Kinder selten von Coronavirus betroffen aber nicht „gefeit“

Kinder erkranken viel seltener als Erwachsene an Covid-19. Noch seltener gibt es schwere Verläufe. Wegen oft unspezifischer Symptome sollte die Erkrankung aber nicht übersehen werden, stellten Experten der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) gegenüber der APA fest. Die Zahl der bisher wegen Covid-19 in Österreich hospitalisierten Kinder dürfte nur einstellig sein.

„In Österreich waren es bisher nur ganz wenige Covid-19-Fälle von Kindern, die stationär waren. Kein einziges wurde intensivpflichtig (Aufnahme in Intensivstation; Anm.) Die Zahl der ins Krankenhaus wegen der Erkrankung aufgenommenen Kinder war laut Rundrufen, die wir gemacht haben, bisher im einstelligen Bereich“, sagte Volker Strenger von der Universitäts-Kinderklinik in Graz. Man bemühe sich derzeit um die Etablierung eines Registers, um die Fälle eventuell österreichweit dokumentieren zu können.

„Kinder erkranken wesentlich seltener als Erwachsene. Eine Auswertung der ersten knapp 45.000 Labor-bestätigten Covid-19-Fälle in China zeigt, dass Kinder unter zehn Jahren nur 0,9 Prozent (416 Kinder) und Kinder zwischen zehn und 19 Jahren nur 1,2 Prozent (549 Kinder) der Fälle ausgemacht haben. Diese Auswertung bezieht sich nur auf Fälle, welche in der Regel aufgrund von (relevanter) Symptomatik getestet wurden. Wie viele Patienten (inkl. Kindern) erkrankt sind, aber aufgrund einer milden Symptomatik nicht getestet wurden, ist naturgemäß unbekannt“, schrieb ein Expertenteam der Fachgesellschaft vor wenigen Tagen in einer Literaturübersicht.

In der chinesischen Analyse hätte die Gesamtsterblichkeit aller Covid-19-Patienten (jeglichen Alters; Anm.) 2,3 Prozent betragen. Kein einziges Kind unter zehn Jahren sei gestorben, ein Kind im Alter zwischen zehn und 19 Jahren (0,18 Prozent). Auch in Italien habe sich unter den ersten 2.003 Todesfällen kein einziges Kind befunden. „Von bisher fast 25.000 Fällen in Italien waren ebenso wie in China nur selten Kinder und Jugendliche betroffen. So waren nur 0,5 Prozent der Patienten null bis neun Jahre alt, und 0,7 Prozent im Alter von zehn bis 19 Jahren“, schrieben die Fachleute.

Strenger betonte aber, dass man das Problem nicht verharmlosen dürfe: „Man darf nicht sagen, Kinder trifft‘s sowieso nicht.“ Aus einer Pariser Klinik sei von rund einem Dutzend Kindern berichtet worden, die in Intensivstationen aufgenommen werden mussten, einige davon auch ohne schwere chronische Grunderkrankung.

Es gibt rund um Covid-19 und Kinder eine Problematik wie der Experte erklärte: „Kinder haben unspezifischere Symptome. Die meisten haben kein oder nur geringes Fieber.“ Auch Husten und Atemnot kämen seltener vor als bei erwachsenen Patienten. „Wir testen deshalb alle Kinder mit einem respiratorischen Symptom oder auch geringem Fieber.“ Gleiches gelte natürlich für Kinder, die Kontakt mit Covid-19-Patienten gehabt hätten - oft eben Eltern.

Hans Jürgen Dornbusch, niedergelassener Kinderarzt in Andritz in der Steiermark, betonte ebenfalls, dass Wachsamkeit angebracht sei. „Übersehen darf man die Krankheit bei Kindern nicht. Vor allem nicht bei Kindern, die an Herz-, Lungenerkrankungen oder an einer Immunschwäche leiden.“ Hier müssten alle, auch die Eltern, besonders vorsichtig sein. „Wir wollen, dass auch die Eltern solcher Kinder von der Arbeit freigestellt werden können“, sagte Dornbusch. Hier gebe es ein erhöhtes Risiko.

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