Innsbruck-Land

Museums-Podcast: Akustische Reise zu den Höhlenbären im Halltal

Diese auf 1700 m Seehöhe gelegene „Halbhöhle“ nordöstlich des Plattenturmes im Halltal war wohl der Fundort der Knochen und Zähne von sechs Höhlenbären. Ein Absamer verwahrte den Fund bei sich zuhause.
© Christoph Spötl

Neue Erkenntnisse zu rund 40.000 Jahren alten Bärenrelikten aus einer Absamer Höhle schildern Forscher im Podcast des Gemeindemuseums Absam.

Absam – Auch in Krisenzeiten trägt das umtriebige Gemeinde­museum Absam zur kulturellen Grundversorgung in Tirol bei – mit spannenden Podcasts zu (lokal-)historischen Themen. Der jüngste Beitrag führt dabei besonders weit in die Vergangenheit, nämlich rund 40.000 Jahre: Es geht um neue Forschungsergebnisse zu den Höhlenbären, die einst im Halltal lebten.

Vor rund 40 Jahren hat der Absamer Reinhard Federspiel in einer schwer zugänglichen „Halbhöhle“ im Halltal, auf rund 1700 Metern Seehöhe, dicke Knochen, Knochen­reste und Zähne gefunden und sie privat sichergestellt.

2018 machten Christoph Spötl, Universitätsprofessor für Geologie in Innsbruck, und die Wiener Paläontologin Martina Pacher diese Entdeckung zum Thema eines Forschungsprojekts. Dabei ging es insbesondere um die Frage des Alters der insgesamt 32 Fundstücke aus dem Halltal.

Eines von 32 Fundstücken – der Unterkiefer eines Höhlenbären.
© Martina Pacher

Der Fund landete in der Folge in Belfast – und zwar an der Queen’s University, um dort mithilfe der Radiokarbonmethode das Alter der Absamer Oberarm-, Mittelhand-, Unterkiefer- und Schädelreste bestimmen zu lassen.

Ende 2019 publizierten die Forscher ihre Ergebnisse in einem Fachmagazin: Es handelt sich um ca. 32.000 bis 40.000 Jahre alte Spuren des Lebens im Halltal. Die Knochen und Zähne stammen von insgesamt sechs Höhlenbären (fünf Jungtiere und ein erwachsener Bär).

Höhlenbären (vor rund 24.000 Jahren ausgestorben) waren größer als heutige euro­päische Braunbären, wohl etwa so groß wie die mächtigen Kodiakbären und rund 500 bis 600 Kilo schwer. Sie waren auf Pflanzennahrung spezialisiert. Ihre Zeitgenossen während der letzten Kaltzeit im Alpenraum waren u. a. der Höhlenlöwe, der Wolf, der Vielfraß und, manchmal, der Mensch. An einem im Halltal gefundenen Schienbeinknochen sind Bisseindrücke eines mittelgroßen Raubtieres, wohl eines Wolfes, zu erkennen. Ein Hinweis, dass Wölfe bisweilen Höhlenbärenkadaver fanden und verwerteten, wie Pacher ausführt.

Im Podcast sprechen die beiden Wissenschafter über weitere Erkenntnisse, die Knochen und Zähne zulassen, und darüber, was man heute über den unmittelbaren Fundort und die weitere Umgebung weiß. Die klimatischen Verhältnisse in der Region waren damals z. B. völlig anders als heute: Wie Spötl erklärt, lag das Niveau des Inns damals deutlich höher, die Waldgrenze hingegen Hunderte Meter tiefer, es herrschte Tundra-artige Vegetation mit vereinzelten Bäumen. In den höher gelegenen Bereichen des Halltales dürfte es noch kälter gewesen sein. Wobei jener Hang im Halltal, wo die Knochenreste gefunden wurden, klimatisch wohl etwas begünstigt war.

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Den Museumspodcast „museumsreif“ findet man auf https://soundcloud.com/museumabsam/halltal (md)

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