GLS: Ein Mercedes, so groß wie ein Stern
Wem auch das neue Mercedes-Oberklasse-SUV GLE noch zu kompakt ist, der kann nun zum Siebensitzer GLS greifen. Preis, Dimension und Auftritt machen dieses SUV zum Sternen-Raumschiff mit Exklusivitätsfaktor.
Von Reinhard Fellner
Innsbruck – Die Ökologisierung des Fahrzeugangebots ist derzeit eines der Themen der Autoindustrie – zumindest innerhalb der Europäischen Union, die Hersteller über Milliardenstrafen zur Schadstoffreduktion (aus dem Auspuff) zwingt. In Amerika, Teilen Asiens oder Russland ticken die Uhren jedoch noch ganz anders. So zählten beispielsweise auch 2019 schwere Pickup zu den meistverkauften Autos der Welt. In diesem Kontext ist es auch zu sehen, dass Premiummarken ihre ohnehin schon üppigen Oberklasse-SUV nun nochmals durch ausladende Siebensitzer toppen.
Beispiel Mercedes GLS: ein 5,2-Meter-SUV, wie es selbst Mercedes noch nie vom Band rollen hatte lassen. Auf Basis des neuen GLE zünden die Stuttgarter hier nicht nur ein hochaktuelles Technikfeuerwerk, sondern sprengen mit dem Siebensitzer auch bisherige Raumvorstellungen im Pkw-Bereich.
Vielleicht nicht beim Lenker. Hat er den GLS nämlich erst einmal bestiegen, sind Unterschiede zum kürzeren GLE kaum auszumachen. Schon in der zweiten Reihe offenbart sich aber eine Oppulenz an Raum und Komfortausstattung, die den Lenker eigentlich schon zum Chauffeur degradiert. Allein die Armlehne mit dem eingelassenen Tablet-PC ist ein schönes Stück Detailverliebtheit. Per Tastendruck geht es dann zur Reihe drei. Das Gesurre dauert zwar etwas, aber für manchen ist wohl schon allein der Vorführeffekt alles Warten wert. Zwei vollwertige Sitze sind dann der Lohn der Geduldigen.
Gibt es gar keinen sechsten und siebten Passagier, kann man diese Sitze auch elektrisch in den Boden klappen.
Dies belohnt der GLS dann mit einem Kofferraum von 630 Litern. Will man Sperriges transportieren, stellt der Benz bis zu 2055 Liter Ladevolumen bereit. Handwerkerutensilien dürften wohl aber schon aufgrund der feinen Teppichqualität ausscheiden. Auch sonst entspricht die Anmutung der eines großen Mercedes.
Trotzdem sollte man den GLS aber nicht mit einer höhergelegten S-Klasse verwechseln. Dafür fehlt dem Riesen-Benz im Vergleich zur (S)onderklasse-Limousine die letzte Finesse im Innenraum und beim Fahren. Gerade hierbei zählt das SUV unter seinesgleichen jedoch wieder zu den Besten. Zwar kann die Luftfederung 2,5 Tonnen Leergewicht und 21-Zoll-Felgen im 315er-Format nicht wegkaschieren, schafft aber weitgehend wankfreies Fahren auch bei Kurvengeschlängel. Ansonsten geht es bei einer Sitzhöhe im Lkw-Bereich herrschaftlich dahin. Höhe und Dämmung schotten ab. Der bullige Diesel-Sechszylinder lässt wuchtige 700 Newtonmeter an die Räder, die von der feinen Neungangautomatik seidenweich und ohne Anfahrschwäche verwaltet werden. Bei Bedarf lässt das Prachtaggregat im getesteten 400d seine 330 Pferde auch laufen und katapultiert den schwäbischen Riesen in 6,3 Sekunden auf 100 km/h. Gleiten, genießen sind aber eher Programm. Die traumhaften Massagesitze oder die Burmester-Hifi-Anlage (beides optional) laden dazu ein.
Nur der Vollständigkeit halber: Ins Gelände könnte der GLS dank Allrad und – bei Bedarf – enormer Bodenfreiheit im Geländeprogramm natürlich auch. Kraxeln mit 2,5 Tonnen aber bitte nur auf festem Boden.
Das exklusive Vergnügen, diesen luxuriösen Sternen-Kreuzer zu steuern, beginnt bei 100.800 Euro für den GLS 350d (286 PS) – und endet in so mancher Parkgarage.
Die Technik
Motor: Sechszylinder-Diesel
Hubraum: 2925 ccm
Drehmoment: 700 Nm bei 1200 U/min
Leistung: 243 kW/330 PS
L/B/H: 5207/1956/1823 mm
Gewicht: 2490/3250 kg
Kofferraumvolumen: 630 – 2055 l
Tankinhalt: 90 l
Höchstgeschwindigkeit: 238 km/h
0 – 100 km/h: 6,3 Sekunden
Verbrauch: 10,2 l/100 Kilometer
Kraftübertragung: Allradantrieb
Preis: (400d) 105.889 Euro
CO2-Emission: 213 g/km