Die Produktion in Tirol läuft trotz Corona – noch – auf Touren
Während Hotels, Lokale und viele Läden geschlossen bleiben, produziert die Industrie noch. Zu lange sollte die globalisierte Wirtschaft nicht stillstehen.
Von Verena Langegger
Innsbruck – Für sehr viele Arbeitnehmer hat sich das berufliche Umfeld seit Mitte März stark verändert, andere gehen wie gewohnt ihrer Arbeit nach. „Wir arbeiten weiter in drei Schichten“, sagt etwa Max Kloger, Geschäftsführer der Tiroler Rohre Gmbh in Hall. Die Hygienemaßnahmen würden von den insgesamt 220 Mitarbeitern selbstverständlich eingehalten. „Wir schauen ganz genau auf die Abstände“, sagt der Chef. Das sei aber relativ leicht, denn ein Rohr sei fünf Meter lang und die Mitarbeiter könnten entweder an dem einen oder dem anderen Ende arbeiten. Aber auch in den Pausen oder in Umkleideräumen dürfen die Arbeiter nicht mehr zusammenstehen und plaudern.
Umsatzmäßig gebe es Einbrüche, „vor allem, weil zahlreiche Baufirmen ihre Arbeit einstellen mussten“, sagt Kloger. Auch Gemeinden seien mit Beschränkungen konfrontiert. Die Produktion müsse aber noch nicht zurückgefahren werden. Auch bei den Röhrenwerken werden aber Zeitguthaben aufgebraucht und Urlaube abgebaut, auch die Büros seien nicht besetzt oder auf Teleworking umgestellt. „Für uns ist sehr wichtig, wie es weitergeht“, sagt Kloger: „Wenn die Krise mit ihren Einschränkungen noch sehr viel länger dauert, dann müssen eventuell auch wir Kurzarbeit anmelden.“ Noch habe man keine Staatshilfe in Anspruch genommen, „die Wirtschaft muss am Leben bleiben, deshalb produzieren wir weiter“. Auch die rund 65 Mitarbeiter der Steka-Werke im Innsbrucker Gewerbegebiet machen weiter.
In den Fertigungsräumlichkeiten des technischen Keramikwerkes wurde mehr Platz geschaffen, im engsten Fall seien zwischen den Mitarbeitern zwei bis drei Meter Abstand. Schon am Haupteingang gibt es Desinfektionsmöglichkeiten, sagt Steka-Geschäfsführer Markus Dax: „Corona-Fall hat es bis jetzt noch keinen gegeben.“ Allerdings müssten die Abteilungsleiter die Gesundheit ihrer Mitarbeiter überprüfen, was manchmal auf Unverständnis stoße. Umsatzeinbrüche gebe es bei Steka keine, zwar seien manche Automotiv-Betriebe, für die zugeliefert werde, derzeit geschlossen, dafür gebe es mehr Aufträge aus anderen Bereichen. „Der Auftragseingang im April und Mai ist wie im vergangenen Jahr“, erklärt Dax. „Wir sind gut aufgestellt“, sagt er. Schwierig werde es, wenn große Kunden wegbrechen. Kurzarbeitspläne habe man aber in der Schublade.
Dax beobachtet mit zunehmender Länge der Einschränkungen wegen der Corona-Krise eine zunehmende Freude bei den Angestellten und Arbeitern, in den Betrieb kommen zu können. Nur die erste Woche sei schwierig gewesen. „Da haben viele sich gefragt: Warum müssen wir arbeiten und andere nicht?“ Für Dax ist klar: „Die Industrie muss arbeiten. Je länger manche Wirtschaftszweige heruntergefahren sind, desto schwieriger wird es.“ Trotzdem hat er Verständnis dafür, dass mit den Quarantänebestimmungen in Tirol das Gesundheitssystem geschützt werden muss.
Bei Innio-Jenbacher ist das globale Krisenmanagementteam bereits seit Ende Jänner im Einsatz. Am Hauptproduktionsstandort in Jenbach sei der physische Abstand zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch zusätzlich vergrößert worden, erklärt Werksleiter Martin Mühlbacher. Neben den verordneten Hygienemaßnahmen würden auch die Arbeitsbereiche regelmäßig desinfiziert. Mittlerweile wurde auch jede Reisetätigkeit eingestellt. Innio-Jenbacher arbeitet im Normalbetrieb, „um der Verpflichtung zur Erhaltung und zum Ausbau kritischer Infrastruktur auf der ganzen Welt nachzukommen“. Unterstützt werde etwa die Energieversorgung in Tirol, aber auch in Österreich und in Europa. So werde aber auch Regelenergie, etwa für die Tiroler Supermarktkette MPreis, bereitgestellt. „In ganz Europa nutzen 300 Krankenhäuser sowie 350 Stadtwerke und Fernwärmekraftwerke Gasmotoren aus Jenbach zur Energieversorgung“, betont Mühlbacher.Derzeit wird in Tirol laut Industriellenvereinigung (IV) nur um rund zehn Prozent weniger produziert, die Lage am Weltmarkt müsse allerdings beobachtet werden.