Tirol

Militärkommandant Bauer: Abschied ohne Pomp und Blick in die Zukunft

Generalmajor Herbert Bauer ist ab dem 1. April Pensionist.
© ÖBH/Nalter

Militärkommandant Herbert Bauer wechselt in den Ruhestand und zieht für sich eine positive Bilanz über 46 Jahre beim Österreichischen Bundesheer.

Von Mario Zenhäusern

Innsbruck – Seinen Abschied hat er sich ganz anders vorgestellt. Am Dienstag, 31. März, übergibt Generalmajor Herbert Bauer die Fahne des Militärkommandos Tirol an seinen Nachfolger, Oberst Ingo Gstrein. Anstelle des für derartige Fälle vorgesehenen Festakts findet Corona-bedingt eine „einsatzmäßige Kommandoübergabe“ statt, ohne Gäste, ohne Truppe. Nach 46 Jahren im Dienst des Bundesheeres ist Bauer dann ab Mitternacht Privatperson – und Pensionist.

Der gebürtige Kärntner war 1985 als Generalstabsoffizier nach Tirol gekommen und im Militärkommando für Einsatzführung zuständig. In seiner langen Karriere führte er unter anderem das Jagdkommando in Wiener Neustadt (von Bauer als „militärisch interessanteste Aufgabe“ bezeichnet), war Kommandant der 6. Jäger-Brigade mit Sitz in Absam und seit 2002 Militärkommandant in Tirol.

Für drei Jahre, von 2003 bis 2005, tauschte Bauer seinen Amtssitz im Kommandogebäude Fenner/Dankl in Innsbruck mit der Rossauer Kaserne in Wien: Als Kabinetts- und Stabschef war er wichtigster Mitarbeiter des damaligen Verteidigungsministers Günther Platter. „Das war hochinteressant, ich möchte keine Sekunde missen“, erinnert er sich im Gespräch mit der TT, „die Zeit in Wien hat meinen Erfahrungshorizont erweitert und mir meine Führungstätigkeit im Militärkommando Tirol massiv erleichtert.“

Bauer, der sich immer als Vermittler zwischen den verschiedenen Interessen des Bundesheeres und des Landes Tirol sah, hielt mit fachlich fundierter Kritik an der Verteidigungspolitik nie hinterm Berg. Eine Gratwanderung? „Ja. Ich äußere meine Meinung auf Basis meines Fachwissens. Die Politik neigt aber dazu, andere Interessen zu verfolgen, die anderen Einflüssen unterworfen sind. Das ist schon spannend.“

Auf die Frage nach dem – von ihm immer wieder kritisierten – Zustand des Bundesheeres antwortet der Berufsoffizier mit einem Bild: „Das ist wie bei einem halbvollen oder halbleeren Glas. Dort, wo wir ausreichend Ausrüstung haben, ist er qualitativ sehr gut. Dort, wo uns quantitativ etwas fehlt, fehlt es uns nachhaltig.“ Die Mannesausrüstung etwa sei qualitativ gut, aber nicht für alle vorhanden, große Lücken würden auch beim militärischen Fuhrpark oder den Kommunikationsmitteln bestehen. Es seien zwar ausreichend Konzepte für eine Verbesserung des Ist-Zustands vorhanden, die auch politisch abgenickt wurden, aber nie ausreichend finanziell bedeckt worden seien.

Der aktuell laufende Corona-Einsatz fordert dem 65-Jährigen zum Ende seiner Laufbahn noch einmal sehr viel ab: „Es gibt eine hoch reale Bedrohung, die das ganze Land umfasst. Das erfordert eine Umstellung des Verhaltens im Dienst, die auch die Soldaten massiv herausfordert.“ Dass er genau in dieser Phase, in der das Bundesheer Führungspersönlichkeiten seines Kalibers dringend braucht, das Kommando abgibt, widerspricht sowohl der militärischen Logik als auch dem berufsethischen Verständnis Bauers. Deshalb hat er auch angeboten, für die Dauer der Corona-Krise zu bleiben – was aber in Wien nicht angenommen wurde, um das Vertrauen in den bereits im Vorjahr bestellten Nachfolger zu bestätigen.

Im Ruhestand will Bauer „all die Erfahrungen, die er jetzt beim Führen und Entscheiden in Krisen gemacht hat, abstrahieren und interessierten Leuten zur Verfügung stellen“. Nicht anhand der Corona-Krise, aber mit den Erfahrungen, die er in dieser Phase gemacht hat, will er seine Schlüsse ziehen und sie in Planspielform aufbereiten.

Tirols Militärkommandant zieht seine Uniform endgültig aus. Er ist froh, für sich eine positive Bilanz ziehen zu können, auch wenn ihn „die oft gegebene Geringschätzung des Bundesheeres und seiner Leistungsträger“ stört. Aber das kann sich ja rasch ändern in Zeiten wie diesen.

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