Kosten und Zeitplan für Basistunnel auf Prüfstand
Wird der Brennertunnel erst 2030 eröffnet? ÖBB-Infrastrukturchef und BBT-Aufsichtsrat Franz Bauer betont, dass das Bauprogramm derzeit evaluiert wird.
Von Peter Nindler
Innsbruck – Der 55 Kilometer lange Brennerbasistunnel (BBT) soll eigentlich im Dezember 2028 in Betrieb gehen. Dahinter steht aufgrund von Verzögerungen – auch wegen langwieriger Einsprüche bei der Vergabe des größten Bauloses Pfons/Brenner – allerdings ein großes Fragezeichen. Außerdem wurden durch Querschüsse des ehemaligen italienischen Tunnelvorstands Raphaele Zurlo über Monate wichtige Beschlüsse blockiert. Im Herbst des Vorjahres fiel der langjährige österreichische BBT-Chef Konrad Bergmeister diesen Querelen zum Opfer.
Damit die Blockade endlich durchbrochen wird, zog sich Bergmeister freiwillig zurück. Zurlo musste daraufhin seinen Sessel ebenfalls räumen. Seit September sind Martin Gradnitzer und Gilberto Cardola für den Bau des größten Eisenbahntunnels der Welt zuständig. Wie steht es jetzt um den Baufortschritt beim Tunnel? Mehr als die Hälfte wurde bereits ausgebrochen.
In Italien jubelte zuletzt Verkehrsministerin Paola De Micheli: „Ich war im Februar am Brenner. Wir werden unseren Teil früher als die Österreicher ihren beenden. Wir haben einen anderthalbjährigen Vorsprung vor den Österreichern“, sagte sie in einem Interview.
Angesprochen auf mögliche Verzögerungen meldet sich jetzt erstmals der Chef der ÖBB-Infrastruktur und Aufsichtsrat der Basistunnelgesellschaft Franz Bauer zu Wort. „Das Bauprogramm wird derzeit gerade evaluiert. Sobald eine seriöse Aussage zum weiteren Verlauf möglich ist, werden wir diese selbstverständlich umgehend auch der Öffentlichkeit bekannt geben“, sagt Bauer gegenüber der TT. Zuletzt zeigte sich Tirols LH, Günther Platter, sichtlich verärgert über die mögliche Verzögerung und forderte Antworten von der Tunnelgesellschaft. Dazu Bauer: „Wir sind uns vollkommen bewusst, dass die Öffentlichkeit ein Recht auf umfassende aber auch stichhaltige Information hat. Dafür brauchen wir aktuell noch mehr Informationen.“
Zurückhaltend gibt sich der Infrastrukturchef der Bahn hinsichtlich möglicher finanzieller Auswirkungen einer verspäteten Inbetriebnahme des grenzüberschreitenden Bahntunnels von Innsbruck nach Franzensfeste. „Auch diese Frage ist Teil der Evaluierung und wird entsprechend betrachtet“, sagt Bauer. Zuletzt wurden die reinen Baukosten mit 9,3 Milliarden Euro beziffert.
Befeuert werden die Hinweise auf eine spätere Fertigstellung des Tunnels durch den Streit mit dem Generalunternehmer für Pfons-Brenner, einer großen österreichischen Baufirma. Für sie sind die ausgeschriebenen Außenschalen für die Tunnelröhren zu schwach, es droht ein Rechtsstreit. Bauer gibt die Hoffnung auf eine Einigung allerdings noch nicht auf. „Unser Bestreben ist es, hier möglichst rasch eine einvernehmliche Lösung zu finden.“