Corona-Krise

Tiroler Wettbüro-Betreiber Hatzl: „Heuer werden wir kein Plus machen“

Vierklee-Geschäftsführer Dean Hatzl: Sein Völser Wettbüro erlebt derzeit Umsatzeinbrüche, Ende ungewiss.
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Seit 1982 gibt es das Völser Wettbüro Vierklee mit mittlerweile fünf Mitarbeitern. Geschäftsführer Dean Hatzl, der über 50 Wettautomaten in Gastronomiebetrieben führt, trifft die derzeitige Corona-Krise hart.

Wie einschneidend ist die durch die zahlreichen Absagen bedingte Sportpause für die Wettanbieter?

Dean Hatzl: Geschäftlich ist das eine mittlere Katastrophe, die Sportwelt steht ja förmlich still. Die fünf großen Fußballligen in England, Spanien, Italien, Deutschland und Frankreich sind die Zugpferde, dazu kommt die Champions League. Und dass auch die EURO ausfällt, ist höflich gesagt ungünstig.

Es gibt immer wieder Länder, die meinen, der Krise trotzen zu müssen. Was ließe sich derzeit überhaupt auf den Markt bringen?

Hatzl: Das derzeitige Programm ist für unsere Verhältnisse überschaubar und für uns kaum von Bedeutung: Fußball gespielt wird derzeit in Weißrussland, in Burundi und Tadschikistan ging es auch los, dazu finden Freundschaftsspiele statt, auch Tischtennis in Russland läuft. Aber im Moment würde selbst das ohnehin kaum jemanden interessieren.

Wie meinen Sie das?

Hatzl: Die Bevölkerung hat keine Zeit und wohl auch kein Geld, es geht um andere Themen wie Kurzarbeit.

Ist die Situation für Sie als Unternehmer prekär?

Hatzl: Ein Plus schreibt heuer keiner, die Einbußen betragen derzeit 95 Prozent. Im März floss ein bisschen was, im Apri­l schreiben wir einen Nuller. Vielleicht geht es im Mai wieder los, möglicherweise mit der deutschen Liga.

Von was für einem Starttermin gehen Sie aus?

Hatzl: Wir gehören zur Fachgruppe Freizeit und Tourismus und dürfen erst ab 15. Mai wieder aufsperren. Aber ich rechne erst mit Herbst.

Wie stellt sich die Situation für Ihre Firma dar (fünf Mitarbeiter, Anm.)?

Hatzl: Die Situation ist bitter für Annahmestellen. Selbst die Vergnügungssteuer (150 €/Portal, Anm.) müssen wir vom ersten Tag, an dem die Geräte monatlich im Einsatz sind, zahlen. Es gibt keine Kulanz, aber es geht allen gleich.

Hat es ein kleiner regionaler Anbieter wie der Ihre besonders schwer?

Hatzl: Die Auflagen sind derzeit streng, der Spielerschutz hat Folgen: Seit 1. Februar müssen alle Konten registriert werden, um Mitternacht müssen wir zusperren, erst ab 8 Uhr dürfen wir wieder aufsperren. Alle Wetter werden förmlich ins Internet dirigiert.

Wie sieht es um den virtuellen Sport aus, der selbst im Radsport Einzug hält?

Hatzl: Das interessiert im Grunde keinen. Es sind für uns nur Sportarten relevant, die von Medien transportiert werden. Beim Fußball, mit dem wir 75 Prozent des Geschäfts machen, gibt’s Vergleichbarkeit. Tennis ist auch gut, aber selbst bei der Formel 1 wird es schwer. Im Winter ist Eishockey von Bedeutung, vielleicht Biathlon, sonst kaum etwas.

Das Gespräch führte Florian Madl

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