Coronavirus

Messe trotz Corona-Krise: Tiroler Youtube-Pfarrer starten durch

Viele Gläubige besuchen die Messe derzeit virtuell – wie auf dem Youtube-Kanal der Pfarre Landeck.
© Screenshot/YouTube

In Landeck können Gläubige Gottesdienste online besuchen. Viele Pfarren entdecken derzeit das Internet als Medium, um trotz der Einschränkungen die Messe zu feiern.

Landeck, Pfunds, Imst, Sillian – Mit über 850 Besuchern hat der Landecker Dekan Martin Komarek bei seiner letzten Sonntagsmesse nicht gerechnet – vor allem nicht in Zeiten von Corona. Und auch wenn für ihn Statistik nicht alles ist, wie er betont, die Zahl freue ihn sehr.

Denn eigentlich müsste der Pfarrer überhaupt ohne Kirchenvolk feiern. Wäre da nicht der Youtube-Kanal, den er vergangene Woche eingerichtet hat.

📽 Video | Messfeier in Landeck:

In der Krise entdecken derzeit viele Seelsorger neue digitale Möglichkeiten. In Landeck kann man Gottesdienste nicht mehr „live“ besuchen, dafür aber virtuell verfolgen – im Internet. Das Equipment ist rudimentär, die „Filmcrew“ klein: Zum Einsatz kommen die digitale Kamera des Pfarrers, Mathias und Johannes als Ministranten, der Pfarrer selbst, ein Diakon und der Organist.

„Es ersetzt die Messe und die Heilige Kommunion nicht, ist aber trotzdem sehr wichtig für die Leute“, so Komarek. Vor allem Ältere hätten derzeit Angst. Viermal die Woche lädt man Gottesdienste hoch – auch zu Ostern will man Präsenz zeigen: Allerdings ist es kein Livestream – die Osternacht werde deshalb erst um 22 Uhr online zu sehen sein, so Komarek. Aber auch Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersonntag, lädt der Dekan zum virtuellen Mitfeiern ein. In der Karwoche werden die Messen außerdem von LandeckTV übertragen.

Vieles wird improvisiert. „Die Speisesegnung fällt wahrscheinlich flach“, so Komarek, und den Palmsonntag werde man vermutlich ohne Palmzweige feiern. Die importiert man in normalen Jahren aus Italien. Heuer seien sie unmöglich zu bekommen.

Komarek ist nicht der einzige – auch andere Pfarren setzen vermehrt auf digitale Kontakte, wie der Pfundser Dekan Franz Hinterholzer, der ebenfalls einen Youtube-Kanal betreibt. Auch in Imst gibt es seit der Ausgangssperre ein besonderes spirituelles Service: Jeden Tag um 18 Uhr überträgt das Kabel TV Imst auf seiner Facebook-Seite aus der Johanneskirche abwechselnd eine Messe mit Stadtpfarrer Alois Oberhuber oder einen Wortgottesdienst live. „Die Johanneskirche und der Gang übers Bergl stehen ja in Imst ganz im Zentrum der vorösterlichen Zeit“, erklärt Kabel-TV-Chef Manfred Siegl die tiefe Verbundenheit der Imster mit dem geistlichen Zentrum in der Stadtmitte, die ihn zu dieser Sendung animierte. Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung seien sehr positiv – „und Vorschläge für die Fürbitten bekommen wir eigentlich aus aller Welt, sogar aus Sri Lanka“, freut er sich über den Anklang und das Echo dieser Live-Übertragungen.

Verblüfft über den Erfolg dieser neuen Art des Messbesuchs ist auch der Sillianer Dekan und Pfarrer Anno Schulte-Herbrüggen, der seine Messen seit 21. März live im Internet überträgt. „Bei der Samstag-Vorabend-Messe hatten wir 1167 Aufrufe, am Sonntag waren es 986 Besucher“, ist er erfreut. „Das ist viermal so viel, wie üblicherweise zur Messe kommen.“ Überrascht ist „Dekan Anno“, wie er stets genannt wird, nicht. „Die Menschen brauchen in diesen Zeiten einen Anker“, nennt der Pfarrer eine Begründung.

„Wir haben Kinder gebeten, uns ihre Gedanken über WhatsApp zu schicken, diese Gedanken habe ich während der Messe vorgespielt“, erzählt er. „So konnten die Kinder den Gottesdienst mitgestalten, obwohl sie nicht persönlich vor Ort waren.“ Nun will die Pfarre noch an der Tonqualität der Übertragung arbeiten, damit der Gottesdienst noch wirklichkeitsgetreuer wird.

Etwas ganz anders ist der Podcast „Was glaubst du“, den die Katholische Jugend (KJ) Salzburg in Kooperation mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus verschiedenen Teilen der Erzdiözese führt. Darin teilen sie im aktuellen Kirchenjahr Woche für Woche ihre eigenen Gedanken zum jeweiligen Sonntagsevangelium. „Gerade jetzt, da die Menschen aufgrund des Coronavirus daheimbleiben müssen, ist der Podcast eine Möglichkeit, Kirche in das eigene Haus zu holen“, sagt Florian Huber, Jugendleiter und Mitinitiator der KJ Salzburg. (mr, pascal, co, mm)