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Politologe im Interview zu Corona-Krise: „USA haben Führungsrolle aufgegeben“

US-Präsident Trump machte im Krisenmanagement bisher eine schlechte Figur.
© MANDEL NGAN

Der Innsbrucker Politologe Gerhard Mangott sieht auch in der Corona-Krise den Abschied der USA von ihrer Weltmachtrolle und den Versuch Chinas, das Vakuum aufzufüllen. Europäische Integration ist schwer beschädigt.

Innsbruck – Ein neuartiges Virus und der Kampf dagegen haben die uns bekannte Welt aus den Angeln gehoben. Das Fundament der bestehenden Ordnung bekommt Risse und niemand kann zur Zeit sagen, ob sie je wieder gekittet werden können. Die Welt fährt in der Krise auf Sicht, die Ungewissheit bestimmt unser Leben. Doch eines ist klar: Das Kräfteparallelogramm ist im Begriff, sich zu verschieben, die globalen Führungsmächte werden unterschiedlich stark aus dem Umbruch hervorgehen. Die TT sprach mit dem Innsbrucker Politologen Gerhard Mangott über Verlierer und etwaige Gewinner einer Krise, die in ihrer Dimension noch gar nicht abschätzbar ist.

In der schwer getroffenen chinesischen Provinz Hubei wird die Industrieproduktion wieder hochgefahren.
© STR

Europa hat bisher in der Krise alles andere als gemeinschaftlich und solidarisch agiert. Vielmehr hat es nationale Alleingänge gegeben. Wie schwer wurde Europa beschädigt?

Gerhard Mangott: Der Schaden für die europäische Inte­gration ist unermesslich. Wobei es nicht gerechtfertigt ist, das Versagen Brüssel anzulasten. Die EU-Kommission hat in der Gesundheitspolitik kaum Kompetenzen und budgetäre Mittel. Da haben die Nationalstaaten das Sagen. Und diese haben den Integrationsgedanken nach Kräften untergaben. So wurden die innereuropäischen Grenzen geschlossen und Schengen somit kurzerhand ausgehebelt. Da wurden Exportverbote für dringend benötigte Schutzbekleidung verhängt und somit das Prinzip des freien Warenverkehrs im Binnenmarkt verletzt.

Und im EU-Mitgliedsland Ungarn scheint Regierungschef Viktor Orbán inmitten der Krise ein autoritäres Herrschaftssystem zu errichten.

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