Osttirol

Kraftwerksgegner in Osttirol machen mit Verhüllungsaktion mobil

Die Tafel am Kalserbach, die das Gewässer als „Flussheiligtum“ qualifiziert, wurde verhüllt. Vertreterinnen und Vertreter von fünf Umweltschutz-Organisationen warnen vor Kraftwerken an den Seitenbächen der Isel.
© Oblasser

Die geballte Kraft der Osttiroler Naturschützer protestiert gemeinsam mit dem WWF in Kals gegen Kraftwerksprojekte an den Iselbächen.

Von Catharina Oblasser

Kals a. Gr. –In Österreich gibt es 74 vom Bundesministerium ernannte „Flussheiligtümer“, die durch ihre Schönheit und Schutzwürdigkeit herausstechen. Eines dieser Heiligtümer ist der Kalserbach. An seinem Ufer weist eine Tafel darauf hin, doch zu sehen ist diese zurzeit nicht. Osttiroler Umweltschutz-Initiativen haben gemeinsam mit dem WWF das Schild „Flussheiligtum in Gefahr“ darüber angebracht. Damit wollen sie gegen Kraftwerksprojekte an den Seitenbächen der Isel protestieren.

Sieben Projekte stehen zurzeit an oder sind schon genehmigt, eines davon direkt am Kalserbach. Betroffen sind außerdem der Tauernbach in Matrei, der Stalleralmbach, der Kalser Lesachbach und gleich zweimal die Schwarzach im Defereggental. Der größte Tiefschlag für die Umweltschützer ist aber, dass das Kraftwerk Obere Isel, welches das Land Tirol als nicht machbar qualifizierte, von den Projektbetreibern nun trotzdem weiterverfolgt wird.

„Naturgüter sind Allgemeingut"

„Werden die vielen Kraftwerkspläne im Isel-Gebiet tatsächlich umgesetzt, kann von Flussheiligtum keine Rede mehr sein. Damit würde ein Osttiroler Naturjuwel für immer zerstört“, warnt Marianne Götsch vom WWF Österreich. „Die Isel braucht ihre Seitenbäche, um lebendig zu sein.“ Reinhold Bacher vom Alpenverein Matrei setzt sich insbesondere für den Tauernbach ein. „Wir müssen unsere Flüsse bewahren, sonst weiß bald keiner mehr, wie unberührte Natur überhaupt aussieht.“ Auch Wolfgang Retter, der sich mit seinem „Verein für den Schutz der Erholungslandschaft Osttirol“ seit den 1970ern für den Umweltschutz stark macht, kann es kaum fassen. „Naturgüter sind Allgemeingut. Das öffentliche Interessen am Schutz dieser Güter wiegt schwerer als das Interesse an der Stromgewinnung.“ Im Hinblick auf die Weiterverfolgung der Kraftwerkspläne an der Oberen Isel warnt der 83-jährige Aktivist: „Wenn dieses Kraftwerk kommt, dann werden die Osttiroler sich vor die Bagger legen.“

Anna-Maria Kerber vertritt die seit Jahren bestehende Initiative „Iselfrauen“. Sie habe die alten Protest-Plakate wieder hervorholen müssen, sagt Kerber. „Ich bin überrascht, dass wir schon wieder hier sind, um für die Isel zu kämpfen. Und empört, dass die Projektanten des Kraftwerks an der Oberen Isel das Nein des Landes nicht akzeptieren.“ Geradezu fassungslos ist auch Monika Unterwurzacher von der „Bürgerinitiative gegen das Kraftwerk Obere Isel“. „Ich konnte es kaum glauben, dass Virgen und Prägraten das Projekt nun doch weiter betreiben. Wir werden uns wieder dagegen wehren, so wie schon letztes Mal.“