien sowie 13 aus Südkorea, berichtete die Europäische Behörde ECDC zu Covid-19. Zwei Tote gab es bisher in Frankreich.